Teilhabe durch Crowdworking
Crowdwork und gesellschaftliche Teilhabe: ein widersprüchliches Verhältnis?*1
Crowdwork und gesellschaftliche Teilhabe: ein widersprüchliches Verhältnis?
Forschungsthema
Neue digitale Technologien verändern Arbeitsprozesse, berufliche Tätigkeitsfelder und vorherrschende Lebensweisen. Als eine Organisationsform digitaler Arbeitsmärkte etabliert sich gegenwärtig Crowdwork.
Forschungsgruppe und ihre Fragen
Im Projekt „Teilhabe durch Crowdworking: Eine Analyse der Gelingensbedingungen einer Innovation für Personengruppen mit erschwerter Teilhabe am Erwerbsleben“ fragen wir danach, welche neuen Handlungsmöglichkeiten mit dieser Art der digitalen Arbeit verbunden sind oder sein können. Zwar weisen bisherige Studien auf diverse Risiken dieser Arbeitsform hin. Beispielsweise ist das erzielte Einkommen häufig gering und arbeitsrechtliche Standards fehlen genauso wie soziale Absicherung. Ausgehend von solchen Erkenntnissen wollen wir dennoch den Fokus darauf richten, inwiefern Crowdwork Potenziale beinhaltet, die – bei einer entsprechenden politischen und ökonomischen Gestaltung – unterschiedlichen Beschäftigtengruppen einen weiteren Zugang zu Erwerbsarbeit bieten können.
Vor diesem Hintergrund fragen wir danach, inwieweit die Zeit- und Ortsunabhängigkeit von Crowdwork Menschen entgegenkommt, die nicht oder nur erschwert am klassischen Arbeitsmarkt partizipieren können. Uns interessiert, inwiefern Crowdwork die Teilhabechancen in den Arbeitsmarkt beispielsweise von Menschen mit Behinderung, von Menschen mit Sorgeverpflichtungen im Privaten oder von Menschen, die in ländlichen strukturschwachen Regionen leben, erhöht. Sofern für weitere Personengruppen, die bisher noch nicht im Fokus der Forschung sind, gewachsene Teilhabechancen deutlich werden, sollen auch diese aufgezeigt werden.
Die vorgefundenen Formen der Teilhabe messen wir u.a. an „Standards guter Arbeit“ (z.B. DGB-Index Gute Arbeit) und diskutieren so die gegenwärtige Qualität der Arbeitsinhalte und –bedingungen der Crowdworker_innen. Darüber hinaus untersuchen wir, welche weiteren sozialen Bedingungen für eine gelungene Teilhabe und Inklusion gegeben sein müssen.
Folgende Forschungsfragen bearbeiten wir in dem Projekt:
- Welche Teilhabechancen kann Crowdworking für Personen mit erschwerter Partizipation am Erwerbsleben bieten?
- Welche Risiken und neuen Ungleichheitsformen können entstehen?
- Wie ist die Qualität der entstehenden Arbeitsverhältnisse zu bewerten?
- Unter welchen konkreten Bedingungen können diese Gruppen mit Crowdworking ihre Teilhabe verbessern und gut gestalten?
- Welche sozialpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten sollen genutzt werden, um diese Bedingungen zu verwirklichen?
Durchführung
Zur Beantwortung dieser Fragen haben wir in einer ersten Phase qualitative Interviews mit Expert_innen geführt. Im Sommer 2020 haben wir eine quantitative Online-Befragung unter Crowdworker_innen auf zwei Plattformen (Marktplatz und Microtask) durchgeführt. Im Anschluss daran interviewten wir bereits einige Crowdworker_innen zu ihren Arbeits- und Lebenssituationen. Bis zum Ende der Projektlaufzeit im März 2022 werden wir alle Ergebnisse zusammenführend diskutieren und Konsequenzen für mögliche sozialpolitische Gestaltungsmöglichkeiten in einer Broschüre und weiteren Texten veröffentlichen.
Forschungsziele
Unser Ziel ist es, Vorschläge zu entwickeln, wie Crowdwork so gestaltet werden kann, dass die Inklusion unterschiedlicher sozialer Gruppen gestärkt wird und hierbei gute Arbeitsbedingungen hervorgebracht werden. Wir entwerfen Maßnahmen, mit denen Plattformbetreiber und Auftragsunternehmen für die Frage nach Teilhabe der verschiedenen Gruppen sensibilisiert werden. Hierfür bilden wir ein Netzwerk, in dem ganz unterschiedliche Akteur_innen aus Theorie und Praxis – wie Crowdworker_innen, Plattformverantwortliche, Interessensverbände und andere Forschungskontexte – diese Fragen diskutieren.
„Forschung: Hilft Crowd-work für Teilhabe?“
Forschungs-Thema
Viele Dinge ändern sich durch das Internet.
Der Arbeits-Markt ändert sich auch durch das Internet.
Es gibt jetzt neue Formen von Arbeit.
Eine neue Form ist zum Beispiel
Bei Crowd-work verteilen Firmen Arbeit an andere.
Die Arbeit wird auf einem Portal beschrieben.
Portale sind Internet-Seiten zu einem speziellen Thema.
Über das Internet können Menschen die Arbeit finden.
Forschungs-Gruppe und ihre Fragen
Wir sind eine Forschungs-Gruppe.
Wir machen eine Untersuchung zu Crowd-work.
Unsere Untersuchung dauert drei Jahre.
Wir wollen mehr über Crowd-work herausfinden.
Die Menschen kriegen wenig Geld bei Crowd-work.
Die Menschen haben keine Versicherung bei Crowd-work.
Aber Crowd-work kann auch gut sein.
Vielleicht kommen Menschen so leichter an Arbeit.
Zum Beispiel Menschen mit Behinderungen.
Oder Menschen, die andere Menschen aus der
Familie pflegen müssen.
Oder Menschen, die auf dem Land wohnen.
Forschungs-Fragen
Es gibt wichtige Fragen in unserer Untersuchung.
Zum Beispiel
Forschungs-Ziele
Wir wollen danach Vorschläge machen.
Dafür brauchen wir Hilfe von vielen Menschen.
Zum Beispiel von Menschen mit Behinderungen.
Oder von anderen Gruppen, die besondere Interessen haben.
Durchführung
Wir machen unsere Untersuchung mit verschiedenen Mitteln:
Zum Beispiel machen wir Befragungen.
Wir fragen Menschen, die sich gut mit Crowd-work auskennen.
Wir fragen auch Menschen, die Crowd-work machen.
Wir wollen Interviews mit einigen Menschen machen.
Und wir wollen eine Umfrage mit vielen Menschen machen.
Der Begriff Crowdwork bezeichnet eine Form der Arbeitsorganisation, in der Unternehmen oder Institutionen bestimmte Aufgaben auf digitale Plattformen ausgliedern. Diese Plattformen vergeben sie an eine große, vielfach vorab unbestimmte Menge freier Crowdworker_innen, die hierfür bezahlt werden. Der konkrete Arbeitsprozess wird vollständig über die Plattformen abgewickelt. Über die Annahme oder die Ablehnung eines Auftrags entscheiden die Crowdworker_innen selbst. Die Arbeitsinhalte reichen von Kleinstaufträgen wie Tagging oder kurze Softwaretests über Tätigkeiten wie Übersetzungen oder Grafikarbeiten bis hin zu komplexen Innovationen etwa im Feld der Informatik. Die Aufträge werden vollständig online erledigt.
Das Projekt wurde für die Dauer von drei Jahren (April 2019 – März 2022) vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.