Lehre
Unser Lehrangebot umfasst ein breites transdisziplinäres Themenspektrum mit einem Schwerpunkt auf den Science and Technology Studies. Es richtet sich an Studierende verschiedener Bachelor- und Masterstudiengänge in der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, kann aber auch für Studierende anderer Fakultäten geöffnet werden. Wir unterstützen Studierende, eine durch Wissenschaft und Technologieentwicklung hoch veränderliche Welt reflexiv zu analysieren, kritisch auf Alternativen zu befragen und praktisch mitzugestalten.
Sommersemester 2023
Bachelor
Zukunftsentwürfe in/von Wissenschaft, Technik und Kultur
Andreas Möllenkamp
Zukunft mitzugestalten gehört zu den zentralen Ressourcen und Kompetenzen in einer Welt, die durch Unsicherheit und Krisen geprägt ist. Zukunftsentwürfe haben wichtige Funktionen: Sie tragen zur sozialen Orientierung und Koordination bei, sind Grundlage ökonomischer Entscheidungen sowie Quelle von Kreativität und Innovation. Insbesondere im Kapitalismus sind Zukunftsentwürfe umkämpft und reichen von dystopischen Katastrophenszenarien bis hin zu Utopien besserer Welten. Science-Fiction ist nicht nur ein literarisches Genre, sondern Teil der Populärkultur und ein Medium, in dem Gesellschaften Vorstellungen über die Zukunft entwerfen und verhandeln. Technologien werden oft als Treiber von Veränderungsprozessen verstanden und spielen in gesellschaftlichen Zukunftsentwürfen oft eine zentrale Rolle. Die Zukunftsforschung hat sich als ein Feld der Auseinandersetzung mit möglichen und wahrscheinlichen Zukunftsszenarien entwickelt, die als Grundlage politischer Entscheidungen herangezogen werden. Wie hängen Science-Fiction, gesellschaftliche Zukunftsentwürfe und Technikentwicklung zusammen?
Das Seminar untersucht die Rolle von Fiktionen und sociotechnical imaginaries in und für soziale, wirtschaftliche und technische Entwicklungen. Es analysiert Werke und Filme der Science-Fiction als kulturelle Ausdrucksform, epistemische Kategorie und produktives Medium, das nicht nur Wünsche und Ängste zum Ausdruck bringt, sondern auch die Gestaltung, Verbreitung und Aneignung von Technik prägt. Das Seminar fragt aus soziologischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken von Utopien und Dystopien und diskutiert Zusammenhänge von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft.
Post - Techno - Neo? Soziologische Deutungen einer digitalen Gesellschaft
Femke Opper
Unsere gegenwärtige Gesellschaft ist ohne digitale Elemente nicht mehr vorstellbar. Blutzuckerwerte per Bluetooth, Online-Strafanzeigen oder elektronische Krankmeldungen; ganz zu schweigen von Plattenläden und Videotheken, die Streaming-Diensten gewichen sind. Kaum etwas scheint nicht der Digitalisierung verfallen zu sein. Doch wie lässt sich solch eine digitale Gesellschaft beschreiben? Ist sie post-analog? Oder neo-digital? Als Wissenschaft von der Gesellschaft hat die Soziologie in den vergangenen Dekaden einige Deutungsversuche jener sich digitalisierenden Gesellschaft unternommen. Diese Deutungsversuche wollen wir im Seminar betrachten. Dabei wird uns die Frage begleiten inwiefern die soziologischen Theorien und Interpretationen zeitgemäß sind und über Aktualität verfügen. Ergänzt wird die Seminarliteratur durch empirische Beispiele, an denen wir aktuelle Entwicklungen diskutieren wollen.
Technology Will Save Us: Alte und neue Perspektiven auf Technik und Gesellschaft
Julia Mahnken
Techniken umgeben uns ganz selbstverständlich und überall – wir schauen auf unser Handy, arbeiten an unserem Laufstil oder unseren Soft Skills. Diese Beispiele zeigen: Wenn wir von Technik sprechen, sind damit weitaus mehr als Artefakte gemeint. Mithin bezeichnen wir mit diesem Begriff nicht nur Apparate und Maschinen, sondern auch Verfahren, Kompetenzen und Prozesse.
