Syrien
Kriege in Syrien seit 1945
Arabisch-Israelischer Krieg I (1948 - 1949)
AKUF-Datenbanknr.: |
18 |
Kriegsdauer: |
15.05.1948 - 07.01.1949 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Ägypten/Syrien/Libanon/Jordanien/Irak/Saudi-Arabien |
Seite B |
Israel |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nach dem am 29. November 1947 mit einer Zweidrittelmehrheit gefällten UN-Teilungsbeschluß, der die Aufteilung des ehemaligen britischen Mandatsgebietes Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Teil vorsah, proklamierte Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel. Daraufhin griffen am 15. Mai Truppen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens und kleinere Kontingente des Irak, Saudi Arabiens und des Libanon den Staat Israel an. Ziel der durch die Arabische Liga unterstützten Angreifer war die Beseitigung des Staates Israel und des zuvor schon politisch abgelehnten UN-Teilungsbeschlusses.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Durch den Sieg der israelischen Streitkräfte kam es zu einer Erweiterung des israelischen Territoriums um Galiläa, West-Jerusalem, weitere Teile des Westjordanlandes und der Mittelmeerküste. Nur Gaza fiel unter ägyptische Verwaltung. Der Grenzstreifen zu Syrien wurde entmilitarisiert, und ca. 700.000 arabisch-palästinensische Flüchtlinge mußten das Land verlassen. Das Restgebiet des Westjordanlandes fiel 1950 an Jordanien.
Dietrich Jung
Syrien (1982)
AKUF-Datenbanknr.: |
152 |
Kriegsdauer: |
02.02.1982¹ - 2/1982² |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
Kriegführende |
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Seite A |
al-Jabha al-Islamiyya (Islamische Front)³ |
Seite B |
Syrien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nachdem sich Assad 1970 an die Macht geputscht hatte, besetzte er aus Herrschaftssicherungsgründen fast alle Führungspositionen mit alawitischen Verwandten und Vertrauten und förderte die Säkularisierung des Staates. Beide Tendenzen riefen den Widerspruch orthodoxer Kräfte innerhalb der sunnitischen Mehrheit hervor, die zum einen die Alawiten nicht als Muslime anerkennen, zum anderen fürchteten, daß die Säkularisierung die Bedeutung des Islam zurückdrängen könnte. Zur führenden Oppositionskraft wurde die Muslimbruderschaft, die vor allem unter dem stark religiösen und von der Wirtschaftspolitik der Baath besonders hart betroffenen Kleinbürgertum ihre Anhängerschaft fand. 1976 begann die Muslimbruderschaft mit Attentaten auf Repräsentanten des Staates, der Partei und der Geheimdienste sowie Bombenanschlägen gegen staatliche Einrichtungen. Nach Abschluß des syrisch-sowjetischen Freundschaftsvertrages griff sie auch sowjetische Einrichtungen an. Die syrische Zentralregierung reagierte auf diese Angriffe mit verschärfter Repression.
Hintergrund für den Beginn der Kämpfe in Hama war die Industrialiserungspolitik des Staates. Hamas ökonomische Struktur war traditionell durch Handel und Kleinhandwerk geprägt. Die Industrialisierungs- und Außenhandelspolitik der Zentralregierung - vor allem die Ansiedlung von Industriebetrieben in der Region um Hama - traf die Ökonomie der Stadt Hama empfindlich. Konfliktverschärfend kam hinzu, daß die syrische Zentralregierung in dem Gebiet um die sunnitische Hochburg Hama Alawiten ansiedelte und so den schwelenden sunnitisch-alawitischen Konflikt weiter anheizte. Auslöser der Kämpfe waren dann Hausdurchsuchungen der Armee in Hama, die zur Aufdeckung von Waffenlagern und geheimen Treffpunkten der Muslimbruderschaft führen sollten.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Nachdem es der Muslimbruderschaft nicht gelungen war, den Aufstand auf das gesamte Land auszudehnen und der Aufstand von Hama fehlschlug, spitzten sich die Widersprüche innerhalb der Organisation zu, vor allem nachdem diese sich mit anderen Oppositionskräften zur "Nationalen Allianz zur Befreiung Syriens" zusammenschloß. Der aus diesem Konflikt resultierende Ausschluß der "Kämpfenden Vorhut" schwächte das militärische Potential der Organisation erheblich. Die Zahl der Todesopfer ist in der Literatur stark umstritten; die Zahlen reichen von mehreren Hunderten bis zu über 30.000 (Hama hatte ca. 200.000 Einwohner). Das Stadtzentrum Hamas wurde weitgehend zerstört, die Kosten für den Wiederaufbau wurden auf über 500 Mio. US-$ geschätzt.
ANMERKUNGEN
[1] Seit 1976 führte die Muslimbruderschaft eine Serie von Attentaten und Anschlägen durch; gelegentlich kam es zu kleineren bewaffneten Zusammenstößen mit Polizei und Armee.
[2] In der Folgezeit verübte die Muslimbruderschaft zwar vereinzelt weitere Anschläge; deren Zahl erreichte aber bei weitem nicht mehr die Intensität wie vor 1982.
[3] Für die Behauptungen der Muslimbruderschaft, daß Armeeteile zu ihnen übergelaufen wären, gibt es keine Bestätigung.
