Zypern
Kriege in Zypern seit 1945
Zypern (Dekolonisation, EOKA, 1955 - 1959)
AKUF-Datenbanknr.: |
38 |
Kriegsdauer: |
01.04.1955 - 24.02.1959 |
Kriegstyp: |
D-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (Nachbarstaat(en)) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Ethniki Organosis Kiprion Agoniston (EOKA; Nationale Vereinigung zypriotischer Kämpfer)¹ |
Seite B |
Großbritannien/Vulkan/Türk Mukavement Tesilati (TMT)² (2/1957 - 24.02.1959) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die EOKA-Guerilla kämpfte gegen die britische Kolonialmacht für die Unabhängigkeit Zyperns und den darauffolgenden Anschluß an Griechenland (ca. 80% der Inselbevölkerung waren griechisch-zypriotisch). Hauptsächlich führte sie Sabotageaktionen durch und ging gegen Kollaborateure vor. Bei der Bekämpfung der EOKA bediente sich die britische Kolonialmacht auch vorwiegend türkisch-zypriotischer Polizeieinheiten (Freiwillige, darunter Mitglieder der türkisch-zypriotischen Terrorganisation "Vulkan"). Großbritannien baute den Gegensatz der Volksgruppen zur Machterhaltung auf. Die türkischen Zyprioten unterstützten die Kolonialmacht, da sie den Anschluß an Griechenland und daraus resultierende Diskriminierung fürchteten.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Im Londoner Dreimächteabkommen von 1959 einigten sich Großbritannien, Griechenland und die Türkei; Zypern wurde am 16. August 1960 unabhängig, der Schutz (Partizipations- und Vetorechte) der türkisch-zypriotischen Minderheit in Politik und Verwaltung wurde in der Verfassung verankert. Makarios wurde Staatspräsident, der Türke Kücük Vizepräsident. Als Garantiemächte behielten Großbritannien, Griechenland und die Türkei Interventionsrechte und Truppenkontingente auf der Insel.
600 bis 1.000 Menschen starben aufgrund der Kampfhandlungen.
ANMERKUNGEN
[1] Die EOKA wurde 1952 unter anderem von Makarios gegründet und seit Oktober 1954 durch den griechischen Oberst Georgios Grivas geleitet. Auch im Krieg 1963/64 spielte die EOKA eine große Rolle auf Seiten der griechischen Zyprioten (vgl. Krieg Nr. 73).
[2] Vulkan war eine 1955 gegründete Terrorgruppe, die mit Geldern der türkischen Regierung im Dezember 1956 zur TMT gewandelt wurde, um dann ab Februar 1957 auf britischer Seite in die Kämpfe einzugreifen. TMT war auch 1963/64 in die Kämpfe verwickelt (vgl. Krieg Nr. 73).
Anton Andreas Bloom
Zypern (Türken, TMT, 1963 - 1964)
AKUF-Datenbanknr.: |
73 |
Kriegsdauer: |
21.12.1963 - 11.08.1964 |
Kriegstyp: |
B-1 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
Kriegführende |
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Seite A |
Griechenland/Zypern/Ethniki Organosis Kiprion Agoniston (EOKA; Nationale Vereinigung zypriotischer Kämpfer)¹ |
Seite B |
Türk Mukavement Teskilati (TMT)²/Türkei |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Zwischen der griechisch-zypriotischen Mehrheit (ca. 80% der Inselbevölkerung) und der türkisch-zypriotischen Minderheit hatte es seit der Unabhängigkeit Zyperns (16. August 1960) immer wieder Auseinandersetzungen gegeben. Die Minderheit nutzte ihr in der Verfassung festgelegtes Veto-Recht so intensiv, daß die Funktionsfähigkeit der Kommunen gefährdet war. Staatspräsident Makarios machte daraufhin 13 Verfassungsänderungsvorschläge. Demonstrationen gegen diese Pläne eskalierten, und die Untergrundbewegungen beider Seiten (EOKA auf griechischer Seite, TMT auf türkischer) griffen mit Unterstützung der auf der Insel stationierten jeweiligen Truppenkontingente der "Mutterländer" ein. EOKA verfolgte das Ziel der Enosis (Anschluß an Griechenland) und die TMT das der Taksim (Teilung). Es entstand eine Frontlinie mitten durch Zypern.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg führte zur de-facto-Teilung der Insel und zur Verschiebung des Status quo in Richtung des türkischen Ziels - "Taksim" (Teilung) - durch teilweise Entmischung der Bevölkerungsteile. Die auf der Insel stationierten britischen Truppen³ schritten gegen die Kämpfe ein, konnten sie aber nicht beenden. Eine Waffenruhe wurde erst nach Beschluß des UN-Sicherheitsrates und Stationierung einer UN-Truppe (UNIFICP) entlang der Demarkationslinie eingehalten. Die gegnerischen Parteien blieben aber bewaffnet, in den Folgejahren kam es zu schweren Zwischenfällen. Präsident Makarios begann mit dem Aufbau einer zypriotischen Nationalgarde, um das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen; in ihr dominierten jedoch Inselgriechen, und die Offiziere gehörten zur griechischen Armee. Nach dem Militärputsch in Athen (21. April 1967) trat eine gewisse Entspannung ein (bis 1974, vgl. Krieg Nr. 116). Die Schätzungen über die Zahl der Opfer schwanken zwischen 60 und 500 Toten.