Für die Soziologie ist Technik aus verschiedenen Gründen ein interessanter Gegenstand: Zuerst weil sie wesentlicher Teil der Unterscheidung von Natur und Kultur ist, sodann da der Durchbruch technologischen Denkens als zentrales Merkmal der Moderne gilt und schließlich vor allem insofern, als dass wir aktuell in durch und durch technisierten Gesellschaften leben. Stets gilt: Genese und Effekte von Technik sind von ihrem gesellschaftlichen Kontext nicht zu trennen. Das Seminar verwendet verschiedene techniksoziologische Perspektiven, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie das Verhältnis von Technik und Gesellschaft analytisch-reflexiv gefasst werden kann.
Interdisziplinärer Grundkurs: Zukunftswerkstatt Nachhaltigkeit
Andreas Möllenkamp
Eine nachhaltige Entwicklung ist nicht nur das Ziel der Vereinten Nationen und Teil des Leitbildes der Universität Hamburg, sondern auch eine praktische Herausforderung vieler Akteure der Zivilgesellschaft. Wie lässt sich eine nachhaltige Entwicklung konkret in Hamburg fördern?
Anhand einer Zukunftswerkstatt verbindet der interdisziplinäre Grundkurs die Einführung in wissenschaftliches Arbeiten mit Ansätzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Sinne des transdisziplinären forschenden Lernens entwickeln die Teilnehmenden Dialogforen zu Nachhaltigkeitsthemen mit, bei denen Wissenschafler:innen, Studierende und Expert:innen aus der Zivilgesellschaft mit Bürger:innen zusammenkommen. Die Dialogforen sind Teil des mit dem Nachhaltigkeitspreis Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichneten Projekts "Gemeinsam nachhaltig gestalten - Hamburg macht sich resilient für die Zukunft!" Im ko-kreativen Zusammenwirken von Studierenden, Lehrenden, Forschenden sowie relevanten gesellschaftlichen Akteuren aus Praxis, Politik und Wirtschaft sollen neues Wissen und praktische Lösungen geschaffen und erprobt werden. Das Seminar fragt aus soziologischer Perspektive nach den Möglichkeiten und Bedingungen nachhaltiger Zukunftsgestaltung und diskutiert Zusammenhänge von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
Collective Action in Digital Societies
Douglas Carvalho Ribeiro
How do we mobilize and act collectively? If this question was raised in the middle of the twentieth century, the answer would necessarily go through engagement in a political party or in a social movement - such as a union, local communities, NGOs, etc. The structural changes in the public sphere related to the platformization of communications have led to the emergence of new forms of mobilization, organization, and, consequently, collective action. This seminar seeks to discuss the fundamental traits of a sociology of collective action in digital societies.
Interdisziplinärer Grundkurs: Wissen(schaft) und Gesellschaft
Femke Opper, Barbara Sutter
Der interdisziplinäre Grundkurs widmet sich dem Thema Wissen(schaft) und Gesellschaft aus vielen Perspektiven. Er dient dazu, Studierende an das wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen. Hierbei lernen Sie insbesondere sich inhaltich, argumentativ und kritisch aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit sozialökonomischen Themen auseinanderzusetzen.
Grundkurs Soziologie
Barbara Sutter
Die Vorlesung vermittelt die Grundlagen soziologischen Denkens und erprobt dieses an ausgewählten Ausschnitten sozialer Wirklichkeit. Dabei wird das spezifische Wissenschaftsverständnis der Soziologie im Verhältnis zu anderen Fachdisziplinen herausgearbeitet und gezeigt, worin sich soziologische Perspektiven auf geteilte Gegenstandsbereiche von denen anderer Fächer unterscheiden. Die Studierenden erfahren, welche Praxisrelevanz das Fach Soziologie in vielen wissensbasierten Tätigkeitsfeldern hat.
