soziale Innovation (ROSI)
Gemeinsam Wissen schaffen – Das CC-Lab als Impulsgeber für Engagementförderung in der Stadt
30. April 2025

Foto: ROSI
In dieser Societal Impact Story stellen lesen Sie alles über die gesellschaftliche Wirkung unserer Forschung zu jungem Engagement und migrantischen Selbstorganisationen (MSO).
- Das Forschungsbüro für Soziale Innovation (ROSI) und das Haus des Engagements (HdE) arbeiteten in einem transdisziplinären Seminarkonzept zusammen, um Wissenschaft und Praxis gezielt zu verknüpfen, bedarfs- und praxisorientierte Ergebnisse zu erlangen und so die Engagementförderung konkret zu unterstützen und zu verbessern.
- Ziel der mehrsemestrigen Lehr‑Forschungskooperation war eine fundierte Bestandsaufnahme der HdE-Prozesse und Angebote sowie systematische Analysen von Gelingensbedingungen sowie Netzwerk- und Bedarfsstrukturen in einem ko-kreativen Forschungsprozess vorzunehmen.
- Eines der Anliegen war es, freiwilliges Engagement für bislang unterrepräsentierte Gruppen inklusiver zu gestalten, wie es auch die aktuelle Hamburger Engagementstrategie vorgibt. Zu Beginn der Forschung fehlten systematische Analysen darüber, welche MSO es überhaupt in Hamburg gibt und welche Vernetzungs- und Unterstützungsbedarfe sie haben. Im Themenfeld junges Engagement fehlten Strategien, um junge Menschen als Zielgruppe zu erreichen und ihnen Partizipation zu ermöglichen.
Neue Räume, neue Chancen: Wie das HdE Barrieren überwindet
Die Kooperation startete zu einem Zeitpunkt, an dem das HdE sowohl räumlich als auch programmatisch vor einem Umbruch stand: Nach einer Testphase im Museum für hamburgische Geschichte residiert es mit seinem Weiterbildungs-, Beratungs- und Raumangebot aktuell im Betahaus, einem Coworking‑ und Eventspace, während der Umzug in das neu entstehende Neue Amt Altona für Ende 2025 geplant ist. Diese Übergangsphase bot den Rahmen, neue Formate auszuprobieren und gleichzeitig vorauszuplanen, wie das künftige Angebot gestaltet sein muss, damit es für unterschiedliche Zielgruppen barrierearm zugänglich und nutzbar ist.
Gemeinsam Barrieren abbauen: Wissenschaft und Praxis gestalten Zukunft
In dem mehrsemestrigen Seminar forschten Studierende verschiedener Studiengänge auf Basis des Ansatzes des Community-based Research (CBR) mit Community‑Forschenden aus dem Hde sowie seiner Träger- und Förderstruktur (BürgerStiftung, Aktivoli Landesnetzwerk, Sozialbehörde) in Teams zusammen. In den Themenbereichen MSO und junges Engagement wurden qualitative Interviews und Online‑Befragungen durchgeführt, die Aufschluss über Bedarfe und strukturelle Hürden, aber auch über vorhandene Ressourcen und Potenziale gaben.
Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse der Forschung zu jungem Engagement entstand ein Forschungsbericht mit Handlungsempfehlungen zur Gewinnung und Einbindung junger Engagierter, die sich nicht nur an das HdE, sondern auch an andere Engagementfördereinrichtungen und Initiativen richten. Aktuell entsteht zudem eine Bachelorarbeit im Anschluss an die Forschung im Seminar.
Die Ergebnisse der Forschung zu Vernetzungsbedarfen von MSO aus dem ersten Semester wurden in einem anschließend an die Forschungserkenntnisse durch die Studierenden geplanten und organisierten Vernetzungsworkshop („Netzwerkstatt“) vorgestellt. Unter den Teilnehmenden waren Vertreter:innen migrantischer Selbstorganisationen, städtischer Behörden, des Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), des EngagementDoks sowie weiterer zivilgesellschaftlicher Organisationen. Das Format schuf einen Raum, in dem Betroffene, Forschende und Entscheider:innen gleichberechtigt auf Basis der Daten Handlungsansätze diskutierten, wie Vernetzung und Angebote gestaltet werden können und welche Fördertöpfe sowie Best Practice-Beispiele es gibt.
