China
Kriege in China seit 1945
China (KPCh, 'Chinesicher Bürgerkrieg', 1946 - 1950)
AKUF-Datenbanknr.: |
7 |
Kriegsdauer: |
15.03.1946 - 21.04.1950 |
Kriegstyp: |
A-2 |
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Kriegführende |
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Seite A: |
China |
Seite B: |
Guerilla der KP China |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges zerbrach das 1937 mühsam geschlossene antijapanische Zweckbündnis zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und der regierenden Kuomintang (Nationale Volkspartei) der Republik China. Schon vor der japanischen Invasion Chinas versuchte die regierende Kuomintang, die kommunistische Bewegung zu zerschlagen. Diese entging in den 30er Jahren nur knapp ihrer Vernichtung und baute ihre Machtposition während des chinesisch-japanischen Krieges in den ländlichen Gebieten des Nordens und Nordostens aus, von wo aus sie nach Kriegsende - unterstützt durch die Landbevölkerung - den Kampf gegen die Regierungstruppen aufnahm. Vermittlungsversuche der USA, beide Parteien zur Zusammenarbeit zu bewegen, scheiterten aufgrund des gegenseitigen Mißtrauens, das aus der jahrzehntelangen Feindschaft resultierte. Die Aufteilung des Landes in eigene Einflußbereiche, das Fehlen eines tragfähigen politischen Kompromisses und die unversöhnliche Haltung der Kuomintang, die bereits im September 1945 kommunistisch besetzte Städte angriff, verhinderten jegliche Einigung über die Vorbereitung von Wahlen und die Verschmelzung beider Armeen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Nach dem Sieg der KPCh zogen sich die Kuomintang-Truppen vom Festland auf die Insel Taiwan (Formosa) zurück. Es entstanden zwei chinesische Staaten: Die kommunistische VR China (1. Oktober 1949) und - unter dem militärischen Schutz der USA - die Republik China [2] (1. März 1950), deren regierende Kuomintang sich als Rechtsnachfolger der seit 1911 bestehenden Republik sieht. Beide Staaten verweigerten einander die diplomatische Anerkennung und kündigten die baldige militärische Eroberung des gegnerischen Staatsterritoriums an. Die daraus resultierenden politischen und militärischen Spannungen führten bis 1958 zu drei größeren militärischen Auseinandersetzungen um einige zu Taiwan gehörende, kleinere Inseln in der Straße von Formosa (vgl. Kriege Nr. 32 und 50).
Weit über eine Million Tote, Verwüstung großer Landesteile, Hungerkatastrophen, Epidemien und große Flüchtlingsströme waren die schlimmsten Folgen dieses Bürgerkrieges.
ANMERKUNGEN
[1] Bei den oppositionellen Armeeteilen, die auf seiten der Guerilla kämpften, handelte es sich um desertierte Truppenteile der Kuomintang. 1949, nach dem Sieg der KPCh, wurden die kommunistischen Guerilla-Armeen in reguläre Regierungsstreitkräfte (Volksbefreiungsarmee der Volksrepublik China) umgewandelt.
[2] Für Republik China wird in der älteren Literatur der Name National-China verwendet. Taiwan bezeichnet sich aber selbst als "Republic of China".
Reinhardt te Heesen
China/Tibet (1950)
AKUF-Datenbanknr.: |
22 |
Kriegsdauer: |
07.10.1950 - 22.10.1950 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
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Kriegführende |
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Seite A |
Volksrepublik China |
Seite B |
Tibet |
Seite B |
Khambas [1] |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die VR China versuchte angesichts des international umstrittenen bzw. unklaren völkerrechtlichen Status Tibets, auf militärischem Wege eine Entscheidung zugunsten der eigenen (aus der chinesischen Kaiserzeit vor 1911 stammenden) Gebietsansprüche herbeizuführen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Militärischer Sieg der chinesischen Armee über die kleinen tibetanischen Streitkräfte und die sie unterstützenden Stammeskrieger der Khambas im unmittelbaren Invasionsgebiet. International isoliert, militärisch unterlegen und z.T. besetzt, unterzeichnete eine tibetanische Regierungsdelegation ohne deren Staatsoberhaupt, dem Dalai Lama, 1951 einen Vertrag, der Tibet als "autonome Region" in die VR China integrierte.
