Cluster I: Sorgelücken/Sorgebrücken
Der Cluster „Sorgelücken/Sorgebrücken“ fokussiert auf die Persistenz und Transformation innerfamilialer Arbeitsteilung und Geschlechterungleichheiten vor dem Hintergrund sozialinvestiver Politiken. Letztere verfolgen den Anspruch, durch gezielte Investitionen Humankapital zu entwickeln und gleichzeitig eine hohe Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen zu erreichen. Forschungen zeigen, dass trotz steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen Ungleichheiten in Bezug auf Position und Entlohnung der Erwerbsarbeit als auch eine ungleiche innerfamiliale Aufteilung von Sorgearbeit bestehen bleiben („Care Gap“). Insbesondere in Familien kumulieren entscheidende Fragen um Erwerbstätigkeit und/oder Sorgearbeit. Konstitutiv darin eingewoben ist ein ungleiches Geschlechterverhältnis, das mit geschlechterdifferenzierenden Vorstellungen und Idealen von Mütterlichkeit und Väterlichkeit einhergeht. Deren Grundlage wird unter anderem in der kindlichen Sozialisation gelegt, zentral sind zudem ungleiche Arbeitsmarktchancen. Die Auswirkungen dieser Verwobenheit institutioneller und innerfamiliärer Aspekte auf die Verteilung von Sorgearbeit wird in Deutschland besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie deutlich: als Bildungs- und Betreuungsinstitutionen wegfielen, waren es vor allem Frauen, die die Hauptlast der (nun zusätzlichen) Sorgearbeit übernahmen. Hier, so die These des Clusters, können wir trotz eines institutionellen Wandels doch eine Persistenz von Familialisierung beobachten.
Der Cluster „Sorgelücken/Sorgebrücken“ thematisiert mit einer Analyse der sozialinvestiven Dimension der deutschen Familienpolitik (I-a), innerfamilialer Sorgearbeit vor dem Hintergrund wohlfahrtsstaatlicher und technologischer Entwicklungen (I-b) sowie der Sozialisation von Mädchen und Jungen in Bezug auf Sorgearbeit (I-c) drei Fragekomplexe zu Sorgelücken („Care Gaps“) und ihrer Überbrückung im Zusammenwirken von sozialpolitischer, paar-, familien- und geschlechtersoziologischer und ökonomischer Perspektive. Das Cluster thematisiert auch Fragen von Arbeitsteilung und Geschlechterungleichheiten in der Corona-Krise.
Clustersprecherin: Prof. Dr. Katharina Zimmermann
Doktorandin: Laura Lüth
Teilprojektleitungen:
I-a Geschlechtergleichheit in der sozialinvestiven Familienpolitik (Prof. Dr. Katharina Zimmermann)
I-b Persistenz und Wandel in der Relationierung von Erwerbs- und innerfamilialer Carearbeit (Prof. Dr. Almut Peukert)
I-c Familiale Aufteilung (unterstützender) Sorgearbeit (Prof. Dr. Miriam Beblo)