Sudan
Kriege in Sudan seit 1945
Sudan (Erster Sudanesischer Bürgerkrieg, 1955 - 1972)
AKUF-Datenbanknr.: |
40 |
Kriegdauer: |
18.08.1955 - 2/1972 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (diverse) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Anya-Nya |
Seite B |
Sudan |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der von christlich missonierten Schwarzen bevölkerte Südsudan hatte dem vorwiegend arabisch-muslimischen Nordsudan in vorkolonialer Zeit als Reservoir für den Sklavenhandel gedient. Unter der britischen Kolonialmacht wurde der Staat Sudan geschaffen, zugleich aber die getrennte Entwicklung von Nord- und Südsudan gefördert. Aufgrund der Übergabe der Zentralverwaltung - im Zuge der politischen Dekolonisation - fast ausschließlich an Mitglieder der arabisch-muslimischen Eliten des Nordens kam es 1955 zum Aufstand südsudanesischer Militäreinheiten, der den Unmut der Eliten und traditionalen Autoritäten des Südens über die Benachteiligung in Handel, Staatsbürokratie und Militär zum Ausdruck brachte. Erst im Laufe des 17jährigen Konflikts gelang die Koordinierung der verschiedenen südsudanesischen Eliten und politischen Gruppen; dabei entwickelte sich eine Art südsudanesisches Nationalbewußtsein, das sich in Sezessions-/Autonomieforderungen niederschlug. Der Norden verteidigte seine ökonomischen und politischen Privilegien mit Hilfe der nationalen Streitkräfte.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Nach mehreren gescheiterten Verhandlungen (u.a. 1964 und 1969) gelang es der Regi-rung Numeiri dank externer Vermittlung, den Konflikt durch das Abkommen von Addis Abeba 1972 zu beenden. Es gab dem Südsudan begrenzte regionale Autonomie, das Recht auf eigene Wahlen und politische Institutionen sowie Hilfe für die Reintegration der ca. eine Million Flüchtlinge. Die mehr als 10.000 Anya-Nya-Kämpfer sowie die "tribal authorities" wurden in die nationalen Streitkräfte sowie in Polizei und Verwaltung integriert. Dennoch wurde das Nord-Süd-Problem im Sudan nicht gelöst und führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Krieg (vgl. Krieg Nr. 158).
Der Krieg forderte 500.000 bis 700.000 Todesopfer. Von 1964 bis 1972 sind ca. 695.000 Sudanesen in die angrenzenden Staaten Äthiopien, Zaïre, Zentralafrikanische Republik und Uganda geflohen; ca. 850.000 Menschen wurden innerhalb des Sudan vertrieben.
Siegfried Schröder / Bernd Möller
Sudan (Südsudan-Konflikt, Zweiter Sudanesischer Bürgerkrieg, 1983 - andauernd)
AKUF-Datenbanknr.: |
158 |
Kriegsdauer: |
9/1983 - andauernd |
Kriegstyp: |
B-2/BA-2/B-2 [1] |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (USA) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Sudanese People's Liberation Movement/Army (SPLM bzw. SPLA; seit August 1991 SPLA-Garangfraktion [2]) |
Seite B |
Sudan |
wechselnd: |
Sudanese People's Liberation Army (Macarfraktion [3]) seit 8/1991 |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Im Sudan herrschte von der Unabhängigkeit 1956 bis zum Jahre 1972 Krieg zwischen der arabisch-muslimischen Zentralregierung und verschiedenen Widerstandsgrupppen des ethnisch-kulturell und religiös heterogenen Südsudan, die mehr Rechte verlangten und auch sezessionistische Forderungen gegenüber dem ökonomisch und politisch privilegierten, weitgehend homogen arabisch-muslimischen Norden erhoben (vgl. Krieg Nr. 40). Der Krieg wurde durch ein Abkommen beendet, das den südlichen Landesteilen begrenzte Autonomierechte zugestand, die jedoch nicht umgesetzt wurden.
Die verfassungswidrige Auflösung des Regionalparlaments 1980, der Versuch, unter Ausnutzung innerer Rivalitäten den Süden in drei Provinzen aufzuteilen, der Streit um Erdölfunde, das für den Süden nachteilige Jonglei-Kanal-Projekt, die widerrechtliche Verlegung südsudanesischer Soldaten in den Norden im Januar 1983 sowie die massive islamische Renaissance, die das Numeiri-Regime im September 1983 zur Einführung des islamischen Rechts, der Sharia, im gesamten Sudan und so auch in Mißachtung der christlich-animistischen Prägung des Südsudan veranlaßte, haben den latenten Konflikt erneut militärisch eskalieren lassen. Die wechselnden Zentralregierungen begegneten den Forderungen der SPLM/SPLA nach Abschaffung der Sharia sowie Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung aller gesellschaftlichen Kräfte ausschließlich mit Gewalt.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
vgl. Sudan (SPLA) aktuell
ANMERKUNGEN
[1] Eine mögliche Kriegsbeteiligung libyscher Berater, die die Zentralregierung in Khartoum unterstützten, blieb unbewiesen.
[2] Hauptfraktion unter Führung von Colonel John Garang, deren Ziel es ist, den Sudan als Einheitsstaat zu erhalten und zu einem säkularen und pluralistischen Staat des muslimischen Nordens und des heterogenen Südens zu machen. Nach der Spaltung der SPLA im August 1991, die entlang von Stammesgrenzen vollzogen wurde, besteht die SPLA-Garangfraktion vor allem aus Mitgliedern des Dinka-Stammes.
[3] Nach einem Putschversuch im August 1991, bei dem drei Mitglieder der SPLA-Führung um Riak Macar den Aufständischenführer John Garang entmachten wollten, gründete sich nach dem Fehlschlag eine neue SPLA-Fraktion um die Putschisten. Anlaß des Putsches war neben dem Despotismusvorwurf an Garang auch ein Abrücken von den SPLA-Maximalforderungen hin zu einer Forderung nach Loslösung des christlich-animistischen Südens vom muslimischen Norden. Tatsächlich vollzog sich die Spaltung der SPLA entlang von Stammesgrenzen. So ist die neue SPLA-Fraktion unter Macar vor allem vom Stamm der Nuer und ihr Haupteinflußgebiet in deren Siedlungsgebiet Upper Nile. Die Macarfraktion unterstützt die sudanesischen Streitkräfte im Krieg gegen die Garangfraktion der SPLA.
Steffen Kugler
Sudan (Darfur, 2003 - andauernd)
AKUF-Datenbanknr.: |
301 |
Kriegdauer: |
2/2003 - andauernd |
Kriegtyp: |
B-2 |
Kriegführende |
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Seite A |
Sudan Liberation Amry (SLA), Justice and Equality Movement (JEM) |
Seite B |
Sudan, Dschandschawid |