Cluster II: (A-)Symmetrische Interaktionen
Ausgangspunkt im Cluster „(A-)Symmetrische Interaktionen“ sind die Wechselwirkungen von Verschiebungen im Wohlfahrtsstaat und demografischen Konstellationen, durch die einen erhöhter Bedarf an zu leistender Sorgearbeit, insbesondere an Putz- und Hausarbeiten, Kinderbetreuung und Pflege entstehen. Die ‚Bearbeitung‘ des erhöhten Bedarfs und die damit einhergehenden potentiellen (A-)Symmetrien und Ungleichheiten stehen in diesem Cluster im Mittelpunkt. So ist eine Form der Bearbeitung eine Intensivierung der Suche nach technischen ‚Lösungen‘, z.B. durch sog. Pflegeroboter oder in Form von Pränataldiagnostik, durch die die Sorge um Kinder mit Behinderungen und Krankheiten reguliert wird. Eine weitere Form der ‚Bearbeitung‘ liegt in der Erhöhung der Inanspruchnahme von Dienstleistungen für direkte und indirekte Sorgearbeit durch Privathaushalte, durch die Ungleichheiten in personalisierten Arbeitgeber/innen-Arbeitnehmer/innen-Beziehungen entstehen. Dabei kann es zu grundlegend asymmetrischen Austauschverhältnissen kommen, etwa der Umverteilung von Sorgeleistung oder von „emotionalem Mehrwert“ (Hochschild) zwischen den Genusgruppen oder entlang von transnationalen care chains. Eine dritte Form wird mit Blick auf die Emotionsarbeit von professionellen, bezahlten Carearbeitenden untersucht. Vor dem Hintergrund eines steigenden Fachkräftemangels und eines zunehmenden Bedarfs an Carearbeitenden gerät das mikropolitische ‚Management‘ von Risiken und Belastungen durch Emotionsarbeit in den Blick, um Fluktuation und Fehlzeitenquote zu reduzieren. Ein vierter Fokus wird auf die zunehmende demografische Heterogenität von Arbeitsteams im Care-Bereich gerichtet, mit der durch ein professionelles Diversity Management von Leitungskräften und der Personalpolitik so umgegangen werden muss, dass Konflikte verringert und Synergien gefördert werden.
Der Cluster „(A-)Symmetrische Interaktionen“ thematisiert mit einer Analyse der Technisierung von Sorge-Arrangements (II-a), Haushalte als Arbeitgeber und Nachfrager von Care-Dienstleistungen (II-b), Handlungsstrategien für die Emotionsarbeit von Carearbeitenden (II-c) und der Leitung von heterogenen Care-Teams (II-d) vier unterschiedliche Fragekomplexe im Bereich Sorgetransformationen mit Blick auf (neu)entstehende (A-)Symmetrien und Ungleichheiten und bringt dabei betriebswirtschaftliche, qualitativ-soziologische und quantitativ-soziologische sowie ökonomische Perspektiven zusammen.
Clustersprecherin: Prof. Dr. Daniela Rastetter
Doktorandinnen: Franziska Baum, Hannah Grün
Teilprojektleitungen:
II-a Technisierung von Sorge-Arrangements: Prozesse, Ambivalenzen und Effekte technologischer Interventionen in der ersten und letzten Lebensphase (Prof. Dr. Katharina Liebsch)
II-b Haushalte als Arbeitgeber und Nachfrager von Care-Dienstleistungen: Ungleichheit in personalisierten Arbeitsbeziehungen (Prof. Dr. Henning Lohmann)
II-c Digitalisierung in der Pflege: Bedeutung für Emotionsarbeit (bewusstes Co-ping) und institutionalisierte Abwehr (unbewusstes Coping) (Prof. Dr. Daniela Rastetter und Dr. Anna Mucha) [ausführlicher Beschreibung als PDF]
II-d Diversity Management im Care-Bereich (Prof. Dr. Daniela Rastetter)