Neue Analyse zur Parteiidentifikation im Altersverlauf mit Hamburg-BUS-Daten vorgelegt
2. August 2019
Anhand von Daten aus der „Hamburger Bürgerumfrage der Sozialwissenschaften“ (Hamburg-BUS) aus dem Jahr 2016 können Muster der Sozialisation der Wähler unterschiedlicher Parteien abgeleitet werden. Dr. Kamil Marcinkiewicz (Fachbereich Sozialwissenschaften) leistet dies in einem Beitrag des nun in der Reihe „Wahlen und politische Einstellungen“ erschienenen Werks „Identität – Identifikation – Ideologie“.
Nach bisherigem Forschungsstand ist gerade bei älteren Menschen eine (längerfristige) Bindung an eine Partei ist zu beobachten. In der Wahlforschung gilt diese (neben Themen und Persönlichkeitsprofilen der Kandidaten) als ein wesentlicher Indikator für das Stimmverhalten bei Wahlen. Unklarer ist jedoch, wie stark sich dieser Alterstrend zwischen den Parteien unterscheidet.
Von Relevanz ist die Verwendung Hamburger Daten in Ergänzung zu deutschlandweiten Stichproben deshalb, da hier ausreichend große Wählergruppen der SPD untersucht werden können, was belastbare Aussagen über deren Komposition ermöglicht. Zudem bildet die relative Dominanz der SPD einen „stabilen Kontext, in dem sich zwischenparteiliche Differenzen besonders gut erforschen lassen“ (S.58). Ein zweites wesentliches Interesse liegt in der Unterstützung der Partei „Die GRÜNEN“ als Beispiel für eine junge Partei der „Neuen Politik“, die bei älteren Wählern annahmegemäß weniger Anklang findet. Zur Analyse des Zusammenhanges zwischen Alter und Parteiidentifikation wird die Fractional-Logit-Methode (FLR) herangezogen.
Die empirische Analyse bestätigt die Existenz eines positiven Zusammenhangs zwischen dem Alter und der Parteibindung, der bereits in anderen Kontexten belegt werden konnte: So nimmt der Anteil der Befragten mit einer spezifischen Parteineigung pro Lebensjahrzehnt um durchschnittlich drei Prozentpunkte zu.
Es wird überdies gezeigt, dass sich jedoch die Form und die Stärke der Alterseffekte zwischen den Parteien unterscheiden. Am stärksten ist die altersbedingte Zunahme der Parteiidentifikation bei der SPD, schwächer bei der CDU ausgeprägt. Die Parteiidentifikation mit den GRÜNEN nimmt mit zunehmendem Alter demgegenüber ab. Diese Differenzen können auf die Gründungszeitpunkte der Parteien und ihre Position im Parteiensystem zurückgeführt werden. Die langjährige Dominanz der SPD in Hamburg führt zu einer Sozialisation älterer Wähler, die sich in den Daten durch eine vergleichsweise starke Verbundenheit zur SPD ausdrückt. Die Opposition sowie junge Parteien können diesen - in Stimmanteile realisierbaren - komparativen Vorteil nicht vorweisen.
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