Niger
Kriege in Niger seit 1945
Niger (Tuareg, 1990 - 1994)
AKUF-Datenbanknr.: |
222 |
Kriegsdauer: |
07.05.1990 - 10/1994 |
Kriegstyp: |
B-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (Frankreich, Algerien); Friedensabkommen |
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Kriegführende |
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Seite A |
Front pour la Libération de l'Air et de l'Azawad (FLAA) |
Seite B |
Niger |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die sich aus der Bevölkerungsgruppe der Tuareg rekrutierende FLAA begann im Frühjahr 1990 in den nördlichen Provinzen Polizeistationen und kleinere Militäreinheiten zu überfallen, um eine stärkere Berücksichtigung der Region in den Entwicklungsbemühungen des Staates zu erreichen. Darauf reagierten die Sicherheitsorgane mit Übergriffen auf die halbnomadisch lebenden Tuareg und lösten so große Flüchtlingsbewegungen aus. Die Rebellenbewegung spaltete sich bald in miteinander konkurrierende Gruppen auf, die offenbar unterschiedliche Ziele verfolgten. Dazu gehörten der Rückzug der Armee aus den Siedlungsgebieten der Tuareg, die Revison von Regionalgrenzen, größere Autonomie, die Zulasssung der Tuaregsprache Tamaschek als Unterrichtssprache, und eine Beteiligung an der Erlösen des Uranbergbaus im Norden des Landes.
Hintergrund des Krieges ist die ökonomisch-ökologische Krise der Sahelregion und die Zersetzung der traditionalen Sozialordnung der Tuareg. Besonders die Ausweisung von jungen Tuareg, die als Arbeitsmigranten in Algerien und Libyen ein Auskommen gefunden hatten, ließ die angespannte Situation in Niger und Mali eskalieren.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Trotz früher Vermittlungsbemühungen durch Frankreich und Algerien konnte der Krieg lange nicht beendet werden, denn die Rebellenbewegung begann sich im Verlauf der Verhandlungen zu spalten. Splittergruppen kämpften auf eigene Rechnungen weiter. Der Krieg hat wesentlich zum Ruin des nigrischen Staates beigetragen, denn der Uranbergbau im Norden des Landes, dessen Besteuerung die Haupteinnahmequelle des Landes war, kam schon in der Frühphase zum Erliegen. Auch im Osten des Landes begannen bewaffnete Gruppen, staatliche Leistungen gewaltsam einzufordern, diese Konflikte blieben jedoch unterhalb der Kriegsschwelle. Die politischen Auseinandersetzungen um den Umgang mit den Rebellionen führte schließlich auch zum Abbruch der 1990 begonnenen Demokratisierung Nigers und zur Wiedererrichtung der Militärherrschaft.
Klaus Schlichte