Journalistic Skills
Facetten journalistischer Kompetenzen 2024
Der Bericht analysiert 531 journalistische Stellenanzeigen aus sieben Ländern (USA, UK, Australien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Schweiz), die zwischen Juli und Oktober 2023 veröffentlicht wurden. Ziel ist es, ein aktuelles Bild davon zu zeichnen, welche Fähigkeiten Journalist:innen heute international mitbringen müssen – mit Fokus auf digitale Kompetenzen, Berufserfahrung, Studienabschlüsse, Gehaltstransparenz und Diversität.
Vollständigen Bericht herunterladen: Niemann, C., Estorff, C. von, Scheidt, L., Pulm, J., Oestmann, A.-K., Band, L., Urbanczyk, L., Hintze, J., Hermes, K., Goldhorn, M., Böing, A., Vogel, J., Bellstedt, K. S., Horstmann, E., Sieber, M., Zimmermann, S., Schwerma, D., Köhler, L., & Lischka, J. A. (2024). Facets of Journalistic Skills 2024: Exploring the demand for digital expertise in news professionals. https://doi.org/10.31235/osf.io/85cfy
Zentrale Erkenntnisse:
- Digitale Kompetenzen im Fokus:
Fünf digitale Fähigkeiten sind international besonders gefragt: Multimedia-Produktion, audiovisuelle Expertise (z. B. Videoschnitt, Tonbearbeitung), Social Media Management, Datenanalyse & Automatisierung sowie Suchmaschinenoptimierung (SEO). Besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz fällt auf: SEO und Data Analytics sind dort überdurchschnittlich oft gefordert. - KI-Kompetenzen: Erste Schritte sichtbar:
Nur acht von 531 Anzeigen erwähnen explizit KI-bezogene Anforderungen – etwa generative KI, Recommender-Systeme oder „human-in-the-loop“-Konzepte. Dies deutet darauf hin, dass KI-Kompetenzen in journalistischen Jobprofilen derzeit zwar noch selten sind, aber strategisch an Bedeutung gewinnen. - Berufserfahrung zählt – je nach Land unterschiedlich:
Während in den USA die Mehrheit der Stellenanzeigen fortgeschrittene Berufserfahrung voraussetzt, sind in der DACH-Region viele Anzeigen offen für Einsteiger:innen. Berufserfahrung wirkt sich stark auf das Gehalt aus: Wer über fünf Jahre Erfahrung verfügt, kann mit signifikant höheren Gehältern rechnen. - Studienabschlüsse oft vorausgesetzt – und finanziell lohnend:
In vielen Anzeigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird ein Hochschulabschluss nicht ausdrücklich gefordert – implizit wird er aber häufig erwartet. Laut dem Bericht verfügen in diesen Ländern über 60 % der Journalist:innen über ein Studium. In den USA und Frankreich hingegen wird ein akademischer Abschluss häufiger explizit verlangt.
Ein Studium zahlt sich aus: Ein universitärer Abschluss erhöht das durchschnittliche Jahresgehalt um rund 30.000 US-Dollar. Zum Vergleich: Fortgeschrittene Berufserfahrung bringt im Schnitt sogar rund 64.000 US-Dollar mehr pro Jahr. - Gehaltsangaben oft intransparent:
Nur ein Drittel der Anzeigen enthielt Angaben zum Gehalt. Diese reichen von Einstiegsgehältern um 16.000 $ bis zu über 300.000 $ jährlich für Senior-Positionen bei CNN oder Yahoo. Dabei zeigen sich klare Zusammenhänge zwischen Gehalt, Erfahrung und spezifischen digitalen Skills. - Diversität: Vorreiter in Australien und den USA:
Während in den USA und Australien viele Jobanzeigen explizite Diversitätsbekundungen (z. B. zu Geschlecht, ethnischer Herkunft, Behinderung) enthalten, fehlen solche Hinweise in der Regel in Anzeigen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Fazit:
Digitale Kompetenzen sind längst Voraussetzung für die Arbeit im Journalismus. Gleichzeitig gewinnen datenbezogene Fähigkeiten und KI-Wissen an Relevanz. Die Unterschiede zwischen Ländern und Medientypen zeigen, wie stark sich journalistische Berufsbilder global ausdifferenzieren – und welche Fähigkeiten für den Einstieg und Aufstieg entscheidend sind.
