Kuba
Kriege in Kuba seit 1945
Kuba (Ejército Rebelde, 1956 - 1959)
AKUF-Datenbanknr.: |
45 |
Kriegsdauer: |
12/1956 - 1/1959 |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
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Kriegführende |
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Seite A |
Kuba |
Seite B |
Ejército Rebelde (Bewegung des 26. Juli) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Den Hintergrund des Konfliktes bildete die soziale und politische Krise des korrupten, von den USA gestützten Batista-Regimes (Fulgencio Batista y Zaldívar), das die an Strukturreformen interessierten Exponenten der kleinbürgerlichen Bewegung verdrängte. In den 40er Jahren konnten sich die am Sturz der Machado-Diktatur beteiligten sozialen Gruppen zwar politische Handlungsspielräume erkämpfen (wie z.B. die Legalisierung der Oppositionsparteien), ohne jedoch Veränderungen der Herrschaftsstrukturen zu erzielen. Dem politischen Druck der heterogenen Oppositionsbewegungen wurde zunehmend mit Repression begegnet. Das Scheitern dieser Politik fand schließlich seinen Ausdruck im Staatsstreich Batistas von 1952, mit dem er die Präsidentschaftswahlen verhinderte und die erneute Etablierung einer Militärdiktatur einleitete.
Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Entscheidung von Exponenten der radikalisierten kleinbürgerlichen Intelligenz unter Führung Fidel Castros, der für den Partido del Pueblo "Ortodoxo" im Juni 1952 hätte kandidieren sollen, gesellschaftliche Veränderungen nun auch mit militärischen Mitteln zu erreichen. Die erste militärische Aktion erfolgte am 26. Juli 1953 mit dem mißglückten Sturm auf die Moncada-Kaserne. Politisch war die Aktion dennoch erfolgreich, weil die Rebellen im nachfolgenden Sondergerichtsverfahren ihr Programm publik machen konnten. In der Folgezeit eskalierte die Konfrontation zwischen dem diktatorischen Regime und der Opposition. Mit der Landung der Rebellen im Osten Kubas im Dezember 1956 begann der bewaffnete Kampf, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1958 Massencharakter annahm.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Angesichts des militärischen Vormarsches der Guerillatruppen und der landesweiten politischen Isolierung der Diktatur flüchtete Batista in der Sylvesternacht 1958/59. Der Versuch, an seine Stelle - wie 1933 nach der Flucht Machados - eine Militärjunta zu setzen, scheiterte an einem Generalstreik. Am 2. Januar 1959 zog die Rebellenarmee in Santiago de Cuba, am 8. Januar 1959 in Havanna ein.
Ergebnisse des Sturzes des Batista-Regimes waren die Ausweisung der US-Militärmission, die Auflösung der Armee, die Reorganisation der Staatsadministration und grundlegende Strukturreformen. Die Konflikte zwischen der bislang herrschenden Klasse und der sich sozialrevolutionär entwickelnden, castristischen Bewegung eskalierten 1961 abermals kriegerisch (vgl. Krieg Nr. 58). Die Orientierung der kubanischen Revolution hin zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung muß vor dem Hintergrund der bedingungslosen Bekämpfung der neuen kubanischen Regierung durch die USA erklärt werden. Denn wenngleich die castristische Bewegung von Anfang an eindeutige soziale Strukturreformziele definiert hatte,¹ war ihre gesellschaftspolitische Orientierung zum Zeitpunkt des Sturzes der Diktatur noch offen.
ANMERKUNGEN
[1] Strukturreformziele waren u.a. die Nationalisierung der in US-Eigentum befindlichen Elektrizitäts- und Telefongesellschaft, eine 30%ige Beteiligung der Arbeiter und Angestellten an den Gewinnen der Industrie, eine 55%ige Beteiligung der Zuckerrohrpflanzer am Zuckerrohrertrag und schließlich eine Bodenreform zugunsten der Pächter und Kleinbauern. Die philosophisch-ideologischen Bezüge der Bewegung des 26. Juli sind stark geprägt vom egalitären, nationale Souveränität voraussetzenden Gesellschaftskonzept José Martís.
