SOZIALWISSENSCHAFTEN
Von der Theorie zur Praxis: Der Hammerburg Platz neu gedachtTransferTalk: Warum machen Sie eigentliche Transfer?
3. April 2025, von WiSo-Fakultät

Foto: ROSI
„Mir persönlich ist wichtig den Studierenden zu zeigen, dass Wissenschaft nicht losgelöst von gesellschaftlichen Prozessen funktionieren kann“.
Im Gespräch mit dem Lehrenden Dr. Christian Brzinsky-Fay, aus dem Fachbereich Sozialwissenschaften, teilt er seine Erfahrungen aus dem interdisziplinären Campus meets Community-Lab (CC-Lab). Wie zivilgesellschaftliche Akteure gemeinsam mit Studierenden forschen und was Dr. Christian Brzinsky-Fay an diesem Prozess besonders motiviert, lesen Sie hier.
- Titel der Veranstaltung: „CC-Lab: Wie können wir gemeinsam Stadt gestalten? Community Improvement Districts erforschen mit Altstadt für Alle e.V.“
- Anzahl Studierende: ca. 25
- Studiengang: interdisziplinäres Angebot mit Studierenden aus den Studiengängen Soziologie, Politikwissenschaft, Interdisziplinäre Public und Nonprofit Studien, Medien- und Kommunikationswissenschaft
- Lehrperson: Dr. Christian Brzinsky-Fay (Fachbereich Sozialwissenschaften)
- Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren: Altstadt für Alle e.V.
Warum machen Sie eigentlich Transfer?
"Mir persönlich ist wichtig den Studierenden zu zeigen, dass Wissenschaft nicht losgelöst von gesellschaftlichen Prozessen funktionieren kann. Was an der Universität innerhalb eines akademisch geprägten Zirkels entwickelt wird, das ist unter Umständen etwas ganz anderes, als das, was für die Menschen in der Praxis nötig ist. Dieser Austausch ist sehr wertvoll, weil die Studis dort auch gleich lernen, dass die akademische Blase nicht unbedingt der Realität entspricht, sondern sie sich auf die gesellschaftliche Praxis einlassen müssen. Ich halte das auch aus sozialer Ungleichheitsperspektive für einen ganz wichtigen Prozess."
Worum ging es in der Lehrveranstaltung?
"Der Verein Altstadt für Alle e.V. kümmert sich darum, einen Community Improvement District beim Hammerburg Platz beziehungsweise dem Domplatz einzurichten. Der Platz ist aktuell weder besonders einladend, noch schön gestaltet. Das Anliegen des Vereins ist daher die Frage, wie man den Platz für alle nutzbar und attraktiv gestalten kann. Weil der Verein nur begrenzte Ressourcen hat, ist er auf das ROSI zugekommen, um gemeinsam mit Studierenden zu erforschen, wie man so einen Community Improvement District bestmöglich organisieren kann. "
Was war besonders an dem Seminar?
"Also wir haben versucht, was auch grundsätzlich beim Austausch zwischen Community und Science der Punkt ist, Wissen nicht nur in eine Richtung zu transferieren. Der klassische Weg ist, dass die Wissenschaft etwas erforscht, es dann in die Praxis gibt und die das dann umsetzen sollen. Das ist in der Vergangenheit schon sehr oft sehr schief gegangen, weswegen ein Austausch in beide Richtungen unbedingt notwendig ist.
Im Seminar entwickeln die Studierenden ein Forschungsinteresse und stehen dann in direktem Austausch mit Mitgliedern des Vereins. So wird den Studierenden direkt zurückgespiegelt, ob die Arbeit für die praktische Anwendung im Verein sinnvoll ist. Es motiviert die Studierenden sehr, die Hausarbeit nicht nur für die Ablage zu schreiben, sondern etwas für eine direkte, praktische Anwendung bieten zu können."
Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht?
"Besonders Spaß hat mir der regelmäßige Kontakt mit der Praxis gemacht. Kontakt mit der Praxis bedeutet eben auch, dass man sehr viel improvisieren muss. Ich finde, es ist eine sehr interessante Sache, dass man nicht einfach „Schema f“ anwendet, sondern sehr flexibel im Kopf bleiben muss. Man merkt schnell, dass das Lehrbuchwissen eine Sache ist, aber eben eine andere, wie es dann in die Praxis integriert werden kann."
Welche Tipps haben Sie für andere Lehrende, die in ihrer Lehre einen Praxisbezug herstellen möchten?
"Also ich würde sicher stellen, dass die Studierenden möglichst häufig mit den Praxispartnern kommunizieren und sich die Praxispartner auch viel einmischen. Man sollte allerdings auch darauf achten, dass die Praxispartner das Projekt nicht als Auftragsforschung verstehen. Wir wollen ja einen Austausch, der beidseitig funktioniert und keine Hierarchien schafft. Gegenseitiges Profitieren von unterschiedlichem Wissen und Zugängen ist für mich da sehr wichtig. "
Mehr zum CC-Lab lesen Sie hier. Falls auch Sie mehr Transfer in Ihre Lehrer integrieren oder Ihre Transferformate sichtbarer machen wollen, schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrem Anliegen an: rosi.wiso"AT"uni-hamburg.de.