2021: JKW-Studierende veröffentlichen den ersten "Facets of Journalism"-Report
Während des gesamten Jahres 2021 haben 16 JKW-Masterstudierende gemeinsam mit Prof. Juliane Lischka den ersten "Facets of Journalism"-Report erstellt. Er gibt einen Überblick über Qualifikationsanforderungen, Qualifikationsprofile und Arbeitsbedingungen großer Nachrichtenorganisationen in großen Medienmärkten, um die Facetten journalistischer Fähigkeiten im digitalen Zeitalter zu verstehen. Für diese Studie haben wir 527 Stellenanzeigen von 17 etablierten Rundfunk-, Print- und Online-Medien aus den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland über drei Monate im Sommer und Herbst 2021 gesammelt und analysiert. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Beschäftigungsfähigkeit von Menschen, die im Journalismus arbeiten wollen, und zeigen Implikationen für die Ausbildung der Journalist:innen auf, die die Zukunft des Journalismus mitgestalten werden. Um den vollständigen Bericht herunterzuladen, klicken Sie hier.
Einige der wichtigsten Ergebnisse sind:
- Nachrichtenfachleute benötigen Fähigkeiten in der Nachrichtenerstellung und im Umgang mit digitalen Medien, selbst in strategie- und techniklastigen Positionen.
- Nur einer von vier Nachrichtenprofis muss sich am Publikum orientieren.
- Die Produktion von Inhalten, die Verbreitung von Inhalten und der Aufbau von Dateninfrastrukturen sind drei unterschiedliche Kompetenzbereiche.
- Das Stellenprofil des Redakteurs ist am häufigsten ausgeschrieben, gefolgt von Datenspezialisten.
- Die Gehälter sind nicht transparent, was zu einem Lohngefälle führen kann.
- Ethik am Arbeitsplatz ist häufiger ein Thema in Stellenanzeigen von reinen Online-Nachrichtensendern als in denen klassischer Nachrichtensender.
Innerhalb der USA, des Vereinigten Königreichs und Deutschlands haben wir zwei Nachrichtensender mit der höchsten Reichweite in den Kategorien „Broadcast Legacy“, „Print Legacy“ und „Online-Only“ ausgewählt.
Berufserfahrung, Kommunikationsfähigkeiten und Fachwissen in der Nachrichtenproduktion sind für Nachrichtenprofis entscheidend (Abb. 1.1). Nachrichtenagenturen stellen vielleicht niemanden ein, dem es an digitalen Kenntnissen mangelt, doch Crossmedia- und Social-Media-Kenntnisse sind eher spezielle Fähigkeiten.
In Stellenanzeigen werden nur selten explizite Gehaltsangaben gemacht (Abb. 3.3). Intransparente Gehaltsangaben und ein vager Fachjargon vergrößern das geschlechts- und herkunftsspezifische Lohngefälle und erschweren den Zugang zum Journalismus.
Die Autoren des ersten Berichts "Facetten des Journalismus" sind Anna Kustermann, Vivien Ulm, Jelka Weyland, Duc Hai Le, Philine Klinger, Greta Kaiser, Leopold Pelizaeus, Jonas Freudenhammer, Lara Betz, Angela Nguyen, Mara Haber, Tabea Kirchner, Friederike Deichsler, Jonathan Deupmann, Annika Schultz, Hristo Lolovski, Nadja Schaetz, Laura Laugwitz & Juliane A. Lischka.
- Dauer: 2021 - present
- Projektleitung: Prof. Dr. Juliane A. Lischka