Spanien
Kriege in Spanien seit 1945
Spanien (Republikanische Armee, 1945 - 1950)
AKUF-Datenbanknr.: |
4 |
Kriegsdauer: |
1945 - 1950¹ |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
|
|
Kriegführende |
|
Seite A |
Reste der republikanischen Armee² |
Seite B |
Spanien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nach der Niederlage der republikanischen Armee im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) hatten sich nahezu sämtliche oppositionellen Kräfte ins Exil begeben. Mit dem sich abzeichnenden Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg reifte der Plan zur Aufstellung einer Guerilla-Armee, die von Frankreich aus das frankistische Regime zu Fall bringen sollte. Treibende Kraft dieses Plans waren Offiziere der republikanischen Armee, die sich an der französischen Résistance beteiligt hatten und ihre militärische Kompetenz der im französischen Exil lebenden Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) zur Verfügung stellten. Neben der PCE beteiligten sich auch sozialistische Kräfte sowie insbesondere anarchistische Gruppen an der Guerilla. Ziel diese Kampfes sollte der Sturz des Franco-Regimes sein, dessen politisches Überleben angesichts der Niederlage des Faschismus in Deutschland und Italien als wenig wahrscheinlich eingeschätzt wurde. Durch die Verbindung von Guerilla-Aktionen und Massenstreiks sowie die Beibehaltung der internationalen Isolierung des frankistischen Regimes sollte die im mexikanischen Exil lebende republikanische Regierung wieder eingesetzt werden.
Den Auftakt der Kämpfe bildete im Oktober 1944 die Invasion von 4.000 Guerilleros ins Valle de Aran in den spanischen Pyrenäen. Obwohl General Moscardó, der von Franco mit der Bekämpfung der "Invasion" beauftragt worden war, der Presse gegenüber erklärte, daß "sämtliche Invasoren des Valle de Aran eliminiert" worden seien, gelang es den Guerilleros, in weiteren spanischen Territorien Fuß zu fassen. Schwerpunkte der Guerilla lagen neben Asturien in Galizien, Andalusien, Extremadura, Kastilien und in der Levante. Die anarchistische Guerilla war besonders in Katalonien aktiv, wo sie sich vor allem in Barcelona als Stadt-Guerilla profilierte.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Während die PCE-Führung ihre Guerilla-Taktik zugunsten der Strategie des "Massenstreiks" bereits 1948 aufgab, setzten autonom agierende Guerilla-Gruppen ihre Angriffe bis zu Beginn der 50er Jahre fort. Angesichts des schwindenden Rückhalts in der Bevölkerung und der erfolgreichen Repression des Franco-Regimes wurden jedoch auch diese Gruppen zur Aufgabe ihres Kampfes gezwungen.
ANMERKUNGEN
[1] Ein genaues Datum für das Ende dieses Krieges steht nicht fest. Aus offiziellen spanischen Dokumenten geht jedoch hervor, daß im Verlauf des Jahres 1952 sämtliche ernst zu nehmenden Guerilla-Gruppen vollständig zerschlagen waren (Cossias 1956).
[2] Es gab drei verschiedene Guerilla-Organisationen, von denen Kommunisten und Sozialisten häufig gemeinsam agierten, während die Anarchisten separat handelten (Biescas/Tuÿón de Lara 1980:205).
Ulrike Borchardt
Spanien (Basken, ETA, 1968 - 1979)
AKUF-Datenbanknr.: |
106 |
Kriegsdauer: |
07.06.1968¹ - 1979 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Abbruch der Kämpfe; Kämpfe unterhalb der Ebene Krieg |
|
|
Kriegführende |
|
Seite A |
Euskadi ta Askatasuna(ETA; Baskenland und Freiheit)² |
Seite B |
Spanien |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Das Ziel der ETA, mittels militanter Aktionen die Loslösung des Baskenlandes von Spanien und die Gründung eines eigenständigen Staates zu betreiben, wird heute nur von einem Teil der ETA ("ETA-militar") vertreten. Bereits 1974 hatte sich die ETA aufgrund unterschiedlicher Einschätzungen der politischen Entwicklung Spaniens in der Endphase der Franco-Diktatur in ETA-militar und ETA-politico-militar gespalten. Während sich die ETA-pol.-mil. wie auch deren Nachfolgeorganisation Euskadi ko Ezkerra (EE) vom bewaffneten Kampf abwandten, blieb die ETA-mil. bei der Strategie des bewaffneten Kampfes. Zudem gründete sich am linksradikalen Rand die Partei Herri Batasuna (HB), die sich als legaler politischer Arm der ETA-mil. versteht.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Wurden die gewaltsamen Autonomiebestrebungen der ETA während der Franco-Diktatur ausschließlich mit polizeilich-militärischen Mitteln bekämpft, so versucht die seit 1977 demokratisch gewählte Regierung Spaniens auch auf politischem Wege, eine Befriedung des Baskenlandes zu erreichen und die Abspaltung von Spanien zu verhindern: Seit 1975 werden die baskische Sprache und Kultur anerkannt sowie dem Baskenland seit 1979 eine sehr weitgehende politische Eigenständigkeit gewährt. Mit der Verabschiedung des Autonomiestatuts 1979 haben sich die politischen Rahmenbedingungen, die einen bewaffneten Kampf der ETA auch in den Augen der baskischen Bevölkerung rechtfertigen, grundlegend gewandelt.
Nach dem Übergang zur Demokratie wird die Gewalt der ETA von den Basken immer weniger akzeptiert. Der früher unverbrüchliche Konsens zwischen baskischer Bevölkerung, der Kirche und der ETA existiert nicht mehr. Trotzdem ist ein Ende der Gewalt im Baskenland nicht abzusehen. Der ökonomische Niedergang der Region mit schwerwiegenden sozialen Folgen sichert der ETA ihre Rekrutierungsbasis.
Krieg und Terror im Baskenland haben bislang rund 600 Opfer gefordert (Der Spiegel, 25.9.89), davon 90% nach 1976. Durch die Gewalt der ETA wurde der ökonomische Niedergang der vorwiegend durch Altindustrien belasteten Region beschleunigt. Die baskischen Unternehmer, die nicht selten Ziel von Entführungen, Erpressungen und Anschlägen wurden, halten sich mit Neuinvestitionen zurück.
ANMERKUNGEN
[1] Am 7. Juni 1968 kam es zum ersten bewaffneten Zusammenstoß zwischen Polizei und ETA.
[2] Am 31. Juli 1959 von baskischen Intellektuellen gegründete Organisation, in der sich unter drei unterschiedlichen programmatischen Strömungen ab 1963 die Strategie des bewaffneten Kampfes des militant-revolutionären Flügels durchsetzte. Die Phase des bewaffneten Kampfes begann 1967, der erste militärische Zusammenstoß fand im Juni 1968 statt.
Wiebke Reimers / Ulrike Borchardt