Lehrangebot Wintersemester 2021/2022
Bachelor
Technology will save us!? Alte und neue Perspektiven auf Technik und Gesellschaft
Julia Mahnken, Barbara Sutter
Techniken umgeben uns ganz selbstverständlich und überall – wir schauen auf unser Handy, arbeiten an unserem Laufstil oder unseren Soft Skills. Diese Beispiele zeigen: Wenn wir von Technik sprechen, sind damit weitaus mehr als Artefakte gemeint. Mithin bezeichnen wir mit diesem Begriff nicht nur Apparate und Maschinen, sondern auch Verfahren, Kompetenzen und Prozesse.
Für die Soziologie ist Technik aus verschiedenen Gründen ein interessanter Gegenstand: zuerst weil sie wesentlicher Teil der Unterscheidung von Natur und Kultur ist, sodann da der Durchbruch technologischen Denkens als zentrales Merkmal der Moderne gilt und schließlich vor allem insofern, als dass wir aktuell in durch und durch technisierten Gesellschaften leben. Stets gilt: Genese und Effekte von Technik sind von ihrem gesellschaftlichem Kontext nicht zu trennen.
Das Seminar verwendet verschiedene techniksoziologische Positionen, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie das Verhältnis von Technik und Gesellschaft analytisch-reflexiv gefasst werden kann.
Bio-Digital-Public. Gesundheit im Lichte ihrer gesellschaftlichen Herausforderungen
Sabine Maasen, Femke Opper
Haben Sie schon daran gedacht, Ihre Gehirnleistung durch Biohacking zu optimieren? Was halten Sie von Gesundheitsförderung ganzer Bevölkerungen durch digital public health? Ist Pflegerobotik die Lösung in einer älter werdenden Gesellschaft? Fragen über Fragen... Die Auseinandersetzung mit Gesundheit und immer neuen Gesundheitspraktiken ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Mitverantwortlich für neue Verständnisse, Anwendungsfelder und Erwartungen an Gesundheit sind fortlaufende Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie. Wie schon in anderen Bereichen unseres Lebens sorgen sie auch hier für weitreichende Veränderungen, verbunden mit immer neuen Hoffnungen und Befürchtungen – für uns selbst, unsere Angehörigen, Gruppen oder ganze Gesellschaften. In diesem Seminar betrachten wir einige Facetten des Zusammenspiels von bio, digital und public mit „Gesundheit“. Aktuelle Perspektiven und Impulse kommen dabei aus den Science and Technology Studies (STS)
Technik, Utopien und Science-Fiction
Andreas Möllenkamp
Science-Fiction ist nicht nur ein literarisches Genre, sondern Teil der Populärkultur und ein Medium, in dem Gesellschaften Vorstellungen über die Zukunft entwerfen und verhandeln. Technik spielt in gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen oft eine zentrale Rolle. Wie hängen Science Fiction, gesellschaftliche Zukunftsentwürfe und Technikentwicklung zusammen? Das Seminar analysiert zentrale Werke und Filme der Science-Fiction als kulturelle Ausdrucksform, epistemische Kategorie und produktives Medium, das nicht nur Wünsche und Ängste zum Ausdruck bringt, sondern auch die Gestaltung, Verbreitung und Aneignung von Technik prägt. Es fragt aus techniksoziologischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken von Utopien und Dystopien und diskutiert Zusammenhänge von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft.
Grundkurs Soziologie
Barbara Sutter
Das Modul macht mit der Komplexität des Gegenstandsbereiches der Soziologie vertraut und vermittelt einen ersten Eindruck vom Spektrum soziologischer Wissenschaftspraxis, und zwar sowohl im Hinblick auf soziologische Theoriebildung als auch hinsichtlich empirischer Forschung. Dabei wird deutlich, wie sich das Gesellschaftliche etwa als Analyse des sozialen Handelns im Kontext von Institutionen und Organisationen oder Gruppen differenziert, die ihrerseits auf einen erklärungsbedürftigen Bedingungszusammenhang von Kultur (z. B. Werte und Normen) und Gesellschaft (z. B. Struktur, Systeme) verweisen. Es werden Prozesse des sozialen Wandels als Stärkung oder Gefährdung sozialer Bindungskräfte und als Auffächerung des Gefüges sozialer Schichtung analysiert, um die Grundlagen für die schwerpunktspezifischen Module des zweiten Studienjahrs zu legen. Gleichzeitig wird das spezifische Wissenschaftsverständnis der Soziologie im Verhältnis zu den anderen Fachdisziplinen herausgearbeitet und gezeigt, worin sich der soziologische Blick auf geteilte Gegenstandsbereiche von diesen unterscheidet.
