Mikropolitik und Aufstiegskompetenz von Frauen
Mikropolitik wird überall dort relevant, wo Macht eine Rolle spielt. Die meisten Arbeitsplätze und Berufe sind eindeutig geschlechtstypisiert. Auf keinen Bereich trifft dies so stark zu wie auf den Führungsbereich, der eine hartnäckige Männerdomäne darstellt. Macht und Aufbau von Macht geschehen innerhalb dieser Ordnung und sind deshalb nicht unabhängig vom Geschlecht zu sehen. Innerhalb der „Kampfzone“ Management bedeutet Mikropolitik aktive Einflussnahme auf das Geschehen zu dem Zweck, sich Vorteile zu verschaffen: Mikropolitisch handelt, wer durch die Nutzung Anderer in organisationalen Ungewissheitszonen eigene Interessen verfolgt (Neuberger, 2006, S. 18). Dabei ist offen, ob anderen genutzt oder geschadet wird. Bereits der Aufstieg in Führungspositionen ist ein mikropolitisches Handlungsfeld, da es um die Durchsetzung von Interessen gegenüber anderen geht. Wer aufstiegsorientiert ist, hat also nicht nur ein inhaltliches und fachbezogenes Ziel – interessante Aufgaben, mehr Verantwortung etc. – sondern auch ein mikropolitisches Ziel.
Der Einsatz mikropolitischer Strategien ist aber auch ein wichtiger Bestandteil der Aufstiegsorientierung: Ideen durchsetzen können, Verbündete finden, eine gute Selbstdarstellung – diese mikropolitischen Kompetenzen gehören zu einer erfolgreichen Karriere dazu (Neuberger, 2006).
In Anlehnung an übliche Kompetenzmodelle und dem Verständnis von Kompetenz als erlernbares und zu vermittelndes Fachwissen, lautet eine zentrale Fragestellung, wie mikropolitische Kompetenz lernbar ist.
Veröffentlichung Rastetter, Daniela/Jüngling, Christiane (2018): Frauen, Männer, Mikropolitik. Geschlecht und Macht in Organisationen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.