Rumänien
Kriege in Rumänien seit 1945
Rumänien (Militärteile, 1989)
AKUF-Datenbanknr.: |
169 |
Kriegsdauer: |
17.12.1989 - 28.12.1989 |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
Kriegführende |
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Seite A |
Oppositionelle rumänische Armeeteile |
Seite B |
Rumänien¹ |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Nicolae Ceauçescu, 1965 als Reformer angetreten, vereinigte als Parteichef und Präsident Rumäniens bald alle entscheidenden politischen und ökonomischen Funktionen auf sich und seine Familie. Zur Absicherung seiner Macht setzte der Familienclan auf brutale Repression, vor allem durch den auf Ceauçescu eingeschworenen Geheimdienst Securitate. Weitere Machtstützen waren ein ins Extreme getriebener Personenkult und ein gegen die nationalen Minderheiten, insbesondere gegen Ungarn und Deutsche gerichteter rumänischer Nationalismus.
Legitimationsprobleme, mit denen sich das Regime durch die Veränderungen in den benachbarten sozialistischen Staaten konfrontiert sah, beantwortete es mit einer Distanzierung von den "Bruderstaaten" sowie engeren Beziehungen zur Volksrepublik China. Die Beziehungen zu Ungarn kühlten vor dem Hintergrund des Assimilierungsdrucks auf die ungarischstämmige Bevölkerung ab und gipfelten in der Errichtung eines Zaunes an der rumänisch-ungarischen Grenze, um die Massenflucht nach Ungarn zu unterbinden.
Daß es trotz enormer Versorgungsprobleme, der Auswirkungen der rigiden Agrarmodernisierung, die durch Zerstörung von Dörfern und Umsiedlung in Agrarzentren zur Entwurzelung der bäuerlichen Bevölkerung führte, und trotz der Veränderungen in den Nachbarstaaten erst im Dezember 1989 zum Aufstand kam, lag am perfekten Repressionsapparat. Dieser verhinderte, daß sich oppositionelle Ansichten sowohl innerhalb als auch außerhalb der kommunistischen Partei organisieren konnten.
Auslöser des Aufstandes war ein vergleichsweise alltägliches Ereignis: die Verhaftung eines oppositionellen, ungarischstämmigen Pfarrers in Timisoara (Temesvar) durch die Securitate. Die Sicherheitskräfte konnten trotz ihres brutalen Vorgehens gegen die Einwohner Timisoaras, die gegen diese Festnahme demonstrierten, nicht verhindern, daß sich der Protest zu landesweiten Unruhen ausweitete. Die Armee verweigerte in dieser Situation den Befehl und schlug sich auf die Seite der Bevölkerung. Damit begann der Bürgerkrieg zwischen regulärer rumänischer Armee und der Securitate. An die Spitze des unorganisiert losgebrochenen Aufstandes stellte sich dann eine "Front zur nationalen Rettung", die aus Intellektuellen und früheren KP-Mitgliedern bestand.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Obwohl schlechter ausgerüstet, gewannen Armee und Bevölkerung den Krieg gegen die Securitate. Das Ehepaar Ceaucescu wurde im Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet. Es kam jedoch zu keiner Ablösung der alten Elite; diese wurde sogar in den Wahlen vom Frühjahr 1990 und Herbst 1992 bestätigt. Die Politik gegenüber rivalisierenden nationalen Gruppen (insbesondere Deutschen und Ungarn) änderte sich bisher nicht. Aufgrund der ungelösten Probleme flüchten weiterhin viele Menschen, vor allem Roma, aus Rumänien. Die Schätzungen über die Zahl der Todesopfer schwanken zwischen 1.000 und 6.000.
ANMERKUNGEN
[1] Ceauçescu-treue Geheimpolizei Securitate
Jens Peter Franke / Jörg Helmedach