Simbabwe
Kriege in Simbabwe seit 1945
Rhodesien (Chimurenga II, 1966 - 1979)
AKUF-Datenbanknr.: |
91 |
Kriegsdauer: |
28.04.1966 - 21.12.1979 |
Kriegstyp: |
A-1 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (diverse) |
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Kriegführende |
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Seite A |
Zimbabwe African National Union (ZANU) [1] / Zimbabwe African People's Union (ZAPU) [2] (8/1967 - 21.12.1979) / Patriotic Front (PF) (9.10.1976 - 21.12.1979) |
Seite B |
Rhodesien |
Intervention zugunsten A: |
Mosambik (1978 - 21.12.1979) |
Intervention zugunsten B: |
Südafrika (?? - 21.12.1979) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die ZANU und die ZAPU strebten die Beendigung der weißen Minderheitsherrschaft unter dem Smith-Regime und die Einführung einer afrikanischen Mehrheitsregierung mit dem Ziel einer sozial gerechten Gesellschaftsordnung an. Während die ZAPU eine zweigleisige Strategie von Verhandlung und militärischer Auseinandersetzung beibehielt, verließ sich die ZANU nach 1975 ganz auf den Guerillakampf und war so Hauptgegner für die Streitkräfte des Minderheitsregimes.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg führte zum Ende des Minderheitsregimes und des - international nicht anerkannten - Staates Rhodesien. Es entstand der Staat Zimbabwe (18. April 1980) mit einer schwarzen Mehrheitsregierung. Internationaler Druck zwang die neuen Machthaber zu einem Kompromiß, der der weißen Bevölkerung für die ersten zehn Jahre der Unabhängigkeit politische Privilegien - u.a. eine überproportionale Vertretung im Parlament - sicherte (vgl. auch Krieg Nr. 160).
Der Krieg forderte ca. 30.000 Todesopfer, außerdem mindestens 10.000 Kriegsversehrte. 250.000-300.000 Menschen flüchteten nach Sambia, Mosambik und Botswana. 20% der Bevölkerung litten - als Folge der zusammengebrochenen Wirtschaft und direkter Kriegseinwirkung - unter Ernährungsmängeln.
ANMERKUNGEN
[1] Militärischer Arm: Zimbabwe African National Liberation Army (ZANLA).
[2] Militanter Arm: Zimbabwe Peoples Revolutionary Army (ZPRA).
Siegfried Schröder
Simbabwe (Matabeleland, 1983 - 1988)
AKUF-Datenbanknr.: |
160 |
Kriegsdauer: |
1/1983 - 5/1988 |
Kriegstyp: |
A2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vereinbarung ohne Vermittlung |
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Kriegführende |
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Seite A |
"Dissidents" [1] |
Seite B |
Simbabwe (1/1983 - 3/1988) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der Matabeleland-Konflikt, oberflächlich ein Konflikt zwischen den beiden großen Bevölkerungsgruppen Shona (ca. 77%) und Ndebele (ca. 18%), entwickelte sich aus der Konkurrenz zwischen der Zimbabwe African National Union (ZANU) unter Führung von Robert Mugabe und der Zimbabwe African People's Union (ZAPU) unter Führung von Joshua Nkoma. Die Widersprüche zwischen beiden Organisationen konnten im Unabhängigkeitskampf gegen das Regime der weißen Minderheit in Rhodesien nur zeitweise überwunden werden (vgl. Krieg Nr. 91). Die ZAPU, die ihre gesellschaftliche Basis vorwiegend im Matabeleland hatte, gewann bei den ersten Wahlen im unabhängigen Zimbabwe 1980 nur 20, die ZANU dagegen 57 Sitze, wodurch sich die ZAPU benachteiligt fühlte. Unzureichende Reformen im Agrar- und Sozialbereich, das durch Destabilisierungsaktivitäten der Apartheid-Republik Südafrika aufgeheizte Klima, militante Auseinandersetzungen ehemaliger ZANU- und ZAPU-Kämpfer sowie der Kurs der ZANU in Richtung Einparteien-Staat bildeten die Ursachen dieses Krieges. Die Zielsetzungen der Konfliktparteien variierten von Destabilisierung über soziale Verbesserungen bis hin zu mehr Machtbeteiligung.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Am 22. Dezember 1987 kamen Verhandlungen zwischen ZANU und ZAPU zu einem erfolgreichen Abschluß. Eine Amnestie für die ZAPU-Kämpfer beendete im Mai 1988 den Krieg. Die ZAPU fügte sich dem Führungsanspruch der ZANU. Durch den Zusammenschluß mit der ZAPU zur ZANU-PF (Patriotic Front) avancierte die ZANU 1990 faktisch zur Einheitspartei. Bei den nationalen Wahlen vom März 1990 errang sie 117 von 120 Sitzen.
Die Schätzungen über die Zahl der Todesopfer schwanken zwischen mehreren Tausend und mehreren Zehntausend.
ANMERKUNGEN
[1] "Dissidents" ist die regierungsseitige Sammelbezeichnung für jene, die während des Konfliktes im Matabele-Land für Unruhe, kriminellen und politischen Widerstand sorgten. Dieser Begriff wurde unabhängig davon gebraucht, ob es sich um demobilisierte Ex-Guerillas handelte, die Touristen oder weiße Farmer überfielen, ob es um militärische Auseinandersetzungen zwischen Ex-ZANU und Ex-ZAPU-Kämpfern ging (wobei erstere z.T. aus der gemeinsam gebildeten "National Army" desertiert waren), oder ob es sich um Destabilisierungsaktionen der sogenannten "Super-ZANU" handelte. Mit Super-ZANU werden militante Gruppen bezeichnet, die u.a. von südafrikanischen Armeeangehörigen in Flüchtlingslagern in Botswana angeworben und in Südafrika von ehemaligen rhodesischen Geheimdienstspezialisten für Sabotageaktionen in Zimbabwe ausgebildet wurden.
Siegfried Schröder