Mosambik
Kriege in Mosambik seit 1945
Mosambik (Unabhängigkeitskrieg, 1964 - 1974)
AKUF-Datenbanknr.: |
81 |
Kriegsdauer: |
25.09.1964 - 07.09.1974 |
Kriegstyp: |
D-1 |
Kriegsbeendigung |
Vereinbarung ohne Vermittlung |
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Kriegführende |
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Seite A |
Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO) |
Seite B |
Portugal |
Intervention zugunsten B |
Rodesien [1] (1967 - 9/1974) / Südafrika [2] (1969 - 9/1974) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Ziel der FRELIMO war die vollständige Befreiung von Fremdherrschaft durch ein nationales demokratisches Bündnis oppositioneller Kräfte Mosambiks. Nach dem Scheitern der politischen Oppositionsmöglichkeiten wurde 1964 der bewaffnete Kampf aufgenommen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Versuche weißer Siedlergruppen, eine rhodesische Lösung (Unabhängigkeit unter weißer Vorherrschaft) durchzusetzen, scheiterten. Die FRELIMO setzte ihren Alleinvertretungsanspruch durch und übernahm die Regierungsverantwortung. Ein Großteil der Kolonialportugiesen verließ Mosambik. Im Juni 1975 wurde die Volksrepublik Mosambik ausgerufen. - Der Krieg forderte ca. 30.000 Todesopfer.
ANMERKUNGEN
[1] 1972 übernahm Rhodesier die Bekämpfung der FRELIMO (und bewaffneter Einheiten von ZANU und ZAPU) im Nordwesten Mosambiks (vgl. Krieg Nr. 91).
[2] Die Streitkräfte Südafrikas waren hauptsächlich am Schutz des Cabora-Bassa-Staudamms beteiligt.
Klaus Schlichte
Mosambik (Destabilisierungsfeldzug, 1975 - 1992)
AKUF-Datenbanknr.: |
119 |
Kriegsdauer: |
1975 - 04.10.1992 |
Kriegstyp: |
AC-2/A-1 |
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Kriegführende |
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Seite A |
Resistência Nacional Moçambiquana (RENAMO) [1] (seit 1978) / Rhodesien (1975 - 21.12.1979) |
Seite B |
Mosambik |
Intervention zugunsten A: |
Südafrika (1979 - ?) |
Intervention zugunsten B |
Tansania (1985 - 12/1988) / Zimbabwe (seit 1982) / Malawi (seit 4/1987) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die Machtübernahme der sozialistischen Befreiungsbewegung Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO) nach dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft in Mosambik 1975 (vgl. Krieg Nr. 81) wurde von den weißen Minderheitsregimen in Rhodesien und Südafrika als potentielle Bedrohung ihrer Herrschaft wahrgenommen, da Mosambik den für schwarze Mehrheitsherrschaft kämpfenden Befreiungsbewegungen (Zimbabwe African National Union ZANU, Zimbabwe African Pwople's Union ZAPU, vgl. Krieg Nr. 91; African National Congress ANC, vgl. Krieg Nr. 125) Rückzugsgebiete einräumte.. Mit dem Ziel, diese Unterstützung der Befreiungsbewegungen zu unterbinden und die FRELIMO-Regierung zu destabilisieren, unternahmen ab 1975 Rhodesien und ab 1979 Südafrika Militäraktionen gegen zivile und militärische Einrichtungen auf dem Territorium von Mosambik. Um dem Kampf gegen die FRELIMO ein Standbein in Mosambik zu verschaffen, baute der rhodesische Geheimdienst um 1977/78 mit mosambikanischen Rebellen die rein militärisch-terroristisch orientierte Organisation RENAMO auf, derer sich Südafrika seit dem Ende des Unabhängigkeitskrieges in Rhodesien/Zimbabwe bediente. Ohne die direkte Unterstützung durch Südafrika wäre das Fortbestehen der RENAMO nach 1980 undenkbar gewesen. Mit zunehmender Kriegsdauer verselbständigte sich die RENAMO gegenüber ihren einstigen Förderern und schuf eine auf Plünderungen und Auspressung der Zivilbevölkerung basierende Kriegsökonomie. Dieses System konnte die FRELIMO nur durch eine massive Entvölkerungspolitik bzw. durch die Kasernierung der Landbevölkerung in Wehrdörfern aufbrechen. Eine Beendigung des Krieges kam Anfang der neunziger Jahre jedoch vor allem wegen der veränderten internationalen Lage in greifbare Nähe.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Die durch den Krieg verursachte Zerrüttung der mosambikanischen Ökonomie schwächte die FRELIMO-Regierung politisch und zwang Mosambik, sich dem Westen zu öffnen. 1984 wurde der ursprünglich sozialistische, 1977 als marxistisch-leninistisch deklarierte Staat Mitglied der von den westlichen Staaten dominierten internationalen Finanz- und Entwicklungshilfeorganisationen IWF und Weltbank, deren marktwirtschaftlich-kapitalistischen Sanierungskonzepten sich Mosambik im Interesse seines Wiederaufbaus unterordnete. Die RENAMO war für die FRELIMO lediglich militärisch, nicht aber politisch ein ernstzunehmender Kontrahent. 1984 schloß Südafrika mit Mosambik das Abkommen von Nkomati, in dem sich beide Parteien verpflichteten, regierungsfeindliche Organisationen der jeweils anderen Partei nicht länger zu unterstützen. Während Mosambik daraufhin die Unterstützung für den ANC weitgehend einstellte, hielt sich Südafrika nicht an die Übereinkunft und förderte die RENAMO auch weiterhin. Erst nach dem Ende des globalen Ost-West-Konflikts und seit dem Beginn der Präsidentschaft de Klerks in Südafrika hat sich der Apartheidstaat von der RENAMO distanziert. Dennoch sah sich die FRELIMO-Regierung 1989 angesichts der Aussichtslosigkeit, den Krieg zu gewinnen, zu Verhandlungen mit der RENAMO gezwungen. Am 4. Oktober 1992 kam es schließlich zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens zwischen der mosambikanischen Regierung und der RENAMO, das einen festen Zeitplan zur Befriedigung des Landes unter UN-Aufsicht vorsah. Eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung des Abkommens hatten die römische-katholische Institution St. Egidio sowie die italienische Regierung.
Dieser Waffenstillstand wurde in den Folgemonaten zwar noch mehrfach gebrochen, hielt aber insgesamt, nicht zuletzt dank der massiven auswärtigen Hilfe, mit der die materiellen Aspirationen der Rebellen wie der Regierung befriedigt werden konnten.
Der Krieg forderte einschließlich Folgen wie Hunger und Krankheit nahezu eine Million Todesopfer, darunter viele Kinder. Mehrere Millionen Einwohner Mosambiks mußten fliehen - sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
ANMERKUNGEN
[1] Die RENAMO firmierte auch unter dem Namen Movimento Nacional da Resistência de Moçambique (MNR).
Peter Körner / Klaus Schlichte