Militärische Besetzung, wirtschaftliche Erschließung und Ausbeutung der Ressourcen Tibets, verstärkte Ansiedlung von Chinesen und die Etablierung eines sozialistischen Gesellschaftssystems forderten den Widerstand der stark religiös-traditionell geprägten tibetanischen Bevölkerung heraus. Dies sorgte für zukünftigen Konfliktstoff (vgl. Krieg Nr. 33).
ANMERKUNGEN
[1] Stammeskrieger aus dem Nordosten Tibets.
Reinhardt te Heesen
China (Tibet, 1954 - 1959)
AKUF-Datenbanknr.: |
33 |
Kriegsdauer: |
8/1954 - 22.03.1959 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Tibet |
Seite B: |
Volksrepublik China |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Das sozioökonomische Reformprogramm, das das chinesische Militär in Tibet durchzuführen versuchte, [1] stieß zunehmend auf den Widerstand der stark traditionell orientierten Landbevölkerung. Umfangreiche Landnahme für chinesische Neusiedler, Versuche zur Kollektivierung oder auch nur der systematischen Erfassung (offizielle Viehzählungen etc.) führten zu erheblichen Spannungen. Nach den ersten anhaltenden Kämpfen entwickelte sich unter der verstärkten chinesischen Repression eine politische Polarisierung. Auch bis dahin passive Bevölkerungsteile, viele Mönche sowie die Beamtenschaft (deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung die Chinesen bewußt kaum angetastet hatten), fanden sich schließlich unter der Forderung nach völliger Loslösung Tibets von China zusammen. [2]
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg endete mit einem militärischen Sieg der chinesischen Truppen. Der Dalai Lama, das traditionelle geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, flüchtete nach Indien, woraufhin der Pantschen Lama (in der traditionellen tibetischen Herrschaftshierarchie erst später eingeführter Titel und unter dem des Dalai Lama stehend) von der chinesischen Regierung als Staatsoberhaupt eingesetzt wurde. Die Reform- und Integrationsmaßnahmen der KPCh scheiterten. Durch die starke chinesische Repression gegen die tibetische Bevölkerung kam es zur Flucht Tausender nach Nepal, Bhutan und Indien. Trotz der Stabilisierung ihrer militärischen Position in Tibet gelang es der VR China nicht, die Bergstämme zu befrieden, die in den folgenden Jahren immer wieder vereinzelte Aktionen gegen die chinesischen Truppen unternahmen (besonders im Westen Tibets).
ANMERKUNGEN
[1] Im November 1950 hatte China Tibet militärisch besetzt (vgl. Krieg Nr. 22). Ein halbes Jahr später, im Mai 1951, wurde der chinesisch-tibetanische "Vertrag von Peking" abgeschlossen, in dem der VR China die Außen- und Verteidigungspolitik Tibets übertragen wurde. Tibet behielt formal die innere Autonomie. Die politische Gewalt lag beim Ministerpräsidenten und der Nationalversammlung. Seit der Einigung mit dem rivalisierenden Pantschen Lama im Mai 1952 wurde der Dalai Lama wieder Staatsoberhaupt.
[2] Im März 1959 kündigte die Regierung Tibets den Vertrag von Peking.
