Burundi
Kriege in Burundi seit 1945
Burundi (Hutu I, 1972 - 1973)
AKUF-Datenbanknr: |
113 |
Kriegsdauer: |
29.4.1972 - 6/1973 |
Kriegstyp: |
A-2 [1] |
Kriegsbeendigung |
durch militärischen Sieg Seite B |
Kriegführende |
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Seite A |
Hutu-Guerilla |
Seite B |
Burundi |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der Krieg resultierte aus der Eskalation des Tutsi-Hutu-Gegensatzes, der auch aus Ruanda bekannt ist (vgl. Kriege Nr. 72 und Nr. 189). Im Unterschied zu Ruanda hatte sich in Burundi die als Monarchie organisierte Tutsi-Dominanz über die bäuerliche Hutu-Mehrheit (80% der Bevölkerung) zunächst behaupten können. Mitte der 60er Jahre war jedoch auch diese Herrschaft instabil geworden: Im Oktober 1965 kam es zu einem erfolglosen Putschversuch von Tutsi-Militärs, wenige Tage später zu einem ebenfalls mißlungenen Staatstreich von Hutu-Offizieren; anschließenden Massakern fiel fast die gesamte Hutu-Elite Burundis zum Opfer. 1966 beseitigte Tutsi-Militär die Monarchie und festigte dadurch die Tutsi-Dominanz in Burundi. Die faktische Ausschaltung der Hutu aus dem politisch-administrativen Leben Burundis einschließlich Polizei und Militär, die massive sozioökonomische Benachteiligung der Hutu-Bauern und das ungebremste Dominanzstreben der Tutsi, die die Bauern seit Jahrhunderten als Grundherren dominiert hatten, führten im April 1972 zu einem Aufstand der Hutu, dem vor allem rebellierende Hutu zum Opfer fielen. Aus Hutu-Flüchtlingen, die zu Tausenden in den Nachbarländern Unterschlupf gefunden hatten, rekrutierten sich Guerillatruppen, die ab März 1973 aus Zaïre, Ruanda und Tanzania nach Burundi vorrückten. Diese Invasion provozierte eine Gegenreaktion der burundischen Armee, die die Niederlage der Hutu-Guerilla und die Vernichtung beinahe der gesamten alphabetisierten Hutu-Bevölkerung Burundis durch Massaker zur Folge hatte.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
Der Krieg endete mit einem militärischen Sieg der Tutsi-geführten burundischen Armee und konsolidierte die wirtschaftliche und soziopolitische Dominanz der Tutsi in Burundi dauerhaft. In der burundischen Verfassung vom Juni 1974 wurde die ethnische Unterscheidung verboten - ein untauglicher Versuch, den Hutu-Tutsi-Gegensatz aus der Welt zu schaffen. Auswirkungen des Krieges gab es auch im Nachbarland Ruanda: Dort wurde die ohnehin labile innenpolitische Szenerie durch die Ereignisse in Burundi zusätzlich destabilisiert. Die Folge war der Militärputsch vom Juli 1973, der das Regime Habyarimana an die Macht brachte.
Im August 1988 verübten Einheiten der burundischen Armee neuerliche Massaker an Hutu - aus Rache für angebliche, durch unabhängige Beobachter nicht bestätigte Massenmorde von Hutu an Tutsi. Dabei starben vermutlich bis zu 50.000 Menschen. Die Kriegshandlungen und Massaker forderten zusammen 100.000 bis 250.000 Todesopfer, darunter beinahe die gesamte alphabetisierte Hutu-Bevölkerung. 80.000 bis 200.000 Menschen gelang die Flucht in Nachbarländer.
ANMERKUNGEN
[1] Zaïre entsandte vorübergehend Truppen nach Burundi, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Mit Tanzania, von wo aus Hutu-Kämpfer nach Burundi einsickerten, gab es zwischenstaatliche Spannungen.
Uwe Polley / Peter Körner
Burundi (Hutu II, 1993 - 2006)
AKUF-Datenbanknr.: |
215 |
Kriegsdauer: |
21.10.1993 - 07.09.2006 |
Kriegstyp: |
A-2 |
Kriegsbeendigung |
durch Vermittlung Dritter (AU) |
Kriegführende |
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Seite A |
Force pour la défense de la démocratie (FDD), Hutu - Guerilla; Parti pour la Libération du Peuple Hutu (palipehutu), Hutu - Guerilla |
Seite B |
Burundi |
KONFLIKTGEGENSTAND UND -ZIELE
Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt in Burundi hat seinen Ursprung in dem durch den Kolonialismus geschaffenen Gegensatz zwischen Hutu und Tutsi. Seit den 1960er Jahren kam es immer wieder zu Aufständen der sich als Hutu betrachtenden Bevölkerungsmehrheit, die gewaltsam von der Tutsi-dominierten Armee niedergeschlagen wurden. Nachdem zu Beginn der 1990er Jahre erste Ansätze von Demokratisierung in Burundi zu erkennen waren, nahmen die Auseinandersetzungen um die Macht wieder zu. Durch den Mord im Oktober 1993 an Melchior Ndadaze, der als Hutu-Kandiat die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, und durch den Tod seines Nachfolgers Ntaryamira im April 1994 kam es zu schweren Kämpfen zwischen Hutus und Tutsis, vor allem im Oktober 1993 sollen bei Massakern und Kämpfen mehr als 50.000 Menschen getötet worden sein.
Diese Auseinandersetzungen mündeten in einem anhaltenden Bürgerkrieg zwischen Hutu-Milizen und der Tutsi-Armee um die Vorherrschaft in Burundi. Bisherige Kompromißansätze wie z.B. die Beteiligung der Hutu-Parteien an der Regierung, stießen immer auf Ablehnung der Hardliner und hatten nur kurzen Bestand. 1996 kam es zum Militärputsch durch Mayor Buyoya, bei dem Parlament und Regierung aufgelöst wurden und viele Hutu-Politiker ins Exil flüchteten. In der Folgezeit spitzten sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu, was große Flüchtlingsströme innerhalb Burundis und in umliegenden Staaten zur Folge hatte. Die Regierung Buyoya wurde von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt. Die Nachbarländer Burundis verhängten Wirtschaftssanktionen, um auf eine friedliche Beilegung des Konfliktes zu drängen.
ERGEBNISSE DES KRIEGES
DRINGEND ÜBERARBEITEN!!
Swenja Surminski