Kamerun
Kriege in Kamerun seit 1945
Kamerun (Dekolonisation, 1955 - 1963)
AKUF-Datenbanknr.: |
39 |
Kriegsdauer: |
5/1955 - 1963 [1] |
Kriegstyp: |
D-2/A-2 [2] |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
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Kriegführende |
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Seite A |
Union des Populations du Cameroun (UPC) |
Seite B |
Frankreich (5/1955 - 1.1.1960)/Kamerun (1.1.1960 - 1963) |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Die Befreiungsfront UPC des Gewerkschaftsführers Ruben Um Nyobé kämpfte für staatliche Unabhängigkeit mit sozialrevolutionärer Perspektive, die sich am Beispiel Guineas (Conakry) orientierte. Frankreich ging es zunächst um die Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft, dann um die Durchsetzung einer neokolonialen Lösung durch Übergabe der politischen Macht an eine kooperationswillige Elite.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Die Unabhängigkeitsbewegung erreichte ihr Ziel, die staatliche Unabhängigkeit, am 1. Januar 1960 - allerdings unter neokolonialen Vorzeichen. Die nachkolonialen Regierungen Kameruns blieben eng an Frankreich gebunden. Die UPC wurde militärisch geschlagen.
Der Krieg forderte 10.000-20.000 Todesopfer.
ANMERKUNGEN
[1] Zusammenstöße ereigneten sich auch in den Folgejahren bis etwa 1970.
[2] Nach der Unabhängigkeit übernahm die Republik Kamerun die Bekämpfung der UPC, wurde dabei aber weiterhin von Frankreich militärisch unterstützt.
Klaus Schlichte
Nigeria/Kamerun (Bakassi-Halbinsel, 1996)
AKUF-Datenbanknr.: |
244 |
Kriegsdauer: |
2/1996 - 4/1996 |
Kriegstyp: |
C-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Abbruch der Kämpfe |
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Kriegführende |
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Seite A |
Nigeria |
Seite B |
Kamerun |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der Grenzkonflikt zwischen Nigeria und Kamerun um Bakassi läßt sich bis in die Kolonialzeit zurückverfolgen. Seit 1884 stand die Halbinsel zunächst unter britischer Kolonialherrschaft, wurde aber 1913 in einem deutsch-britischen Vertrag zu Festlegung der Grenze der deutschen Kolonie Kamerun zugeschlagen. Dieser Vertrag wurde allerdings nicht mehr ratifiziert. Während Bakassi in der Folge nach kamerunischer Lesart Teil der britischen Hälfte des Völkerbundsmandates Kamerun war, beruft sich Nigeria darauf die Halbinsel sei praktisch weiter von der britischen Kolonie Nigeria aus verwaltet worden. 1961 entschied sich der südliche Teil des britischen Mandatsgebietes - einschließlich Bakassi - in einer Volksabstimmung für die Vereinigung mit dem französischen Teil des ehemaligen Deutsch-Kamerun zum neuen unabhängigen Staat Kamerun. Eine weitere Grenzregelung zu Gunsten Kameruns erfolgte 1975 mit der Maroua-Deklaration zwischen den beiden damaligen Staatsoberhäuptern Nigerias und Kameruns. Obwohl bereits bei der UNO hinterlegt, wurde diese Erklärung aber nach einem Machtwechsel von der neuen Regierung in Nigeria nicht ratifiziert.
Die latenten Spannungen führten bereits in den Jahren 1981 und 1991 zu kleineren militärischen Zwischenfällen, wobei verschärfend der vermutete Reichtum an Öl- und Gasvorkommen vor Bakassi hinzu kommt. Und so eskalierte der Konflikt vor dem Hintergrund innenpolitischer Schwierigkeiten in beiden Ländern, die eine Streitbeilegung erschwerte. Die aktuellen seit Dezember 1993 sporadisch stattfindenden Auseinandersetzungen sind vor allem durch eine gespannte Ruhe gekennzeichnet, unterbrochen von kleineren Gefechten. Auslöser der aktuelle Auseinandersetzungen war nach nigerianischen Angaben die Tötung von 6 nigerianischen Fischern durch kamerunische Sicherheitskräfte in dem seit langem umstrittenen Grenzgebiet; anschließend besetzten nigerianische Truppen im Januar 1994 zwei Bakassi vorgelagerte Inseln. Im Februar, Mai und September 1994 gab es insgesamt 46 Todesopfern auf beiden Seiten. In 1995 ereigneten sich nur im August einige kleinere Scharmützel.
Von Februar bis April 1996 ereigneten sich die bis dahin schwersten Kämpfe um Bakassi [1]. Für 1997 und 1998 liegen keine von dritter Seite bestätigten Meldungen über militärische Zwischenfälle vor.
Anfängliche Vermittlungsbemühungen der Regierung Togos im Auftrag der OAU scheiterten. Ebenso blieb die Aktivierung eines Beistandspaktes mit Frankreich durch Kamerun ohne Folgen: Frankreich beschränkte sich im März 1994 wegen seiner Interessen an guten - auch wirtschaftlichen - Beziehungen zu Nigeria auf eine eher symbolische Truppenverlegung von 30 Mann mit leichtem Kriegsgerät in die kamerunische Hauptstadt Jaunde.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Vor dem Hintergrund der oben angedeuteten Vertragslage versucht Kamerun, den Konflikt auf die internationale Ebene zu bringen, während Nigeria auf bilaterale Verhandlungen setzt. Bei letzteren machte Nigeria unter anderem den Vorschlag, Bakassi von Kamerun zu kaufen. Kamerun setzt dagegen vor allem auf den Internationalen Gerichtshof in Den Haag (IGH); dieser erklärte sich gegen die Argumentation Nigerias im Juni 1998 erst einmal für prinzipiell zuständig, den Grenzstreit zwischen den beiden Staaten zu regeln. Eine Entscheidung des IGH ist aber wohl erst in einigen Jahren zu erwarten.
ANMERKUNGEN
[1] Nur die Zeit von Februar bis April 1996 weist kontinuierliche Kampfhandlungen auf und ist von daher als Krieg anzusehen.