Master
Re-Thinking the Economy: Embedded, Diverse, Transformative
Sabine Maasen, Lukas Bäuerle
Against the backdrop of the grand challenges of the 21st century, the economy is regarded as a central arena of social transformation. The pressure for change in economic contexts is not only directed at practices, laws and institutions, but also at their meanings. What is 'the economy' anyway? How can it be conceived and also conceived differently? In the social sciences, including economics, this discussion is in full swing. Powerful schools of thought - above all neoclassical economics and neoliberalism - have, it seems, passed their zenith. New concepts and proposals are introduced in staccato by interdisciplinary discourses, but also by (supra-)state actors, by civil society and other stakeholders: Purpose economy, Doughnut economy, Foundational economy, Care economy, Post-growth economy, Circular economy, Share economy. Bioeconomy and others.
This seminar will take up a selection of the discussed economies and critically penetrate them. In addition to the concepts, their concrete implementation and related practices in different economic arenas will be of particular interest. This discussion will be framed and synthesized with the examination of possible conceptual vanishing points of ‘doing the economy’ in the 21st century. Is a new economic paradigm already emerging? What might it consist of? Or is the very notion of monolithic paradigms at stake?
Partizipativ forschen - Wie und wieso?
Barbara Sutter
Nicht über die, sondern mit der Gesellschaft forschen, und zwar partnerschaftlich – so ließe sich auf den Punkt bringen, was Partizipative Forschung in den Sozialwissenschaften bedeuten kann. So kurz diese Beschreibung, so lang die Liste sich anschließender Fragen: Wer ist Gesellschaft? Was bedeutet Forschen? Und: Ist das Wissenschaft? Welche Ziele verfolgt Partizipative Forschung? In welchen Fällen ist sie angebracht? Welche Fallstricke gibt es?
Das Seminar zielt darauf, diese Fragen sowohl konzeptionell zu bearbeiten als auch ganz konkret verschiedene Formen ‚partnerschaftlichen Forschens‘ zu erproben – und zwar in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Gemeinsam nachhaltig gestalten - Hamburg macht sich resilient für die Zukunft!“, das 2022 mit dem Hamburger Nachhaltigkeitspreis "Bildung für nachhaltige Entwicklung an Hochschulen" ausgezeichnet worden ist.
Wissenschaft und Wirtschaft: Ein Streifzug von Ökonomisierung bis Co-Kreation
Lukas Bäuerle
Zweifelsfrei gibt es eine Wissenschaft der Wirtschaft. Oder sind es eigentlich mehrere? Wenn ja, stehen diese als Zaungäste am Rande des ökonomischen Geschehens oder greifen Sie womöglich gar ein? Und wie sieht anders herum aus? Wie steht es mit der Wirtschaft, der ökonomischen Reproduktion, der Wissenschaft aus? Welcher Logik folgt sie? Gibt es überhaupt ‚die‘ Wirtschaft oder ‚die‘ Wissenschaft und wenn ja: wie viele?
Die Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Wirtschaft droht sich jedem Zugang zu entziehen: zu dynamisch seine unaufhaltsame Entwicklung, zu verworren die Wechselverhältnisse, zu vielschichtig schon die beiden Arenen für sich. Dabei scheint es in Anbetracht eines effektiven Umgangs mit den ‚grand challenges‘ des 21. Jahrhunderts mehr denn auf eine zweckdienliche Verzahnung, wenn nicht gar Symbiose, von Wissenschaft und Wirtschaft zu kommen: Transfer! Praxis- und Problemorientierung! Impact! Vor diesem Hintergrund stellt sich dieses Seminar trotz allem der Herausforderung und wird sich an der Identifikation von Fluchtpunkten und Möglichkeiten der Beziehung versuchen. Dabei wird es auf sozialwissenschaftliche Konzeptualisierungen des Spannungsverhältnisses ebenso eingehen, wie auf konkrete Fallbeispiele. Zusammengenommen wird der Streifzug von Ökonomisierung bis Co-Kreation das Wechselverhältnis weder glätten nocht definieren, sondern Studierenden die Möglichkeit bieten, es in einer Vielfalt zu denken und vielleicht gar zu gestalten!
Abschlussarbeiten
Wir betreuen gerne Bachelor- und Masterarbeiten, die thematisch zu unserem Forschungs- und Lehrportfolio passen. Sprechen Sie uns mit Ihren Ideen und Vorschlägen an!