Nachruf auf Werner Goldschmidt (1940-2019)
29. April 2019
Wir trauern um Prof. Dr. Werner Goldschmidt, der am 13. April 2019 unerwartet verstarb.
Werner Goldschmidt wurde 1940 in Saarbrücken als „Sohn proletarischer Eltern“ (so seine Selbstauskunft) geboren. Nach Volks- und Realschulabschluss absolvierte er eine dreijährige kaufmännische Berufsausbildung und holte 1964 das Abitur nach. Am Otto-Suhr-Institut für Politische Wissenschaften der FU Berlin studierte er Soziologie, Politikwissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaft und engagierte sich in der Studentenbewegung. 1969 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle des Vereins Deutscher Wissenschaftler in Hamburg. Hier entstand in Zusammenarbeit mit anderen die Studie „Klassenkämpfe in Westeuropa“, die 1971 veröffentlicht wurde. Bis 1973 arbeitete Werner Goldschmidt an seiner Dissertation zur französischen Streikbewegung, mit der er im selben Jahr an der Universität Marburg von Wolfgang Abendroth promoviert wurde. Nach verschiedenen Lehraufträgen wurde er im Jahr 1978 zum wissenschaftlichen Oberrat an der Hochschule für Wirtschaft und Politik mit den Schwerpunkten Sozial- und Gesellschaftstheorie sowie Politische Soziologie ernannt. In diesen Schwerpunkten lehrte er (zuletzt an der Universität Hamburg) bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006. Im Rahmen der Überleitung an den Hamburger Hochschulen wurde Goldschmidt 1985 zum Professor auf Lebenszeit ernannt.
Die Entwicklung der Hochschule für Wirtschaft und Politik lag Werner Goldschmidt besonders am Herzen: Er engagierte sich fortwährend in den Gremien und zählte zu den verbindlichen und diskursstarken Kollegen, der seine Positionen stets mit intellektueller Redlichkeit und ohne jede Arroganz vertrat. Er beteiligte sich aktiv an der Studienreform und war einer der Pioniere bei der Entwicklung eines interdisziplinären sozialökonomischen Grundkurses. Goldschmidt wurde von allen wissenschaftlich-politischen Fraktionen und Statusgruppen geschätzt. Er setzte auf Ausgleich und war von der verständigenden Kraft des vernünftigen Gespräches zutiefst überzeugt. Prof. Werner Goldschmidt wird dem Fachbereich Sozialökonomie als beeindruckende, charmante, welt- und kulturoffene Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.
Frank Adloff (für den Fachbereich Sozialökonomie und mit Dank für die Unterstützung durch Ulla Ralfs und Wulf D. Hund)