Musiksoftware im digitalen Medienwandel der Musikpraxis. Zur Kultur und Geschichte des Computers als Musikinstrument
Promotionsprojekt von Andreas Möllenkamp
Die Digitalisierung hat zu einem tiefgreifenden Wandel in der Musikkultur beigetragen, der von der Produktion bis zur Distribution reicht und sowohl künstlerische Strategien als auch Wahrnehmungsformen umfasst. Das Promotionsprojekt untersucht den digitalen Medienwandel der Musikpraxis und verfolgt zwei Hauptziele: Erstens will sie eine Geschichte des Computers als Musikinstrument schreiben und zeichnet die zentralen Entwicklungslinien in der Geschichte der Musiksoftware 1950-2020 nach. Zweitens untersucht sie den digitalen Medienwandel des Musikmachens auf unterschiedlichen Ebenen (Künstlerische Strategien, Ästhetiken, Musikorte, Instrumentalität, Live-Performance, Rollenverständnisse und Formen der Wissensvermittlung). Die Arbeit will zu einem differenzierten Verständnis des Mediums Musiksoftware sowie des Wandels und der Entwicklung von (neuen) Wissensformen und Medienpraxen in der Musikkultur beitragen.
Durch die Verknüpfung von Quellenarbeit sowie ethnographischen und kultursoziologischen Methoden wird die Entwicklung von Musiksoftware in Musiksoftwarefirmen sowie Open-Source-Projekten als auch ihre Aneignung und Anwendung durch Musiker:innen und Medienkünstler:innen historisch und systematisch rekonstruiert. Die zentralen Fragen lauten dabei: Welche Praxen, Ideen und Diskurse prägen die Konzeption, Programmierung und das Design von Musiksoftware? Wie gehen Musiker:innen mit Musiksoftware (im Studio, zuhause, unterwegs und auf der Bühne) um? Und wie wandeln sich dadurch musikbezogene Vorstellungen und Praktiken sowie Kommunikations- und Vergesellschaftungsformen?
Im Zusammenhang größerer Fragestellungen wie der Demokratisierung der Musikkultur und der Digitalisierung der Arbeitswelt argumentiert die Arbeit für eine differenzierte Betrachtung der Effekte der Digitalisierung für Musiker:innen: Einerseits hat der Computer die künstlerischen Möglichkeiten für Musiker:innen wesentlich erweitert, andererseits die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen erleichtert.