ANMERKUNGEN
[1] Die EOKA kämpfte bereits von 1955 bis 1959 für die Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft und den Anschluß an Griechenland (vgl. Krieg Nr. 38).
[2] Die TMT hatte ab Februar 1957 im 1. Zypernkrieg auf britischer Seite gekämpft (vgl. Krieg Nr. 38).
[3] Aufgrund des Londoner Dreimächtevertrags von 1959, der die Unabhängigkeit Zyperns vorbereitete, behielten Griechenland, die Türkei und Großbritannien das Recht auf Intervention und Stationierung von Truppen auf Zypern.
Anton Andreas Bloom
Zypern / Türkei (1974)
AKUF-Datenbanknr.: |
116 |
Kriegsdauer: |
20.07.1974 - 16.08.1974 |
Kriegstyp: |
C-1 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (UNO) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Türkei |
Seite B |
Zypern |
ebenfalls Seite B |
Ethniki Organosis Kirpion Agoniston-B (EOKA-B; Nationale Vereinigung zypriotischer Kämpfer)¹ |
Intervention zugunsten B |
Griechenland |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Offenbar zwecks Ablenkung von der innenpolitischen und wirtschaftlichen Krise in Griechenland inszenierte die griechische Militärjunta am 15. Juli 1974 einen Putsch gegen den Staatspräsidenten Zyperns, Makarios. Ausgeführt wurde der Putsch von der EOKA-B und den festlandgriechischen Offizieren der Nationalgarde Zyperns. In der EOKA-B waren rechtsextremistische griechische Zyprioten organisiert; ihre Untergrund-kampftruppe hatte seit Jahren gegen Makarios operiert. Ziel der EOKA-B und der griechischen Offiziere war der Anschluß Zyperns an Griechenland (Enosis), was das ohnehin fragile politische Verhältnis zwischen der griechisch-zypriotischen Mehrheit und der türkisch-zypriotischen Minderheit stark belastete.
Makarios konnte fliehen, der von den Putschisten als Präsident eingesetzte EOKA-Führer Sampson kündigte den Anschluß der Insel an Griechenland an. Daraufhin erfolgte die Invasion türkischer Truppen; in zwei Offensiven mit ca. 40.000 Mann eroberten sie rund 40% der Insel, zogen sich dann aber auf die sogenannte Attila-Linie zurück.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Zypern wurde entlang der "Attila-Linie" in ein türkisch-zypriotisches Nordzypern (etwa ein Drittel der Insel) und ein griechisch-zypriotisches Südzypern geteilt; die Grenze wird seither von UNO-Truppen überwacht. Die griechisch-zypriotischen Bewohner des Nordteils waren in den Südteil geflohen oder wurden vertrieben (ca. 200.000 Menschen). Am 13. Februar 1975 wurde der türkisch-zypriotische Norden als autonomer Teilstaat proklamiert; der in sein Amt zurückgekehrte Makarios wurde von der Türkei und den türkischen Zyprioten nicht mehr anerkannt. Die Ausrufung Nordzyperns zum unabhängi-gen Staat im November 1983 ist bisher nur von der Türkei anerkannt. Durch UN-Vermittlung begonnene Verhandlungen zwischen den politischen Repräsentanten der beiden Inselteile sind bislang erfolglos geblieben.
Über 200.000 Menschen wurden vertrieben. Bis zu 5.000 Menschen, darunter bis zu 3.000 Zivilisten, kamen bei den Kämpfen ums Leben.
ANMERKUNGEN
[1] Die EOKA wurde 1967 neu strukturiert. Deshalb erhielt die neue EOKA zur Unterscheidung den gebräuchlichen Zusatz "-B" (vgl. die Kriege Nr. 38 und 73). Sie kämpfte auf der griechisch-zypriotischen Seite.
Anton Andreas Bloom