Master
Requalifizierte Bürger, Experten des Alltags, Scientific Citizen: Kompetenzen für Öffentliche Wissenschaft
Sabine Maasen, Barbara Sutter
‚Raus aus dem Elfenbeinturm‘, rein in die Gesellschaft!‘ Wissenschaft, so eine immer wieder erhobene Forderung, soll sich öffnen. Nicht nur Forschung und Lehre, sondern auch der Dialog mit Nicht-Wissenschaftler:innen gehört zum gegenwärtigen Verständnis davon, was Aufgabe von Wissenschaft ist. Dabei sind Real-Labore, Citizen Science, Science Blogs oder Slams nur einige Beispiele für Öffentliche Wissenschaft. Das Seminar kontextualisiert die Forderungen nach Öffentlicher Wissenschaft im Hinblick auf verschiedene Zielsetzungen, Formate und Publika und diskutiert die Frage, welche Herausforderungen sich jeweils für die Beteiligten stellen: Was müssen sie wissen und können, was müssen sie leisten, um an Öffentlicher Wissenschaft teilzuhaben? Welche Art von Verantwortung müssen sie übernehmen – sei es als wissenschaftliche oder nicht-wissenschaftliche Akteur:innen? Mithilfe konkreter Beispiele aus der Praxis Öffentlicher Wissenschaft behandelt das Seminar konzeptionelle Überlegungen und eröffnet dabei auch reflexive Zugänge zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft.
Innovation als Signatur der Gegenwartsgesellschaft
Sabine Maasen, Andreas Möllenkamp
Innovationen durchziehen unser Leben, unsere Kultur und unsere Gesellschaft. Praktisch alle gesellschaftlichen Felder beobachten sich unter dem Gesichtspunkt möglicher Erneuerung und sie kommunizieren Innovation als Motiv ihrer Veränderung. Dies charakterisiert uns als Innovationsgesellschaft. Wissenschaft und Technikentwicklung sind wesentliche Treiber für Innovationen: Informations- und Neurotechnologien, Robotik und Soziale Medien sind nur wenige Beispiele für Technologien, die unsere Gesellschaft und unsere Kultur herausfordern. Zugleich aber fordern Gesellschaft und Kultur auch Technologien heraus: Digitale Medien regen zu partizipativer Politik, interaktiven Kulturformaten und Bürgerwissenschaft an. Die Industrie setzt auf offene, vernetzte Produkte. Aktivisten fordern Technologien, die ebenso innovativ wie nachhaltig sind. Bürgerinnen und Bürger wollen verantwortliche und relevante Wissenschaft. Das Seminar widmet sich den Gesellschaftsdiagnose der Innovationsgesellschaft und fragt danach, wie Erneuerung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern konstruiert und verhandelt werden.
WiSo Graduate School
Dissertation - exzellent und relevant!
Sabine Maasen, Barbara Sutter
Promovieren ist eine fachliche Herausforderung: Ist das Thema gefunden, ist der Forschungsstandumfassend aufzuarbeiten, das Forschungsdesign überzeugend zu gestalten, das Forschungsprojekt souverän durchzuführen und nach allen Regeln der Kunst in einen elaborierten Text zu bringen – all dies im besten Fall bitteschön: exzellent. Dabei kann leicht ein weiterer Anspruch an die eigene Dissertation aus dem Blick geraten, nämlich dass sie ebenso relevant ist, und zwar nicht nur in der fachlichen Community, sondern gerade auch über die akademische Diskussion hinaus. Der Workshop bearbeitet die Frage, wie die Relevanz der eigenen Arbeit z.B. durch besondere Formen der Problematisierung, methodologische Überlegungen und wissenschaftskommunikative Strategien erhöht werden kann.