Symposium Mediendemokratie 2017
Öffentlichkeit im Emotionsmodus.
Wendezeiten im wissenschaftlichen und journalistischen Diskurs
Ein interdisziplinäres Symposium anlässlich der Emeritierung von Prof. Dr. Irene Neverla
Datum: 26. Oktober 2016, 13 bis 19 Uhr
Ort: Gästehaus der Universität Hamburg (Rothenbaumchaussee 34)
Öffentliche Kommunikation in der modernen Mediengesellschaft sollte – so das normative Wunschbild – rein rational geleitet sein. Nicht erst heute, aber heute massiv und unübersehbar erleben wir eine andere Realität. Öffentliche Kommunikation schlägt vielerorts um in den Emotions- und Affektmodus. Die Übereinkunft, nach faktenbasierter und respektvoller Diskussion zu einem vernunftgeleiteten Konsens unter Gleichberechtigten zu gelangen, scheint über Bord geworfen. All dies nicht nur an Stammtischen und in Unterhaltungs- und Boulevardmedien, sondern gelegentlich auch in Qualitätsmedien, und ohnehin in den Online-Kommentaren der Nutzer.
Das Mediensymposium versucht, diese Entwicklung einzuordnen und in ihrer Widersprüchlichkeit zu verstehen. Denn es gibt auch gegenläufige Entwicklungen, etwa neuerdings der Aufmerksamkeitsgewinn der Qualitätsmedien. Und die Debatte um Hassreden in den Social Media verdeckt, wie sehr die Social Media doch auch ein Mehr an Partizipation und breiter Diskussion ermöglicht haben. Die Entwicklung ist nicht nur als dystopischer Verfall, sondern auch als Teil eines der Aufklärung inhärenten, dialektischen Prozesses zu verstehen. Neu und kritisch zu durchdenken ist die grundlegende Annahme einer Dichotomie von Ratio und Emotion; die Vorstellung dass Emotionen und Affekte im öffentlichen und insbesondere auch im wissenschaftlichen Diskurs ausgrenzbar sind zugunsten einer Blüte der Vernunft; dass Wissenschaft und Journalismus in reiner Objektivität agieren können; dass Demokratie linear und unumkehrbar voranschreitet. Lässt sich der Emotionsmodus öffentlicher Kommunikation neu interpretieren? Sind dann auch Erkenntnis- und Vermittlungskonzepte in Wissenschaft und Journalismus neu zu gestalten?
Im Symposium werden Fachleute aus Journalistik- und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und naturwissenschaftlicher Klimaforschung solche Fragen behandeln. Das wissenschaftlich generierte Thema Klimawandel, und die mühsam erkämpfte globale Politik zur Eindämmung von Klimawandel, die aber anhaltend in Frage gestellt wird, stellen hier passende Beispiele dar. Abstracts aller erwarteten Beiträge gibt es hier als *.pdf. Den vollständigen Vortrag von Christina Landfried "Kulturelle Voraussetzungen der Mediendemokratie im 21. Jahrhundert" gibt es zum Herunterladen als *.pdf.
Programm
13:00 | Eintreffen und Begrüßung |
14:00 | Eröffnung und Grußworte von Gabriele Löschper, Dekanin der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Universität Hamburg) |
14:15 | Hauptvortrag von Christine Landfried (New York University, Universität Hamburg): "Kulturelle Voraussetzungen der Mediendemokratie im 21. Jahrhundert" |
15:00 | Pause |
15:15 | Kommentare zum Vortrag Katrin Voltmer (University of Leeds) Michael Brüggemann (Universität Hamburg, JKW und CliSAP) Hans von Storch (Hamburg) Uwe Hasebrink (Universität Hamburg, Hans-Bredow-Institut) Margreth Lünenborg (Freie Universität Berlin) Hans Henrik Holm (Aarhus, Berkeley) Schlusskommentar Irene Neverla (Universität Hamburg) |
17:00 | Empfang (bis etwa 19 Uhr) |
Moderation der Veranstaltung: Katharina Kleinen-von Königslöw
Die Veranstaltung wird ausgerichtet vom Fachgebiet Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, mit Unterstützung des Exzellenzclusters CliSAP an der Universität Hamburg und von Pro Journal e. V.
Organisation: Prof. Dr. Volker Lilienthal, Dr. Monika Pater und Nele Heise, M.A.
Kontakt: monika.pater@uni-hamburg.de