SOZIALWISSENSCHAFTEN
Vernetzen, Voneinander lernen, Verändern: Ein Seminar zur Sozialen WirkungsmessungTransferTalk: Warum machen Sie eigentlich Transfer?
18. Juni 2025, von WiSo-Fakultät

Foto: Christina Kannegießer
"Und man spürt, dass das Seminar anders ist – das merkt man direkt an der Stimmung.“
Im Gespräch mit der Lehrenden Dr. Christina Kannegießer, aus dem Fachbereich Sozialökonomie, teilt sie ihre Erfahrungen aus dem Seminar „Soziale Wirkungsmessung in der Praxis“. Wie zivilgesellschaftliche Organisationen gemeinsam mit Studierenden zur sozialen Wirkungsmessung forschen und was Dr. Christina Kannegießer an diesem Prozess besonders gefällt, lesen Sie hier.
- Titel der Veranstaltung: „Soziale Wirkungsmessung in der Praxis“
- Anzahl Studis: Zwischen 12 und 18 pro Semester
- Studiengang: M.Sc. Interdisziplinäre Public und Nonprofit Studien (PUNO); auch offen für MSc Innovation, Business and Sustainability (MIBAS)
- Lehrpersonen: Dr. Christina Kannegießer; Dr. Svenja Tobies (Professur für BWL, insb. nachhaltiges Wirtschaften, Fachbereich Sozialökonomie)
- Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren: Jedes Semester sind 4-6 gemeinnützige Organisationen aus Hamburg und Region mit dabei. Bisher teilgenommen haben z.B. clubkinder e.V., Hacker School gGmbH, GoBanyo gGmbH und viele weitere.
- Transferorientierte Lehrelemente während des Seminars:
- Kick-Off Veranstaltung mit Einführung in das Thema soziale Wirkungsmessung, Vorstellung der gemeinnützigen Organisationen, sowie Vernetzung von Studierenden und Organisationen
- Interaktiver Workshop, bei welchem gemeinnützige Organisationen gemeinsam mit Studierenden-Teams eine Wirkungslogik entwickeln und sich über erste Ansätze zur Wirkungsmessung austauschen
- Abschlussveranstaltung mit Präsentation der Wirkungsberichte durch die Studierenden und Zeit für gemeinsamen Austausch zwischen den Teilnehmenden
- Vertiefende Sitzungen zu verschiedenen Themen, an denen Studierende teilnehmen (freiwillige Teilnahme für Praxispartner:innen) und das Wissen anschließend in „ihre“ Organisation tragen und anwenden
Warum machen Sie eigentlich Transfer?
"Weil wir festgestellt haben, dass es für alle Beteiligten – Studierende ebenso wie die gemeinnützigen Organisationen – deutlich wirkungsvoller ist, wenn sie zusammenarbeiten. Die Studierenden geben uns regelmäßig das Feedback, dass es motivierender ist, das Gelernte direkt in einer Organisation anzuwenden, statt rein theoretisch über Wirkungsmessung zu sprechen. Gleichzeitig profitieren die Organisationen enorm davon, weil sie über die Studierenden Zugang zu relevantem Wissen erhalten – etwas, wofür im gemeinnützigen Alltag oft die Ressourcen fehlen. Für beide Seiten ist das Seminar ein echter Gewinn."
Worum ging es in der Lehrveranstaltung?
"Das Seminar trägt den Titel „Soziale Wirkungsmessung in der Praxis“. Masterstudierende – vor allem aus dem Studiengang Public und Nonprofit Management, inzwischen aber auch aus dem BWL/Sustainability-Bereich – arbeiten über ein Semester hinweg mit vier bis sechs gemeinnützigen Organisationen aus Hamburg zusammen. Ziel ist die Erstellung eines Wirkungsberichts nach den Social Reporting Standards.
Zu Beginn gibt es ein Kick-off, bei dem sich alle kennenlernen und zunächst Grundlagen wie „Was bedeutet Wirkung?“ oder „Wie funktioniert eine Wirkungslogik?“ erarbeiten. Danach werden Teams aus drei bis vier Studierenden mit einer Organisation gematcht. Gemeinsam wird dann herausgearbeitet, welche Ziele und Visionen die Organisation verfolgt und wie sich diese in eine Wirkungstreppe übersetzen lassen. Innerhalb des Semesters führen die Teams auch bereits erste Wirkungsmessungen durch. Die Ergebnisse fließen in den Wirkungsbericht ein, der auch zur Öffentlichkeitsarbeit der Organisation genutzt werden kann. Die Zusammenarbeit findet teilweise im Seminar, aber überwiegend darüber hinaus statt – oft sehr flexibel per WhatsApp oder auch vor Ort bei den Organisationen."
Was war besonders an dem Seminar? Wie wird Transfer umgesetzt?
"Die Atmosphäre! Allein durch die Präsenz der Praxispartner:innen entsteht eine ganz andere Dynamik. Das gegenseitige Kennenlernen zu Beginn schafft eine besondere Verbindung. Besonders schön ist zu sehen, wie enge Teams entstehen – viele Studierende investieren weit über das Seminar hinaus Zeit und Energie. Manche haben im Anschluss sogar weiter für die Organisation gearbeitet oder sich gezielt über weitere Initiativen in Hamburg informiert. Dieser reale Einblick in die Stadtgesellschaft macht für viele einen echten Unterschied – raus aus der Uni, rein in die Praxis."
Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht?
"Das gesamte Seminar macht einfach Freude. Besonders die gemeinsamen Termine wie das Kick-off oder die Abschlussveranstaltung, bei der die Teams präsentieren, woran sie gearbeitet haben. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie dankbar die Organisationen sind und wie sehr sie die Zusammenarbeit schätzen. Und man spürt, dass das Seminar anders ist – das merkt man direkt an der Stimmung."
Welche Tipps haben Sie für andere Lehrende, die in ihrer Lehre einen Praxisbezug herstellen möchten?
"Einfach mal anfangen! Es gibt so viele Organisationen, die großes Interesse an Kooperationen mit Studierenden haben. Als Lehrperson kann man überlegen, wo man über die Theorie hinaus in die Anwendung gehen und was einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen könnte. Man muss nicht gleich alles perfekt durchplanen – ein bisschen ausprobieren, offen bleiben, schauen, was funktioniert. Und: Es gibt innerhalb der Uni viele Anlaufstellen, die unterstützen – etwa die Transferagentur, das ROSI oder andere engagierte Akteur:innen. Für uns war auch der Transferfonds eine große Hilfe – die Förderung hat vieles erleichtert.
Ein Punkt, den man mitdenken sollte: Viele Praxispartner:innen können nicht tagsüber an Seminaren teilnehmen, weil sie regulär arbeiten. Deshalb haben wir unser Seminar bewusst in die Abendstunden gelegt – das hat gut funktioniert."
Falls auch Sie mehr Transfer in Ihre Lehre integrieren oder Ihre Transferformate sichtbarer machen wollen, schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrem Anliegen an: rosi.wiso"AT"uni-hamburg.de.