Teilprojekt: Arbeitsteilung-Corona-Homeoffice (ArCoHo)
Die COVID-19-Pandemie gilt bereits jetzt als eine Zeit des historischen Umbruchs. Aktuelle Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich die sozialen Ungleichheiten verschärfen, sowohl weltweit als auch innerhalb der Familien. Bezüglich der Gleichstellung der Geschlechter werden im Wesentlichen zwei Thesen diskutiert. Zum einen wird von einer Retraditionalisierung gesprochen. Zum anderen werden Tendenzen der Modernisierung in den Vordergrund gestellt. Damit einher geht die Betonung von Chancen, die sich aus der Pandemie ergeben, da bestehende Ungleichheiten sichtbar gemacht werden und somit in Frage gestellt werden können.
Während bzw. seit der Corona-Pandemie hat sich einiges verändert: Zum einen hat der Umfang an Zeiten, die im Homeoffice gearbeitet wird, zumindest für ein Drittel der Erwerbstätigen, massiv zugenommen, wahrscheinlich mit nachhaltiger Wirkung; zum anderen hat die spezifische Situation, dass phasenweise auch Kitas und Schulen geschlossen waren, die familiale Arbeitsteilung grundlegend herausgefordert; und auch dies hat möglicherweise nachhaltige Wirkungen auf die Frage nach Aufgabenverteilung und Zuständigkeitszuschreibungen.
Aus Forschungen zu flexibler Arbeit ist bereits bekannt, dass sich beim Wechsel ins Homeoffice der zeitliche Umfang an Sorgearbeit grundsätzlich erhöht; in heterosexuellen Partnerschaften bei Frauen allerdings in der Regel mehr als bei Männern. Für Frauen kann das Homeoffice daher bedeuten, dass ungleiche Aufteilungen zu ihren Ungunsten verstärkt werden; nur, wenn ausschließlich der Mann im Homeoffice arbeitet, ist eine Angleichung der Arbeitsteilung zu beobachten. Wenig ist darüber hinaus über die Arbeitsteilung in anderen Familienformen bekannt, wenn im Homeoffice gearbeitet wird.
Vor diesem Hintergrund gehen wir in dem Forschungsprojekt ArCoHo folgenden Fragen nach:
Wie handeln Paare ihre familiäre Arbeitsteilung in und aufgrund der aktuellen Situation durch die COVID-19-Pandemie aus? Werden Möglichkeiten des zeit- und ortflexiblen Arbeitens (Homeoffice) oder ein 'systemrelevanter' Beruf in den Aushandlungen zu einer Ressource (neuer) Verhandlungsmacht? Welche Relevanz kommt in diesem Kontext sozialstaatlichen Interventionen zu?
Diesen Fragen gehen wir in einer qualitativen Studie nach, in der wir Elternpaare, bei dem mind. ein Elternteil verstärkt im Homeoffice tätig ist, zu ihren Alltagspraktiken zwischen Erwerbs- und Familienarbeit sowie Vereinbarkeitskonflikten interviewen. Eine mit Verweisen und Literaturverzeichnis versehene Version finden Sie im verlinkten Dokument [verlinkt als PDF].
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Almut Peukert, Dr. habil. Tanja Carstensen, Prof. Dr. Katharina Zimmermann, Laura Lüth, M.A., Ludwig Ipach, Maureen Quitzau, Christopher Kirschner