„Das Ende der Pressefreiheit“Weltbühne-Abend jetzt auf Youtube
14. Oktober 2024

Foto: © Gabriele Rennert
Als Beitrag zur Hamburger Woche der Pressefreiheit hatte die Rudolf Augstein Stiftung Professur für Praxis des Qualitätsjournalismus am 14. Oktober 2025 zu einem Ossietzky-Abend mit Texten aus der „Weltbühne“ eingeladen: „Das Ende der Pressefreiheit“. Als Gastgeber begrüßte Prof. Dr. Volker Lilienthal dabei zahlreiche Interessierte aus der Hamburger Bürgergesellschaft sowie Studierende der Universität Hamburg im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek „Carl von Ossietzky“. Die Stabi war Mitveranstalterin des Abends.
Die Berliner Schauspielerin Rike Schmid und die Hamburger Fernsehjournalistin Damla Hekimoğlu lasen drei Artikel aus dem Jahrgang 1932, zwei davon von Ossietzky selbst. Der Chemnitzer Historiker Prof. Dr. Alexander Gallus hielt einen einführenden Vortrag zur zeitgeschichtlichen Einordnung. Aufgezeichnet vom Hamburger Bürger:innensender TIDE, kann die Veranstaltung inzwischen auf Youtube abgerufen werden: https://youtu.be/lviK2oLGyfA
Ossietzky, 1889 in Hamburg geboren, von frühen Jahren an Pazifist, von Beruf Journalist, später Chefredakteur der „Weltbühne“, wurde vom NS-Regime inhaftiert, misshandelt und gefoltert. 1936 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet und im selben Jahr auf internationalen Druck hin aus der Haft entlassen. An deren Folgen starb Ossietzky im Mai 1938, erst 48 Jahre alt.
Die „Weltbühne“ war eine wichtige politische und zeitkritische Zeitschrift der Weimarer Republik. Sie erschien noch bis Anfang 1933. In der Zeit der NS-Diktatur wurde die Pressefreiheit abgeschafft. Doch dies geschah nur scheinbar plötzlich. Denn ihr Ende hatte sich schon in der Weimarer Republik über viele Jahre hinweg abgezeichnet, weil rechte Kräfte, darunter nicht nur Nationalsozialisten den Redaktionen, Verlagen und Funkhäusern drohten und die Journalistinnen und Journalisten jener Zeit einschüchterten. Die Pressionsversuche hatten vielerlei Gestalt, angefangen beim Schlachtruf „Lügenpresse!“, und führten zu inhaltlichen und personellen Konsequenzen. Journalistinnen und Journalisten schrieben sozusagen unter ständiger Beobachtung, vor allem von rechts, aber auch von links, und konnten sich in ihrer Berufsausübung nicht mehr frei fühlen.
In der „Weltbühne“ konnte man das nachlesen. Zum Auftakt des Jahres 1932 schilderte Carl von Ossietzky den „Fall Franz Höllering“. Darin ging es um die politisch motivierte Ablösung eines Chefredakteurs des Boulevardblatts „BZ am Mittag“. Keine zwei Monate später erschien Ossietzkys großer vorausschauender Leitartikel „Das Ende der Pressefreiheit“ – so die Überschrift, die auch titelgebend für diese Veranstaltung war. Im Jahr 1932, dem vorletzten Erscheinungsjahr der Zeitschrift überhaupt, bevor sie verboten wurde, erschien noch ein dritter Aufsatz, in dem es um die bedrohte Rundfunkfreiheit ging: „Funk in Fesseln“ von Hans Georg Kahle. Ferner berichtete die „Weltbühne“ in mehreren kleineren Artikeln über Fälle von Literatur- und Filmzensur.