Ursula Niebling
Kuba (Exilanten, "Schweinebuchtinvasion", 1961)
AKUF-Datenbanknr.: |
58 |
Kriegsdauer: |
17.04.1961 - 20.04.1961 |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
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Kriegführende |
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Seite A |
Exilkubaner und Söldner anderer Länder ¹ |
Seite B |
Kuba |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die direkte und offene politische Auseinandersetzung zwischen der US-Regierung und der neuen kubanischen Regierung begann mit der Verabschiedung des Agrarreformgesetzes im Mai 1959. Die Festlegung einer Höchstgrenze für private landwirtschaftliche Betriebe von 30 caballerias (ca. 402 ha) traf vor allem den vom US-Kapital beherrschten Zuckerrohr- sowie den extensiv wirtschaftenden Viehzuchtsektor existenziell. Als die kubanische Regierung die Forderung Washingtons nach sofortigen, in bar und zum Marktwert zu leistenden Entschädigungszahlungen im Falle von Enteignungen zurückwies, begann die US-Regierung den Konflikt auf allen Ebenen zu verschärfen. Dies umfaßte die militärische Ausrüstung und die Ausbildung von in die USA emigrierten Batista-Anhängern,² die Verhängung des Zuckerembargos im Sommer 1960 und des Exportembargos im Herbst 1960 sowie die politische Isolierung Kubas innerhalb der noch von den USA zu jenem Zeitpunkt kontrollierten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Die Invasion der von den USA ausgerüsteten und vom CIA angeleiteten Exilkubaner und Söldner begann am 17. April 1961 in der Schweinebucht.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Status quo ante wurde aufrechterhalten; in der Folge konsolidierte sich die revolutionäre Regierung. Trotz der neuen wirtschaftlich-militärischen Abhängigkeiten von der Sowjetunion blieb die kubanische Revolution auf einem eigenständigen sozialistischen Entwicklungsweg. Die US-Regierung setzte ihre vielfältigen Destabilisierungsversuche fort, rückte jedoch nach der Raketenkrise von 1962 wegen der zu erwartenden militärischen Konfrontation mit der Sowjetunion von weiteren direkten militärischen Interventionsversuchen ab. Mit Ausnahme einer kurzen Entspannungs- und Öffnungsphase während der Carter-Ära wurden die Destabilisierungsanstrengungen (Sabotage, Attentatsversuche, Wirtschaftembargo, "bakteriologischer Krieg" etc.) nie eingestellt und erreichten unter der Reagan-Administration eine neue Intensitätsstufe, so daß die latente Bedrohung der kubanischen Regierung erhalten blieb.
Die Konsolidierung der kubanischen Revolution hatte weitreichende Konsequenzen für Gesamt-Lateinamerika. Zum einen stellte sie einen Motivationsschub für die Bildung zahlreicher, fokistisch organisierter Guerillabewegungen in anderen Ländern dar. Zum anderen stand die kubanische Entwicklung für eine gesellschaftliche Umgestaltung, die auch unter den Bedingungen der Unterentwicklung die Grundbedürfnisse der Bevölkerungsmehrheit sichern und politisch mehrheitsfähig sein kann.
ANMERKUNGEN
[1] Die Exilkubaner und Söldner wurden von den USA politisch unterstützt, militärisch ausgerüstet und vom CIA angeleitet.
[2] Bereits im Herbst 1959 begannen die ersten Bombardierungen. Im März 1960 explodierte ein französisches Schiff mit belgischen Waffen an Bord im Hafen von Havanna. In Kuba selbst formierte sich im Laufe des Jahres 1960 in den Bergen von Escambray eine konterrevolutionäre Guerilla aus Regimegegnern sowie aus ehemaligen Batista-Anhängern, die vor allem Sabotageakte und Anschläge verübten.
Ursula Niebling