Surinam
Kriege in Surinam seit 1945
Surinam (SNLA, 1986 - 1989)
AKUF-Datenbanknr.: |
163 |
Kriegsdauer: |
21.06.1986 - 07.06.1989 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vereinbarung ohne Vermittlung |
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Kriegführende |
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Seite A |
Dschungelkommando der Maroons (Surinamese National Liberation Army, SNLA) |
Seite B |
Surinam |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Vor dem Hintergrund der ethnischen Heterogenität in dem nur 400.000 Einwohner zählenden südamerikanischen Vielvölkerstaat Surinam hat sich eine gesellschaftliche Zweiteilung des Landes herausgebildet. In der Hauptkolonisationszone des schmalen Küstenstreifens leben europäische, chinesische und indische Einwanderer. Das vom Dschungel geprägte Hinterland wird von ca. 50.000 Maroons bewohnt, die Nachfahren geflüchteter schwarzer Sklaven sind, und denen schon von der niederländischen Kolonialmacht Autonomie zugestanden werden mußte.
Auslöser des Krieges waren Übergriffe des Militärs bei der Verfolgung von Bankräubern, die - da sie ihre Beute unter den Ärmsten verteilten - unter den Maroons ein Robin-Hood-Image erlangt hatten, sowie die Bekämpfung des Schmuggels, der traditionellen Lebensgrundlage der Maroons. Ziel der Maroons war die Aufrechterhaltung ihrer Unabhängigkeit und eigenständigen Lebensweise. Die Militärs haben sich die gegen die Maroons gerichteten Ressentiments der ebenfalls im Dschungel lebenden Indianer zunutze gemacht, diese bewaffnet und in Volksmilizen zur Bekämpfung des Dschungelkommandos sowie zur Unterdrückung der Maroon-Bevölkerung eingesetzt.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Nach der Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse im November 1987 erwies sich die zivile Regierung im Konflikt mit den Maronns als handlungsunfähig, weil sich das Militär in der neuen Verfassung ein weitgehendes Interventionsrecht vorbehalten hatte. Erst als sich der Parlamentspräsident über die Sonderrechte des Militärs hinwegsetzte, wurden die Kampfhandlungen am 7. Juni 1989 beendet. Der eineinhalb Monate später ausgehandelte und vom Parlament bestätigte Friedensvertrag enthielt weitreichende Zugeständnisse an das Dschungelkommando, wie die geplante Umwandlung in eine regionale Polizeieinheit und den vollständigen Armeerückzug aus den Siedlungsgebieten der Maroons. Der von den Militärs mit Argwohn betrachtete Friedensvertrag von Kourou stieß auch bei der indianischen Bevölkerung des Dschungels auf Ablehnung. Indianische Milizen, die vormals von den Militärs gegen das Dschungelkommando ausgerüstet worden waren, begannen ab Anfang September 1989, in losen Verbänden mit Anschlägen und Entführungen den Vertrag zu bekämpfen. Aufgrund dieser Vorgänge kam es erneut zu Verhandlungen, diesmal unter Einbeziehung der Indianer, wodurch sich die Situation in Surinam entspannte. Allerdings ist auch nach einem erneuten Friedensvertrag im August 1992 eine wirkliche Lösung des Konfliktes nicht absehbar.
Der Krieg forderte nicht nur ca. 500 Todesopfer, sondern er verwüstete die traditionelle Lebensgrundlage der schwarzen Dschungelbevölkerung nahezu vollständig. Über 10.000 Maroons flüchteten nach Französisch-Guayana; die Mehrheit harrt auch nach Beendigung des Krieges aufgrund der innenpolitischen Situation dort aus. Die ohnehin angeschlagene surinamische Volkswirtschaft brach durch Sabotageaktionen vor allem auf den Bauxit-/Aluminiumsektor fast vollständig zusammen.
Jens Peter Franke