Reinhardt te Heesen
China/Taiwan I (Quemoy, Da Chen, 1954)
AKUF-Datenbanknr.: |
32 |
Kriegsdauer: |
03.09.1954 - 25.09.1954 |
Kriegstyp: |
C-1 |
Kriegsbeendigung |
durch Abbruch der Kämpfe |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Volksrepublik China |
Seite B: |
Taiwan |
Intervention zugunsten Seite B: |
Vereinigte Staaten von Amerika (9/1954 - 25.09.1954) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die während des chinesischen Bürgerkrieges von den kommunistischen Streitkräften vom Festland nach Taiwan vertriebenen nationalchinesischen Truppen der Kuomintang-Regierung konnten schon im Oktober 1949 eine Invasion der Küsteninseln durch die Volksbefreiungsarmee abwehren (vgl. Krieg Nr. 7). Gegenseitige Machtansprüche, die den gegnerischen Herrschaftsbereich umfaßten und Drohungen, diese auch notfalls militärisch durchzusetzen, bildeten den Konflikthintergrund. Der Konfliktgegenstand war der umstrittene Status des langen, von den Nationalchinesen besetzten Küsteninselstreifens. Die starke Truppenkonzentration taiwanesischen Militärs auf den Inseln, die direkte Bedrohung der festlandchinesischen Hafenstädte Amoy und Fuzhou sowie die umfangreichen Waffenlieferungen der USA an die Republik China auf Taiwan waren aus der Sicht der VR China Anzeichen für einen befürchteten Angriff. Um diesem zuvorzukommen, versuchte die Volksbefreiungsarmee, diese Inseln zu erobern. Die Entscheidung von zwei Dritteln der knapp 21.000 im Koreakrieg gefangengenommenen VR-Soldaten, statt in die VR China zu gehen, lieber nach Taiwan zurückzukehren, aber auch eine Überprüfung der Ernsthaftigkeit US-amerikanischer Konfliktbereitschaft im Angriffsfall oder eine regionale Machtdemonstration könnten weitere Gründe für das militärische Vorgehen gewesen sein.
Auf nationalchinesischer Seite wurden wiederum die Bestrebungen nach Wiederherstel-lung des territorialen Status des Kaiserreiches durch die Regierung der Volksrepublik (Legitimation der Invasion Tibets [1] 1950; vgl. Krieg Nr. 22) als eine Bedrohung angesehen, die eine Stationierung starker Verteidigungsverbände auf den als strategisch wichtig eingestuften Inselgruppen notwendig scheinen ließ.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg führte zu keiner Veränderung des Status quo. Nach massiver Bombardierung des chinesischen Festlandes entlang der Küste durch Taiwan stellten die Truppen der VR China schließlich ihren Artilleriebeschuß ein, ohne daß die Gründe klar erkennbar waren.
Am 2. Dezember 1954 unterzeichneten die USA und die Taiwan einen gemeinsamen Verteidigungsvertrag, der Taiwan und die südwestlichen Pescadoren-Inseln, aber nicht direkt die Küsteninseln einbezog. Sollte im Falle eines Angriffs auf die größten Inseln Quemoy und Matsu eine Invasion Taiwans durch die VR China vermutet werden, so schlossen die USA ein direktes militärisches Eingreifen zum Schutz Nationalchinas nicht aus.
ANMERKUNGEN
[1] Die VR China betrachtet Tibet als Bestandteil des chinesischen Staates. Diese Begründung wurde auch vor der Invasion Tibets abgegeben. Spätere militärische Unruhen in Tibet wurden als innerchinesische Angelegenheit deklariert.
Reinhardt te Heesen
China/Taiwan II (Quemoy, 1958)
AKUF-Datenbanknr.: |
50 |
Kriegsdauer: |
23.08.1958 - 25.10.1958 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Abbruch der Kämpfe |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Volksrepublik China |
Seite B: |
Taiwan |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Erneuter, dritter und größter Versuch der VR China, ihre Machtansprüche gegenüber Taiwan militärisch durchzusetzen (vgl. Kriege Nr. 7 und 32). Nach Luft- und Seegefechten um die nördlich gelegene Insel Matsu in den ersten Augustwochen, die der Ablenkung dienten, begann am 23. August 1958 ein massiver Angriff auf die Insel Quemoy und die sie umgebenden kleineren Inseln. Nachdem das erste Ziel, die Einnahme der Insel Dong Ding, am Widerstand der Kuomintang-Truppen scheiterte, veränderte die VR China ihre Taktik. Eine intensive Beschießung und Isolierung Quemoys sollte die dortigen Truppen vom Nachschub abschneiden und sie zur Kapitulation zwingen. Auch dieser Versuch mißlang. Die Einnahme von Quemoy und später möglicherweise von Matsu hätte - neben dem Prestigeverlust für Taiwan - außerdem den Verlust von nahezu der Hälfte seiner Bodentruppen zur Folge gehabt. Dies wäre sicherlich bei einer späteren Invasion der VR China ein erheblicher Nachteil auf seiten Taiwans gewesen - ganz abgesehen von seiner demoralisierenden Wirkung.
