Kriegsgeschehen 2022
Im Schatten des Kriegs gegen die Ukraine
Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung zieht Bilanz für 2022
Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit ist 2022 leicht zurückgegangen.
Das geht aus Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft
Kriegsursachenforschung (AKUF) hervor. Demnach wurden 2022 insgesamt 28 Kriege und
bewaffnete Konflikte geführt. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete die AKUF damit einen
Rückgang von 30 auf 28 kriegerische Konflikte.
Von den 3 beendeten bewaffneten Konflikten des Jahres 2022 hatte der im Süden Thailands
seit 2004 angedauert. Die beiden anderen beendeten bewaffneten Konflikte im zu
Indonesien gehörenden West-Papua und in Chile waren dagegen von kurzer Dauer.
Neu eskaliert ist dagegen der Konflikt in der nigerianischen Region Biafra, die vor allem
durch den Krieg Ende der 1960er Bekanntheit erlangt hatte.
Das Jahr 2022 stand vor allem im Schatten des Angriffs Russlands gegen die Ukraine. Die
bedeutete nicht nur eine deutliche Eskalation des seit 2014 andauernden Krieges in der
ostukrainischen Donbas-Region sondern auch einen Wechsel des Kriegstyps: von einem
innerstaatlichen Krieg mit mehr oder weniger verdeckter russischer Kriegsbeteiligung hin zu
einem zwischenstaatlichen zwischen Russland und der Ukraine.
Über andere Kriege wurde dagegen kaum berichtet. Dies betraf insbesondere auch den
Krieg in der äthiopischen Region Tigray, der noch einmal besonders viele Todesopfer
forderte, bevor er im Herbst durch ein Abkommen zwischen der Regierung und des Rebellen
beendet wurde.
Auch insgesamt war Afrika mit 11 Kriegen und bewaffneten Konflikten die von Kämpfen
zahlenmäßig am stärksten betroffene Weltregion. Es folgten Nordafrika, West- und
Zentralasien (inkl. Kaukasus) mit 8 sowie Asien mit jeweils 7 kriegerischen Konflikten. In
Lateinamerika und Europa war jeweils ein Krieg zu verzeichnen.
Die AKUF führt die jährliche Erhebung seit 1986 durch. Krieg definiert die AKUF als einen
gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale aufweist:
(a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich
mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände,
Polizeieinheiten) der Regierung handelt;
(b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der
Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als
organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen,
Partisanenkrieg usw.);
(c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuierlichkeit und
nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d.h. beide Seiten operieren nach
einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet einer oder mehrerer
Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern.
Bewaffnete Konflikte sind gewaltsame Auseinandersetzungen, bei denen die Kriterien der
Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind. In der Regel handelt es sich dabei um
Fälle, in denen eine hinreichende Kontinuierlichkeit der Kampfhandlungen nicht gegeben ist.