JKW-Studierende evaluieren Transferprojekt für mehr Medienkompetenz
11. April 2022
Journalismus macht Schule (JmS) ist eine bundesweite Initiative, die jetzt erstmals empirisch untersucht wurde – von zwölf Studierenden der Journalistik und Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Prof. Dr. Volker Lilienthal
Anfang 2021 startete Volker Lilienthal ein Projekt, bei dem Journalistinnen und Journalisten für Schulbesuche vermittelt werden. Eingeladen von interessierten Lehrerinnen und Lehrern, diskutieren sie vor Ort mit Schülerinnen und Schülern über den Wert von Journalismus und Medien. Ziel ist eine Verbesserung der Medienkompetenz junger Menschen. Das Projekt wird gefördert von der Medienstiftung Hamburg | Schleswig-Holstein, der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, der Hans-Böckler-Stiftung und der Otto-Brenner-Stiftung.
Bis zum Stichtag 1. März wurden insgesamt 121 Schulklassen besucht, 69 in Hamburg und 52 in Schleswig-Holstein, wo Prof. Lilienthal mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung, Christian Meyer-Heidemann, kooperiert. Derzeit werden mit Blick auf den Tag der Pressefreiheit am 3. Mai weitere Schulbesuche in beiden Bundesländern vermittelt.
Zum Konzept gehörte von Anfang an die Absicht, die Effekte dieser Art von Medienkompetenzförderung wissenschaftlich zu untersuchen. Im Rahmen einer Wissenschaftlich-journalistischen Projektwerkstatt (Modul 7) wurde dies im gerade beendeten Wintersemester von zwölf Studierenden unseres Master-Studiengangs in die Tat umgesetzt. Beteiligt waren Eileen Berger, Cornelia Bertram, Lara Betz, Xin Deng, Tabea Kirchner, Laura Kurtz, Leopold Pelizaeus, Sandra Riedel, Alina Schneider, Johanna Schröter, Anna Weyer und Jelka Weyland.
Unter Lilienthals Leitung wurde ein Online-Survey bei Journalist:innen, Schüler:innen und Lehrer:innen ausgewertet, zehn Schulbesuche inhaltsanalytisch untersucht sowie zwanzig Journalist:innen zu ihrer Motivation und zu ihren Erfahrungen bei den Schulbesuchen befragt. Ein Befund ist, dass alle beteiligten Akteursgruppen das Modell als sinnvoll erleben. Im Ergebnis wurden aber auch Probleme identifiziert und Verbesserungsvorschläge artikuliert:
· Schüler:innen, Lehrer:innen und Journalist:innen erleben die Gespräche zu Journalismus und Medien gleichermaßen als sinnvoll.
· Die Interessen und Erwartungen von Journalist:innen und Schüler:innen divergieren teilweise. Von allen Aktreuren wird eine Begegnung „auf Augenhöhe“ gewünscht.
· Die Erreichung des Ziels „Medienkompetenz“ wird unterschiedlich beurteilt. Am positivsten wird der Effekt von den Schüler:innen beurteilt, am skeptischsten von den Journalist:innen. Kritisch wird von allen angemerkt, dass sich mit einer einzigen Schulstunde kein nachhaltiger Lerneffekt einstellt.
· Hinsichtlich der Vermittlungsformen wird angeregt, über Vortrag und Diskussion hinaus auch spielerisches Probehandeln mit Medienproduktion (Schülerzeitung, Podcast, Videoproduktion) in die JmS-Modelle zu integrieren.
· Die gastgebenden Lehrer:innen und die eingeladenen Journalist:innen sollten sich vorab über ihre unterschiedlichen Rollen im Schulbesuch verständigen. Wichtig ist auch, dass sich die Journalist:innen inhaltlich sehr genau vorbereiten.
Prof. Lilienthal hat die Ergebnisse der Untersuchung erstmals auf einer Tagung der Initiative JmS am 2. April in Berlin vorgestellt. Das Vortragsmanuskript und die Vortragsfolien stehen zum Abruf bereit. Der gesamte Evaluationsbericht umfasst 70 Seiten.