Südafrika
Kriege in Südafrika seit 1945
Südafrika (Namibia, 1966 - 1988)
Südafrika (Anti-Apartheid-Krieg, 1976 - 1994)
AKUF-Datenbanknr.: |
125 |
Kriegsdauer: |
1976 - 4/1996 |
Kriegstyp: |
A-2/AB-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vereinbarung ohne Vermittlung |
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Kriegführende |
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Seite A |
African National Congress (ANC) |
Seite B |
Südafrika |
wechselnd: |
Inkatha (Zulu-Bewegung) seit 1984 |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Hauptziele des ANC waren die Abschaffung des Apartheidsystems sowie der Aufbau einer von rassischer Diskriminierung freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung unter einer demokratischen Mehrheitsregierung. Erste Widerstandsaktionen des ANC wurden in den 60er Jahren von den Streitkräften Südafrikas unterdrückt. Nachdem bei den Unruhen in Soweto, einem von Schwarzen bewohnten Stadtteil von Johannesburg, am 16. Juni 1976 mehr als 200 unbewaffnete schwarze Schüler und Studenten von südafrikanischen Sicherheitskräften erschossen wurden, haben die zwischen 1961 und 1976 nur sporadisch durchgeführten militärischen Aktionen des ANC so an Intensität zugenommen, daß die Kriegsschwelle überschritten wurde.
Die Regierung versuchte seit der Übernahme der Macht durch Ministerpräsident de Klerk 1989, eine Verhandlungslösung zu erreichen, u.a. wurden 1989 politische Gefangene, 1990 auch Nelson Mandela freigelassen. Der ANC suspendierte am 6. August 1990 im Zuge der Verhandlungen den bewaffneten Kampf gegen die Regierung. Konsequenz des allmählichen Wandels der südafrikanischen Politik sind jedoch wachsende politische Spannungen unter den Weißen (vor allem zwischen rechtsextremen burischen Apartheidanhängern sowie Angehörigen der staatlichen Repressionsorgane Polizei, Militär und Geheimdienste und der reformbereiten Regierung) und vermehrte gewaltförmige Auseinandersetzungen zwischen schwarzen Bevölkerungsteilen. Letztere haben seit Mitte der 80er Jahre ständig zugenommen und spätestens seit Ende 1989 vor allem in der Provinz Natal, aber auch in einigen der sog. Homelands Kriegscharakter angenommen. Der blutige Kampf sowohl der konservativen Inkatha unter Führung von Buthelezi als auch der Straßenterror der sog. Vigilantes gegen Anhänger des ANC wurde dabei von den Staatsorganen geschürt und unterstützt, um den ANC zu schwächen und die demokratischen Kräfte zu spalten. Besonders im Verlauf der demokratischen Öffnung Südafrikas kam es zu einem massiven Anstieg an politischen Gewalttaten.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Wachsender internationaler Druck auf das Apartheidsystem, eine schwere militärische Niederlage in Angola 1988 (vgl. Krieg Nr. 62), ständig steigende Lasten durch die bisherige Strategie zur Absicherung der Apartheid, aber auch der allmähliche innergesellschaftliche Wandel führten zum Friedensabkommen über Namibia (vgl. Krieg Nr. 93) und - nach dem Regierungswechsel von Botha zu de Klerk - zu einem allmählichen Abbau der Apartheid. Ein militärischer Sieg über die Befreiungsbewegung war vor allem durch die wachsende politische Mobilisierung der schwarzen Bevölkerung nicht mehr zu erreichen, so daß Verhandlungen mit dem ANC über ein Ende der Apartheid unumgänglich wurden. Spätestens mit dem erdrutschartigen Sieg des ANC bei den Wahlen im April 1994 kann der Krieg in Südafrika als beendet gelten.
Der Krieg des ANC gegen das Apartheidregime hat mindestens 4.000 Todesopfer gefordert. Bei den Zusammenstößen zwischen dem ANC und der Inkatha kamen seit Mitte der 80er Jahre außerdem mehr als 10.000 Menschen ums Leben. Auch nach dem Ende des Krieges fielen in Südafrika jährlich mehrere tausend Menschen Gewalttaten zum Opfer, die nicht immer eindeutig als politisch oder kriminell zu unterscheiden sind. In den Townships sind die früheren ANC-Kommandos und Anhänger der Inkatha-Partei in rivalisierende Banden zerfallen.
Peter Tautkus / Susanne Großmann