Abschied von Prof. Dr. Udo Bermbach, Emeritus der Politikwissenschaft an der UHH
17 July 2024
Photo: UHH/Baumann
Udo Bermbach (1938-2024) war von 1971 bis 2001 Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Theorie und Ideengeschichte. Als Parlamentarismus-Spezialist nach Hamburg berufen, deckte Bermbach bald die Politische Theorie, insbesondere die Demokratietheorie, sowie die Politische Ideengeschichte ab, mit einem Schwerpunkt auf dem in Deutschland wenig beachteten britischen Liberalismus. Seine zweibändige Ausgabe der Schriften von David Hume (Hamburg 1988) machte das politische und ökonomische Werk des schottischen Philosophen erstmals einem breiten deutschsprachigen Publikum zugänglich.
Nach einem Aufenthalt am Wissenschaftskolleg zu Berlin wurde Bermbach 2001 emeritiert. Seither widmete er sich in zahlreichen Monographien der ideengeschichtlichen Rekonstruktion von Richard Wagners Idee des „Gesamtkunstwerks“. Bermbach behandelte Wagner als Gesellschafts- und Politiktheoretiker, dem zufolge der „Erlösung“ die Revolution notwendigerweise vorausgehe. Die Beiträge der Festschrift zu seinem 60. Geburtstag, Bürgersinn und Kritik (Baden-Baden 1998), widmen sich deshalb auch dem Zusammenhang von Ästhetik und Politik. Zuletzt erschien der von Bermbach edierte Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Dolf Sternberger.
Bermbach gehörte zu den Gründern der Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft, deren Vorsitzender er von 1975 an war. Da er die deutschsprachige Politikwissenschaft für „institutionentheoretisch unterbelichtet“ hielt, wie Gerhard Göhler in einer ausführlichen Würdigung festhält, initiierte Bermbach 1988 ein DFG-Schwerpunktprogramm zum Thema ‚Theorie politischer Institutionen‘.
Im Jubiläumsblog Politik 100 x 100 der Universität Hamburg ist seine Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Sozialwissenschaften an Jürgen Habermas, die Bermbach initiiert hatte, ebenso nachzulesen wie Beiträge zu Bermbachs Demokratietheorie und seiner Wagner-Rezeption.
Udo Bermbach starb am 10. Juli in Hamburg, im März war er 86 Jahre alt geworden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung würdigte Bermbach anlässlich seines Todes als „streitbaren Intellektuellen“.
Prof. Dr. Peter Niesen, 16.7.2024