Der Zeitpunkt des Angriffs, aber auch seine Fortführung nach dem gescheiterten Landungs- und Blockadeversuch der VR China riefen Spekulationen darüber hervor, ob Peking überhaupt noch ein primär militärisches Ziel verfolgte. Möglicherweise sollte angesichts des sich anbahnenden sino-sowjetischen Konflikts das Verhalten der UdSSR als enger Bündnispartner, aber auch der USA als Taiwan-Schutzmacht im Konfliktfall mit Nationalchina getestet werden. Im Zuge der sich ankündigenden "Friedlichen Koexistenz" und der gleichzeitigen Verwicklung der USA in die Libanon-Krise (vgl. Krieg Nr. 49) erschien der VR die Überprüfung der Bereitschaft beider Supermächte, sich weiterhin im "chinesischen Bürgerkrieg" zu engagieren, sinnvoll. Eine mögliche Verschärfung des US-amerikanisch-sowjetischen Verhältnisses wäre Peking nicht ungelegen gekommen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Die militärischen Auseinandersetzungen führten zu keiner Änderung des Satus quo. Nach dem Abbruch der Kämpfe beschränkten sich die militärischen Aktivitäten auf den Abschuß von Artilleriesalven durch die VR China auf Quemoy an allen ungeraden Tagen. Auf politischer Ebene setzte sich in Peking die Einsicht in die Unmöglichkeit einer militärischen Lösung durch. Gleichzeitig mußte Taiwan als "zweites China" geduldet werden.
Die Truppen der VR China erlitten erhebliche militärische Verluste.
Reinhart te Heesen
China/Indien (1962)
AKUF-Datenbanknr.: |
66 |
Kriegsdauer: |
20.10.1962 - 20.11.2962 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Volksrepublik China |
Seite B: |
Indien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Zwischen der VR China und Indien war der Grenzverlauf im Himalaya umstritten: im Osten die sogenannte McMahon-Linie und im Westen im wesentlichen die Region Aksai Chin. Die Grenzen datieren aus der britischen Kolonialzeit und waren aufgrund territorialer Gegebenheiten zumeist nur auf Landkarten vermerkt und von den Briten mehrfach verlegt worden. Im Verlauf der 50er Jahre hatten die Chinesen die durch Aksai Chin verlaufende Verbindungsstraße zwischen Sinkiang und Tibet erneuert und bis 1959 ihren Einflußbereich auf das gesamte Gebiet ausgedehnt. Indische Grenzpatroullien fanden in der unbewohnten Region hingegen nur sporadisch statt. In Verhandlungen war deutlich geworden, daß die VR China in einem Tauschhandel (Aksai Chin gegen Anerkennung der McMahon-Linie) den Grenzdisput mit Indien beilegen wollte. Indien ließ sich hierauf jedoch nicht ein.