Torsten Schwinghammer
Arabisch-Israelischer Krieg III ("Sechs-Tage-Krieg") (1967)
AKUF-Datenbanknr.: |
95 |
Kriegsdauer: |
05.06.1967 - 10.06.1967 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
Kriegführende |
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Seite A |
Israel |
Seite B |
Ägypten/Syrien/Jordanien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der am 5. Juni 1967 von Israel begonnene Krieg bildete den Kulminationspunkt eines seit Mitte der 60er Jahre andauernden Eskalationsprozesses, dessen Ursachen im wesentlichen auf der Ebene des seit der israelischen Staatsgründung andauernden israelisch-arabischen Gegensatzes zu suchen sind. Nachdem der Zenit der panarabischen Euphorie überschritten war, versuchte Nasser seinen Führungsanspruch durch eine radikalere Haltung gegenüber Israel zu legitimieren. Über die tatsächlichen Absichten Nassers wurde viel spekuliert; sicher ist, daß er durch radikale Reden, die erneute Sperrung des Golfes von Aqaba sowie Truppenkonzentrationen an den israelischen Grenzen einen wesentlichen Teil zur Zuspitzung der Lage beitrug. Aber auch die 1966 durch einen Putsch an die Macht gekommene syrische Regierung verschärfte die Situation durch ihre Unterstützung palästinensischer Kommandoaktionen, die allerdings von jordanischem Gebiet aus vorgetragen wurden. Ob der israelische Präventivschlag einem arabischen Angriff zuvorkommen sollte, oder ob Israel, unter dem Primat seiner Politik der sicheren Grenzen die Chance zur Eroberung weiterer Gebiete sah, bleibt Spekulation.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg endete mit einem Sieg Israels; es hielt das Westjordanland, den Gazastreifen, den Sinai (vgl. Krieg Nr. 103), Teile der syrischen Golanhöhen sowie Ostjerusalem besetzt.
Auf israelischer Seite gab es 766 Tote. Ägypten verlor 10.000 Soldaten, die entweder getötet wurden oder aufgrund von Wassermangel auf der Sinai-Halbinsel verdursteten. Jordanien verlor 6.000 Soldaten (Arnold 1991a:299). Von der israelischen Besetzung "Restpalästinas" waren ca. 1,3 Millionen Palästinenser betroffen; ca. 300.000 flohen nach Ostjordanien, ca. eine Million lebte von nun an unter israelischer Besatzung (Flores 1989a:17).
Dietrich Jung
Irak / Anti-Irak-Koalition ("Zweiter Golfkrieg", 1991)
AKUF-Datenbanknr.: |
194 |
Kriegsdauer: |
17.01.1991 - 27.02.1991 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg A |
Kriegführende |
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Seite A |
Vereinigte Staaten von Amerika / Großbritannien / Frankreich / Italien / Ägypten / Syrien / Saudi-Arabien / Kuwait |
Seite B |
Irak |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Konfliktgegenstand war die Befreiung Kuwaits, das der Irak am 2. August 1990 gewaltsam annektiert hatte (vgl. Krieg Nr. 182). Eine friedliche Rückgabe des annektierten Kuwaits knüpfte der Irak an die Rücknahme der UN-Resolution und die Einberufung einer Nahost-Konferenz, die zur Rückgabe der von Israel besetzten Gebiete führen sollte. Auf diese Bedingungen wollten die USA als stärkste militärische Macht nach dem Ende des Kalten Krieges auf keinen Fall eingehen. Die - nicht zuletzt mit westlicher Unterstützung - erreichte nichtkonventionelle (u.a. Chemiewaffen) und konventionelle Hochrüstung des Irak barg die Gefahr einer völligen Veränderung des regionalen Kräfteverhältnisses in sich; nicht nur, daß die USA dadurch ihre Ölinteressen in der Region gefährdet sahen, auch die arabischen Anrainerstaaten und insbesondere Israel empfanden das irakische Regionalmachtstreben als Bedrohung. Es gelang den USA, ihre von vornherein auf eine militärische Lösung des Problems ausgerichtete Strategie auch gegenüber den anderen westlichen und den arabischen Staaten durchzusetzen. Mehrere Vermittlungsversuche im Vorfeld des Krieges sowohl von arabischer Seite als auch seitens der Sowjetunion scheiterten, entweder an der Haltung der USA oder des Irak.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Militärisch war die von den USA angeführte "Anti-Irak-Koalition" aus mehr als 28 Staaten¹ erfolgreich, politisch konnte jedoch bisher keines der Probleme in der Region gelöst werden. Das strategische Potential des Irak wurde weitgehend zerschlagen, aber die politischen Herrschaftsstrukturen des Irak blieben intakt. Kurdische und irakisch-schiitische Aufstände wurden schnell von irakischen Truppen niedergeschlagen (vgl. Kriege Nr. 126 und 196).
ANMERKUNGEN
[1] Streitkräfte der Anti-Irak-Koalition: Afghanistan, Ägypten, Argentinien, Australien, Bahrein, Bangladesch, Belgien, Bulgarien, CSFR, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, Kuwait, Marokko, Neuseeland, Niederlande, Niger, Norwegen, Pakistan, Polen, Rumänien, Saudi-Arabien, Senegal, Spanien, Südkorea, Syrien, Türkei, USA und Vereinigte Arabische Emirate. Nicht alle in die Region entsandten nationalen Truppen haben sich an den Kampfhandlungen beteiligt. Israel war zwar nicht direkt an den Kämpfen beteiligt, dennoch starben 13 Menschen aufgrund irakischer Raketenangriffe.
Ulrike Borchardt