Jordanien
Kriege in Jordanien seit 1945
Arabisch-Israelischer Krieg I (1948 - 1949)
AKUF-Datenbanknr.: |
18 |
Kriegsdauer: |
15.05.1948 - 07.01.1949 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Ägypten/Syrien/Libanon/Jordanien/Irak/Saudi-Arabien |
Seite B |
Israel |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nach dem am 29. November 1947 mit einer Zweidrittelmehrheit gefällten UN-Teilungsbeschluß, der die Aufteilung des ehemaligen britischen Mandatsgebietes Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Teil vorsah, proklamierte Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel. Daraufhin griffen am 15. Mai Truppen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens und kleinere Kontingente des Irak, Saudi Arabiens und des Libanon den Staat Israel an. Ziel der durch die Arabische Liga unterstützten Angreifer war die Beseitigung des Staates Israel und des zuvor schon politisch abgelehnten UN-Teilungsbeschlusses.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Durch den Sieg der israelischen Streitkräfte kam es zu einer Erweiterung des israelischen Territoriums um Galiläa, West-Jerusalem, weitere Teile des Westjordanlandes und der Mittelmeerküste. Nur Gaza fiel unter ägyptische Verwaltung. Der Grenzstreifen zu Syrien wurde entmilitarisiert, und ca. 700.000 arabisch-palästinensische Flüchtlinge mußten das Land verlassen. Das Restgebiet des Westjordanlandes fiel 1950 an Jordanien.
Dietrich Jung
Arabisch-Israelischer Krieg III ("Sechs-Tage-Krieg") (1967)
AKUF-Datenbanknr.: |
95 |
Kriegsdauer: |
05.06.1967 - 10.06.1967 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
Kriegführende |
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Seite A |
Israel |
Seite B |
Ägypten/Syrien/Jordanien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der am 5. Juni 1967 von Israel begonnene Krieg bildete den Kulminationspunkt eines seit Mitte der 60er Jahre andauernden Eskalationsprozesses, dessen Ursachen im wesentlichen auf der Ebene des seit der israelischen Staatsgründung andauernden israelisch-arabischen Gegensatzes zu suchen sind. Nachdem der Zenit der panarabischen Euphorie überschritten war, versuchte Nasser seinen Führungsanspruch durch eine radikalere Haltung gegenüber Israel zu legitimieren. Über die tatsächlichen Absichten Nassers wurde viel spekuliert; sicher ist, daß er durch radikale Reden, die erneute Sperrung des Golfes von Aqaba sowie Truppenkonzentrationen an den israelischen Grenzen einen wesentlichen Teil zur Zuspitzung der Lage beitrug. Aber auch die 1966 durch einen Putsch an die Macht gekommene syrische Regierung verschärfte die Situation durch ihre Unterstützung palästinensischer Kommandoaktionen, die allerdings von jordanischem Gebiet aus vorgetragen wurden. Ob der israelische Präventivschlag einem arabischen Angriff zuvorkommen sollte, oder ob Israel, unter dem Primat seiner Politik der sicheren Grenzen die Chance zur Eroberung weiterer Gebiete sah, bleibt Spekulation.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg endete mit einem Sieg Israels; es hielt das Westjordanland, den Gazastreifen, den Sinai (vgl. Krieg Nr. 103), Teile der syrischen Golanhöhen sowie Ostjerusalem besetzt.
Auf israelischer Seite gab es 766 Tote. Ägypten verlor 10.000 Soldaten, die entweder getötet wurden oder aufgrund von Wassermangel auf der Sinai-Halbinsel verdursteten. Jordanien verlor 6.000 Soldaten (Arnold 1991a:299). Von der israelischen Besetzung "Restpalästinas" waren ca. 1,3 Millionen Palästinenser betroffen; ca. 300.000 flohen nach Ostjordanien, ca. eine Million lebte von nun an unter israelischer Besatzung (Flores 1989a:17).
Dietrich Jung
Jordanien (PLO, "Schwarzer September", 1970 - 1971)
AKUF-Datenbanknr.: |
108 |
Kriegsdauer: |
16.09.1970 - 19.07.1971 |
Kriegstyp: |
AE-1 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
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Kriegführende |
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Seite A |
Jordanien |
Seite B |
Palästinensische Befreiungsarmeee (PLO) |
Intervention zugunsten B: |
Syrien (20.9.1970 - 23.9.1970) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nachdem ca. 200.000 Palästinenser nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 (vgl. Krieg Nr. 95) nach Jordanien geflüchtet waren, spitzte sich die innenpolitische Situation dort weiter zu. Die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) und die Volksdemokratische Front für die Befreiung Palästinas (PDFLP) arbeiteten auf einen Sturz der Monarchie hin. Der Norden Jordaniens wurde von ihnen zur befreiten Zone erklärt. Die gemäßigten Kräfte in der PLO unter Arafat stellten die Monarchie nicht in Frage, wollten Jordanien aber als Ausgangsbasis für Guerillaoperationen nutzen.
Die jordanische Regierung wollte sich nicht in einen Krieg mit Israel hineinziehen lassen, war aber weder in der Lage, die PLO an Anschlägen zu hindern, noch der Bedrohung, die von dieser für die eigene Machtposition ausging, zu begegnen. Als die jordanische Regierung sich durch innen- und außenpolitische Absicherungen stark genug fühlte, suchte sie in der militärischen Konfrontation die Entscheidung. König Hussein stützte sich dabei vor allem auf die konservativen Beduinenstämme und Armeeteile, die überwiegend die palästinensischen Flüchtlinge als Eindringlinge empfanden.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
In der ersten Kriegsphase im September 1970 ging es vor allem darum, die Macht der PLO in und um Amman zu brechen. Die USA zogen verschiedene Einheiten ihrer Marine im Mittelmeer zusammen, um so ihren militärischen Druck v.a. auf Syrien, den Irak und die Sowjetunion zu erhöhen, die eventuell den palästinensischen Guerillas zu Hilfe gekommen wären. Israel, das kein Interesse am Sturz König Husseins hatte, drohte mehr-fach mit dem eigenen Eingreifen, falls sich eine Niederlage der jordanischen Streitkräfte abzeichnen sollte.
In den Monaten nach den Kämpfen im September 1970 versuchte die jordanische Armee, die Guerillas der PLO nach und nach aus ihren Stellungen in Nordjordanien zu vertreiben, wobei sie meistens Kommandounternehmen der Palästinenser zum Anlaß nahm. Den Organisationen der PLO ging es in dieser Zeit um die Demonstration und Erhaltung ihrer Kampfkraft. Die PFLP trat nach wie vor für den Sturz Husseins und die Errichtung eines nationalistischen Volksregimes ein. Im Juli 1971 begannen Truppen der Zentralregierung mit der endgültigen Zerschlagung der PLO-Stützpunkte in Jordanien und der Internie-rung der Guerillas. Die PLO verlegte ihre Basen in den Libanon.
Im Zusammenhang mit der Verfolgung von Palistinensern im September 1970 sollen 40.000 Palästinenser umgekommen sein. Bei den Kämpfen in Amman kamen 1.500 Menschen ums Leben.
Helena Sabbagh