Grenzscharmützel 1959 und 1962 sowie das aus dem indischen Exil wirkende Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, erhöhten die Spannung zwischen beiden Ländern. Schließlich drangen ab 20. Oktober 1962 chinesische Einheiten im Osten über die McMahon-Linie tief in indisches Gebiet vor. Die überrumpelte indische Armee konzentrierte sich auf die Abwehr des Angriffs im Osten und wurde von einem weiteren Angriff im Westen überrascht. Während sich die chinesische Armee im Osten recht bald wieder zurückzog, blieben die eroberten Gebiete im Westen weiterhin besetzt.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der von der VR China einseitig verkündete Waffenstillstand wurde von Indien de facto akzeptiert. Dennoch gab es vor allem während des Zweiten Kaschmirkrieges 1965 (vgl. Krieg Nr. 84) von chinesischen Truppen provozierte militärische Zusammenstöße an der Grenze zwischen dem indischen Protektorat Sikkim und der VR China. Die Niederlage der indischen Armee in diesem Krieg begründete den rasanten Anstieg des Verteidigungsetats New Delhis in den folgenden Jahren. Die Armee wurde auf 825.000 Mann vergrößert (1962: 500.000) und modern ausgerüstet; für die Kriegsführung im Gebirge wurden spezielle Einheiten ausgebildet. Aus der Konfrontation zwischen Indien und China entwickelten sich zudem neue Bündnisbeziehungen: Indien schloß 1971 einen Freundschafts- und Beistandsvertrag mit der Sowjetunion. Pakistan hatte bereits 1963 nach dem Prinzip, "der Feind meines Feindes ist mein Freund", in der VR China einen neuen Verbündeten gefunden. Gleichzeitig hatten beide Staaten ein Grenzabkommen geschlossen, mit dem Pakistan China ein 4.500 km2 großes Gebiet im Norden pakistanisch-Kaschmirs überließ. Da Indien das gesamte Kaschmir für sich beansprucht, war dieser Teil des Abkommens inakzeptabel. Hier hat der sino-indische Krieg direkten Bezug zum pakistanisch-indischen Konflikt, noch dazu am wesentlichen Eskalations-punkt Kaschmir (vgl. auch die fünf indo-pakistanischen Kriege Nr. 13, 82, 84, 111, 161).
Die direkten Beziehungen zwischen Indien und der VR China waren auf Jahre hinaus vereist, da sich die chinesischen Einheiten im Osten zwar vollständig hinter die McMahon-Linie zurückgezogen hatten, [1] im Westen jedoch weiterhin in einem von den Indern beanspruchten Gebiet standen. Gespräche über den Waffenstillstand konnten daher im Dezember 1962 nur mittelbar durch eine Kommission aus sechs nicht-paktgebundenen Ländern geführt werden (Colombo-Konferenz). Grenzverhandlungen zwischen beiden Staaten kamen erst Ende 1981 zustande.
Fast 2.000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben.
ANMERKUNGEN
[1] Der vollständige Rückzug der chinesischen Streitkräfte hinter die McMahon-Linie dauerte bis zum 15. Januar 1969.
Jens-Peter Franke
China/Vietnam (1979)
AKUF-Datenbanknr.: |
142 |
Kriegsdauer: |
17.02.1979 - 19.03.1979 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Abbruch der Kämpfe (Kämpfe unterhalb der Ebene Krieg) |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Volksrepublik China |
Seite B: |
Vietnam |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der chinesische Angriff auf Vietnam steht in direktem Zusammenhang mit der vietnamesischen Invasion Kambodschas (vgl. Krieg Nr. 132). Er war als zeitlich und territorial begrenzter militärstrategischer Grenzkonflikt angelegt, um einerseits die Ernsthaftigkeit der regionalen Hegemonieinteressen Chinas zu dokumentieren und andererseits die Kräfte Vietnams an der sino-vietnamesischen Grenze zu binden, um so das mit China verbündete Demokratische Kamputschea Pol Pots zu entlasten.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Am 19. März 1979 zog sich das chinesische Militär zurück. Eine Schwächung der vietnamesischen Position in Kambodscha wurde nicht erreicht; jedoch hatte der drohende Zweifrontenkrieg langfristig ökonomisch negative Folgen für Vietnam. Eine große Armee mußte finanziert werden, und diese Gelder wurden dem seit 1945 durch viele Kriege verarmten Land (vgl. Kriege Nr. 9, 34, 41, 76, 99, 132, 178 und 183) und seiner zivilen Produktion entzogen. Bis Anfang 1988 wurden noch vereinzelte Artilleriegefechte gemeldet. Seit 1989 ist die Grenze wieder für den Warenverkehr durchlässig geworden. Vereinzelte militärische Auseinandersetzungen im "Südchinesischen Meer", wo beide Staaten um Besitzrechte an den Spratly-Atollen immer wieder in Konflikt geraten, sind Ausdruck einer über den Krieg hinausweisenden, regionalen machtpolitischen Konkurrenz.
Reinhardt te Heesen