Tibet
Kriege in Tibet seit 1945
China/Tibet (1950)
AKUF-Datenbanknr.: |
22 |
Kriegsdauer: |
07.10.1950 - 22.10.1950 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite A |
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Kriegführende |
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Seite A |
Volksrepublik China |
Seite B |
Tibet |
Seite B |
Khambas [1] |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die VR China versuchte angesichts des international umstrittenen bzw. unklaren völkerrechtlichen Status Tibets, auf militärischem Wege eine Entscheidung zugunsten der eigenen (aus der chinesischen Kaiserzeit vor 1911 stammenden) Gebietsansprüche herbeizuführen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Militärischer Sieg der chinesischen Armee über die kleinen tibetanischen Streitkräfte und die sie unterstützenden Stammeskrieger der Khambas im unmittelbaren Invasionsgebiet. International isoliert, militärisch unterlegen und z.T. besetzt, unterzeichnete eine tibetanische Regierungsdelegation ohne deren Staatsoberhaupt, dem Dalai Lama, 1951 einen Vertrag, der Tibet als "autonome Region" in die VR China integrierte.
Militärische Besetzung, wirtschaftliche Erschließung und Ausbeutung der Ressourcen Tibets, verstärkte Ansiedlung von Chinesen und die Etablierung eines sozialistischen Gesellschaftssystems forderten den Widerstand der stark religiös-traditionell geprägten tibetanischen Bevölkerung heraus. Dies sorgte für zukünftigen Konfliktstoff (vgl. Krieg Nr. 33).
ANMERKUNGEN
[1] Stammeskrieger aus dem Nordosten Tibets.
Reinhardt te Heesen
China (Tibet, 1954 - 1959)
AKUF-Datenbanknr.: |
33 |
Kriegsdauer: |
8/1954 - 22.03.1959 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
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Kriegführende |
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Seite A: |
Tibet |
Seite B: |
Volksrepublik China |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Das sozioökonomische Reformprogramm, das das chinesische Militär in Tibet durchzuführen versuchte, [1] stieß zunehmend auf den Widerstand der stark traditionell orientierten Landbevölkerung. Umfangreiche Landnahme für chinesische Neusiedler, Versuche zur Kollektivierung oder auch nur der systematischen Erfassung (offizielle Viehzählungen etc.) führten zu erheblichen Spannungen. Nach den ersten anhaltenden Kämpfen entwickelte sich unter der verstärkten chinesischen Repression eine politische Polarisierung. Auch bis dahin passive Bevölkerungsteile, viele Mönche sowie die Beamtenschaft (deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung die Chinesen bewußt kaum angetastet hatten), fanden sich schließlich unter der Forderung nach völliger Loslösung Tibets von China zusammen. [2]
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg endete mit einem militärischen Sieg der chinesischen Truppen. Der Dalai Lama, das traditionelle geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, flüchtete nach Indien, woraufhin der Pantschen Lama (in der traditionellen tibetischen Herrschaftshierarchie erst später eingeführter Titel und unter dem des Dalai Lama stehend) von der chinesischen Regierung als Staatsoberhaupt eingesetzt wurde. Die Reform- und Integrationsmaßnahmen der KPCh scheiterten. Durch die starke chinesische Repression gegen die tibetische Bevölkerung kam es zur Flucht Tausender nach Nepal, Bhutan und Indien. Trotz der Stabilisierung ihrer militärischen Position in Tibet gelang es der VR China nicht, die Bergstämme zu befrieden, die in den folgenden Jahren immer wieder vereinzelte Aktionen gegen die chinesischen Truppen unternahmen (besonders im Westen Tibets).
ANMERKUNGEN
[1] Im November 1950 hatte China Tibet militärisch besetzt (vgl. Krieg Nr. 22). Ein halbes Jahr später, im Mai 1951, wurde der chinesisch-tibetanische "Vertrag von Peking" abgeschlossen, in dem der VR China die Außen- und Verteidigungspolitik Tibets übertragen wurde. Tibet behielt formal die innere Autonomie. Die politische Gewalt lag beim Ministerpräsidenten und der Nationalversammlung. Seit der Einigung mit dem rivalisierenden Pantschen Lama im Mai 1952 wurde der Dalai Lama wieder Staatsoberhaupt.
[2] Im März 1959 kündigte die Regierung Tibets den Vertrag von Peking.
Reinhardt te Heesen