soziale Innovation (ROSI)
Bergfest im „CC-Lab“: Reflexions-Workshop im Haus des EngagementsHerausforderungen und Potenziale transdisziplinärer Zusammenarbeit
12. Juli 2023

Foto: ROSI/Jan-Paul Greve
Das Campus meets Community-Lab (CC-Lab) des Forschungsbüros bietet als transdisziplinäres Pilotprojekt Studierenden (B.A. Politikwissenschaft und M.A. Profit und Nonprofit Studien) die Möglichkeit in einem ko-kreativen Lehr- und Forschungsraum gemeinsam mit (zivil-)gesellschaftlichen Akteur:innen an konkreten gesellschaftlichen Bedarfen zu forschen und nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Aktueller Kooperationspartner ist das Haus des Engagements (HdE), das u.a. durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten die Vernetzung Ehrenamtlicher und gemeinnütziger Organisationen fördert und damit zur Verwirklichung der Engagementstrategie der Stadt Hamburg beiträgt. Die Studierenden arbeiten im Seminar im Sinne des ‚Community-based Research‘ (CBR) mit Menschen aus dem Forschungsfeld – den Community-Forschenden – zusammen. Die Community-Forschenden kommen aus dem Entstehungs- und Förderkontext sowie den Trägerorganisationen des HdE. Am Projekt beteiligt sind neben dem HdE das Aktivoli Landesnetzwerk e. V., die BürgerStiftung Hamburg und die Sozialbehörde Hamburg. Gefördert wird das Projekt von der Landesinnovationsförderung im Rahmen der Förderlinie „Science for Society“.
Seit April widmen sich fünf Forschungsgruppen aus Studierenden und ein bis zwei Community-Forschenden verschiedenen Forschungsanliegen des Kooperationspartners. Während eine Gruppe den Blick in das HdE richtet und das Nutzungsverhalten vor Ort untersucht, beforscht eine andere die Strukturen und Akteure um das HdE herum und die Wechselwirkung dieser Akteure im Entstehungsprozess des Projektes. Eine weitere Forschungsgruppe betrachtet vergleichbare Initiativen zur Engagementförderung in Deutschland und findet hierdurch Potentiale für einen fruchtbaren Austausch zwischen diesen Akteuren. Wie Engagementförderung noch sensibler, inklusiver und integrativer werden kann, erforschen zwei Forschungsgruppen, die einen jeweils unterschiedlichem Fokus auf Barrierefreiheit richten. Eine Gruppe betrachtet dabei administrative Barrieren, z. B. für Menschen mit kognitiven oder geistigen Beeinträchtigungen. Die zweite Gruppe untersucht Bedarfe und Vernetzungspotentiale migrantischer Selbstorganisationen (MSO) und organisiert im Juli ein Vernetzungsevent im HdE.
Reflexions-Workshop im HdE
„Ihr tragt dazu bei, dass es hier auch noch ein coolerer Ort wird.“ (Community-Forschende)
Als am 27. Juni die Studierenden, Community-Forschenden sowie das Lehr- und Koordinations-Team erneut im Haus des Engagements zusammenkommen, gibt es viel zu berichten und der gegenseitige Austausch sowie eine gemeinsame Reflexion des Pilotprojekts stehen auf der Tagesordnung. Zunächst wird der aktuelle Stand der Forschungsprojekte in Blitzlichtern vorgestellt und die Gelegenheit genutzt, Feedback von allen Community-Forschenden einzuholen sowie offene Fragen gemeinsam zu klären. In Einzelgruppen besprechen Studierende und Community-Forschende danach den bisherigen Verlauf, analysieren ihre Rollen im Projekt und teilen Wünsche und Anregungen. In einer anschließenden Plenumsdiskussion werden die Erfahrungen zusammengetragen und diskutiert:
In dieser Reflexion der transdisziplinären Zusammenarbeit beschreiben die Forschungsgruppen, wie die unterschiedlichen Perspektiven und Arbeitsweisen im gemeinsamen Forschungsprozess „aufeinandergeprallt sind“. Ein Studierender berichtet von einem „Symbiose-Effekt“, der zwischen den Studierenden, „die sich freuen mal praktisch irgendwas zu tun zu haben“ und Kapazität sowie wissenschaftliche Arbeitsweisen einbringen und den Community-Forschenden mit Praxiserfahrung und -wissen auf der anderen Seite entstand.
Eine der Community-Forschenden hebt die Flexibilität und Offenheit der Studierenden im Prozess, in dem Fragestellungen und Ziele sich entwickelten und veränderten, als „große Hilfe“ hervor. Genau dies, so eine weitere Community-Forschende, sei das Spannende am Community-based Research-Ansatz: Dass theoretische Perspektiven und klassische wissenschaftliche Formate aufgebrochen und mit praktischen Dingen in ein Spannungsverhältnis gebracht werden. Alle Teilnehmenden bewerten positiv, dass auch die Forschungsprodukte entsprechend des transdisziplinären Ansatzes von klassischen Formaten abweichen (können) und bspw. Veranstaltungen oder Leitfäden entstehen, die durch eine dokumentierte Datengrundlage untermauert sind. Die Studierenden können sich in praktischen Formaten erproben, während die Community-Forschenden die Bedarfe der Adressat:innen kennen und mit dieser Expertise dazu beitragen, dass die Forschungsprojekte nachhaltige soziale Innovationen bewirken können.
In der Reflexion der Rollen in den Forschungsgruppen wird herausgearbeitet, dass es Rollentypen wie „die Mentorin“, „die Beraterin“ oder „die Mitforschende“ im Projekt gibt und diese Rollenmodelle jeweils gut funktioniert haben. Gleichzeitig wird angemerkt, dass der Kommunikations- und Aushandlungs-Prozess zu Beginn mehr Rahmung und Begleitung bedarf, um den Prozess zu optimieren. Vor allem die unterschiedlichen Zeitressourcen der Community-Forschenden werden als diese Rollenmuster begründend beschrieben.
Ziel der Veranstaltung war zum einen, allen teilnehmenden Akteur:innen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Arbeit und das Projekt zu reflektieren und zum anderen Daten für die Evaluation des Projektes zu sammeln. Für die Begleitforschung wird vor allem die Vielseitigkeit der Rollenmodelle und -erwartungen als zentraler Aspekt aufgegriffen, dem durch Interviews weiter nachgegangen wird. Das regelmäßig eingeholte Feedback der Teilnehmenden fließt zudem auch in die Seminarplanung für das Wintersemester ein.
Die Forschungsgruppen befinden sich aktuell in der Feldphase und schließen ihre Projekte bis September ab. Am 13. Oktober werden die Ergebnisse bei einer Abschlussveranstaltung im HdE vorgestellt, die gleichzeitig das Kick-Off-Event für das Wintersemester darstellt.