Die Forschungsgruppe generierte im zweiten Semester in Zusammenarbeit mit DeZim weitere Erkenntnisse zu Hürden und Vernetzungsbedarfen von MSO über eine hamburgweite Online-Umfrage. Die aus der Forschung entstandenen Daten beinhalteten beispielsweise eine Stakeholdermap sowie Adressdaten, die den beteiligten Kooperationspartnern eine Grundlage zum Netzwerkaufbau sowie zur weiteren, datenbasierten Engagementförderung in diesem Bereich bieten.
Zentrale Ergebnisse aus der Forschung zu MSO wurden zudem im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung der Grünen Bürgerschaftsfraktion zum migrantischen Engagement präsentiert, an der neben zivilgesellschaftlichen Akteuren hochrangige Vertreter:innen aus Verwaltung und Landespolitik teilnahmen, welche die dort formulierten Handlungsempfehlungen direkt in ihre Arbeit aufnehmen konnten.
Mehr Sichtbarkeit, mehr Vielfalt: Wie Forschung politische Impulse setzt
Wirkung entfalten konnte die Forschungskooperation zu den hier dargestellten Themen in den Bereichen Sichtbarkeit und Teilhabe, Vernetzung sowie nachhaltige Unterstützung der Engagementförderung.
Konkret konnte durch die Forschungstätigkeit im Bereich junges Engagement erstens eine Kooperation zwischen dem HdE und einer Harburger Schule initiiert werden, an die das HdE zukünftig weiter anknüpfen kann. Zweitens fließen die im Seminar entstandenen Handlungsempfehlungen direkt in die Arbeit des HdE ein, sodass die Eibindung, Stärkung und Beteiligung junger Engagierter erkenntnisbasiert weiterverfolgt werden kann. Nicht zuletzt bedeutete drittens die ko-kreative Kooperation mit den am Seminar beteiligten Studierenden für das HdE die direkte Einbindung „junger Perspektiven“ sowie jungen Engagements und dadurch die Möglichkeit, das Haus durch junge Menschen unterschiedlicher (Fach-)Hintergründe mitgestalten zu lassen. Einige Studierende engagierten sich auch über das Seminar hinaus im HdE.
Die Wirkung der Kooperation mit dem Fokus MSO zeigte sich ebenfalls auf mehreren Ebenen. Erstens verbesserte sich die Sichtbarkeit und Vernetzung migrantischer Selbstorganisationen: Durch gemeinsame Netzwerkveranstaltungen und die Präsentation der Forschungsergebnisse wurde ihr Profil innerhalb der Hamburger Engagementlandschaft gestärkt, und neue Kontakte untereinander sowie zu etablierten Akteur:innen entstanden. Zweitens fanden die entwickelten Formate, Adresslisten und Erkenntnisse unmittelbaren Eingang in die Programme des HdE und seiner Trägerorganisationen. Die „Netzwerkstatt“ im ersten Semester bildete bspw. den Auftakt weiterer geplanter Netzwerkveranstaltungen. Dadurch können künftig MSO besser erreicht und gestärkt werden, was langfristig zu mehr Diversität im Engagementsektor führen kann. Drittens setzte das Projekt starke Impulse in Politik und Verwaltung; die frühzeitige Einbindung dieser Akteur:innen erleichterte es, Förder- und Unterstützungsstrukturen an die realen Bedarfe anzupassen.
Nicht zuletzt lieferte die Kooperation wissenschaftliche Grundlagen, die über Hamburg hinaus anschlussfähig sind. Indem sie Methoden, Erkenntnisse und Produkte offen zur Verfügung stellt, unterstützt sie andere Städte und Initiativen dabei, ihre Engagementstrukturen ebenfalls inklusiver zu gestalten. So entstand aus der lokalen Lehr‑Forschungskooperation ein übertragbares Modell für sozialen Innovationstransfer, das zeigt, wie evidenzbasierte Praxis und praxisrelevante Forschung einander stärken – zum Vorteil einer Zivilgesellschaft, die alle mitnimmt.