Jubiläum: Der zehnte "Nestbeschmutzer" aus dem Hause JKW ist erschienen
23. Juli 2024
Foto: Netzwerk Recherche
Zum zehnten Mal haben Studierende der JKW die Tagungszeitung "Nestbeschmutzer" für Netzwerk Recherche produziert.
Für die vielbesuchte Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche (NR) haben JKW-Studierende an der Universität Hamburg nun schon zum zehnten Mal eine Tagungszeitung produziert. Wie immer entstand der „Nestbeschmutzer“ in dem von Volker Lilienthal geleiteten Seminar „Medienjournalismus“. Als Redaktionsleiter war wieder sein Doktorand und JKW-Master Malte Werner dabei.
Im Seminar lernten die 18 Teilnehmenden des Kurses, was Medienjournalismus, verstanden als Metakommunikation über Journalismus als Profession und die Medien als Branche, inhaltlich bedeutet. Sie wurden von Lilienthal und Werner intensiv bei der Entwicklung guter Interview-Leitfäden begleitet und auch vorbereitet auf die Begegnung mit teils prominenten Journalist:innen und Expert:innen. Dann kam der Sprung ins kalte Wasser: Das Interview wollte geführt und anschließend abgeschrieben, verfeinert, mit Überschrift und Teaser versehen und autorisiert werden.
Während der Vorlesungszeit kamen dann noch Praktiker:innen wie Anna Ernst (Medieninsider), Inga Mathwig und Lea Eichhorn (beide ZAPP/NDR) sowie der freie Journalist Jan Freitag, der für seine langen Interviews mit Medienpromis bekannt ist, ins Seminar und diskutierten mit den Studierenden.
Die 24-seitige Zeitung erschien am 20. Juli und wurde unter den fast 900 Teilnehmenden der Jahreskonferenz von Netzwerkrecherche beim NDR in Lokstedt verteilt. Diese Vertriebsaufgabe – auch sie wurde von den Studierenden erledigt. Als Dankeschön für ihr ehrenamtliches Engagement waren sie am 19. und 20. Juli Ehrengäste auf der NR-Jahreskonferenz und besuchten viele interessante Panels zu aktuellen Fragen der journalistischen Profession. Annelie Naumann, 2. Vorsitzende von Netzwerk Recherche, dankte den Studierenden und den beiden Projektleitern.
Und wie blicken die Studierenden auf diese besondere Projektarbeit zurück? Cornelius Link, der Sophie von der Tann, die Israel-Korrespondentin der ARD, interviewt hatte, blickt zurück auf Seminar und Tagung: „Gerade als Journalismus-Küken sollt man das Nest beschmutzen dürfen. Die Zusammenarbeit mit Netzwerk Recherche hat meine Sinne dafür geschärft, Probleme innerhalb der Profession zu erkennen und zu benennen. Selbstreflexion und -kritik sind die Basis für guten Journalismus. Auch wenn der Redaktionsschluss mich etwas ins Schwitzen gebracht hat – das Seminar und die NR-Jahreskonferenz waren Highlights des Sommersemesters.“
Jakob Spruck hat den Theaterregisseur Kay Voges zur Bühnenadaption der Correctiv-Enthüllung „Geheimplan gegen Deutschland“ interviewt. Er ergänzt: „Ein spannender Praxishärtetest und eine willkommene Abwechslung zum theoretischen Studium. Ein rundes Magazin mit interessanten Interviews ist entstanden. Man lernt, was ein gutes Interview ausmacht, wie man ohne Gram seine Darlings killt und wie wichtig medienjournalistische Inhalte heute sind. Tolle Gäste und Erfahrungen, die bleiben.“
Jan Heydenreich sprach mit dem Kommunikationswissenschaftler Christian Wellbrock über amerikanische „Zeitungswüsten“ und wann wir wohl die ersten auch in Deutschland haben werden. Jans Rückblick auf Seminar und Tagung: „Am Anfang hatte ich durchaus das Gefühl, man würde mich ins kalte Wasser schmeißen – rückschauend habe ich so aber am meisten gelernt. Insgesamt eine gesunde Balance zwischen eigenständigem Arbeiten und Impulsen von Lehrenden oder Kommiliton:innen. Die Panel-Diskussionen im Rahmen der NR-Jahrestagung waren sehr spannend und haben das im Seminar erworbene Wissen (gerade zu den einzelnen Interview-Schwerpunkten) meines Erachtens optimal abgerundet – ohnehin waren die Erfahrungen auf der Tagung mit der Erkenntnis verbunden, dass man mit der Berufswahl und dem Studium die richtige Entscheidung getroffen hat.“
Die Wahlbereichlerin Lara Zippel hatte zwei Journalist:innen des Magazins in leichter Sprache „andererseits“ interviewt. Ihre Bilanz: „Für mich als Journalismusneuling war das Seminar und die Zusammenarbeit definitiv eine Bereicherung. Am Anfang war ich ein wenig überrumpelt davon, direkt auf echte Interviewpartner:innen losgelassen zu werden. Sehr dankbar war ich dabei für die Hilfe meiner Kommiliton:innen, die gegenseitig Fragenkataloge und geführte Interviews redigiert haben. Ich finde die Interviews sind sehr gut geworden und alle Teilnehmenden können stolz auf sich sein einen so qualitativ hochwertigen und themenvielfältigen Nestbeschmutzer produziert zu haben.“
Den „Nestbeschmutzer“ gibt es hier als PDF zum Download. Die Zeitung ist eine reine Interview-Ausgabe, inhaltlich aber von großer Vielfalt. Es geht um Sprache im Journalismus, um Zeitungswüsten, Klimajournalismus, Social Media, mentalen Belastungen bei der journalistischen Arbeit, um Sicherheit und Inklusion, digitale Disruption und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Redaktionen. Zwei Schwerpunkte mit jeweils mehreren Interviews sind der Pressefreiheit und der Bedrohung durch Rechtsextremismus gewidmet.
Die Interviews waren natürlich vorproduziert. Doch am letzten Produktionstag, Freitag, 19. Juli, gelang es noch, kurzfristig vom New York Times-Korrespondenten Anton Troianovski eine ganz aktuelle Antwort zu bekommen. Troianovski reagierte darin auf die an dem Tag verkündete Verurteilung seines Kollegen und Freundes Evan Gershkovich in Russland zu 16 Jahren Gefängnis wegen angeblicher Spionage.