Mediennutzung, Klimaschutz und Wohnsituation in Hamburg
22. März 2019
Im ersten Quartal 2019 befragte das WiSo-Forschungslabor die Hamburger Bevölkerung zu ihrem Verhalten in der Mediennutzung und im Klimaschutz, sowie zur eigenen Wohnsituation und ihrer Wahrnehmung von Obdachlosigkeit in der Freien und Hansestadt.
Öffentlich-rechtliches Fernsehen beliebteste Informationsquelle in Hamburg
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist die von Hamburgerinnen und Hamburgern am häufigsten genutzte Quelle für Informationen über das aktuelle Geschehen: 81 % geben an, Programme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mindestens mehrmals in der Woche bis fast täglich für Informationen zum aktuellen Geschehen zu nutzen. Für 37 % stellt es zugleich die wichtigste Informationsquelle dar. Ähnlich häufig genutzt wird nur noch das Radio. Hier geben 73 % der Hamburgerinnen und Hamburger an, mindestens mehrmals wöchentlich Radio zu hören, um Informationen über das aktuelle Geschehen zu erhalten.
In der Häufigkeit der Nutzung liegen überregionale Zeitungen (41 %) und regionale Tageszeitungen (39 %) mit mindestens mehrmaliger wöchentlicher bis fast täglicher Nutzung in etwa gleichauf mit Internet-Suchmaschinen: 43 % der Hamburgerinnen und Hamburger nutzen Suchmaschinen mindestens mehrmals in der Woche bis fast täglich, um Informationen zum aktuellen Geschehen zu erhalten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genießen das größte Vertrauen der Hamburger Bevölkerung
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genießen das größte Vertrauen der Hamburger Bevölkrung, wenn es um die Richtigkeit von Informationen zum aktuellen Geschehen geht: 71 % geben an, dass sie diesen Informationen eher oder voll und ganz vertrauen, während lediglich 3 % eher nicht oder überhaupt nicht vertrauen. Am wenigsten vertrauen die Hamburgerinnen und Hamburger auf die Richtigkeit von Informationen, wenn diese von Politikerinnen und Politikern stammen: 29 % vertrauen eher nicht oder überhaupt nicht auf die Richtigkeit dieser Informationen.
Hamburger Bevölkerung bereit, privaten Energieverbrauch für Klimaschutz einzuschränken
Die höchste Bereitschaft sich dem Klima zuliebe einzuschränken, zeigt sich beim privaten Energieverbrauch zuhause: 26% der Befragten geben an, dass sie sich in diesem Bereich immer einschränken, 40% oft, 24% manchmal und 10% nie. Etwas weniger Befragte geben an, sich beim Einkauf von Lebensmitteln (wie zum Beispiel Südfrüchten oder Fleisch) und bei Autofahrten dem Klimaschutz zuliebe einzuschränken.
Klimaschutz für Wahlentscheidung relevant
Insgesamt geben 48% der Befragten an, zuhause Ökostrom zu beziehen. Der größte Anteil an Ökostrombeziehenden ist unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen (75%) und der Linkspartei (71%) zu finden. Unter den Wählerinnen und Wählern der anderen Parteien ist der Anteil niedriger: Bei den FDP-Wählenden sind es 50%, bei den SPD-Wählenden 37% und bei den CDU-Wählenden 28%. Am geringsten ist der Anteil bei den Wählerinnen und Wählern der AfD mit 8%.
Es zeigt sich, dass der Klimaschutz für die Befragten bei der letzten Bundestagswahl insgesamt eine wichtige Rolle gespielt hat: 64% der Befragten geben an, dass der Klimaschutz für ihre Wahlentscheidung sehr wichtig oder eher wichtig war.
Die höchste Relevanz für die Wahlentscheidung bei der letzten Bundestagswahl hatte der Klimaschutz für die Wählerinnen und Wähler der Grünen und der Linkspartei: Für 94% bzw. 90% von ihnen war der Klimaschutz sehr wichtig / eher wichtig für die Wahlentscheidung. Bei den Wählerinnen und Wählern von SPD, CDU und FDP liegt der Anteil mit 57%, 49% und 48% deutlich niedriger. Am niedrigsten ist der Anteil bei den Wählerinnen und Wählern der AfD mit 13%.
Wunschstadtteile der Hamburgerinnen und Hamburger: Nördliches Elbufer und Zentrum
Gefragt wurde, in welchem Stadtteil die Hamburger und Hamburgerinnen gerne wohnen würden. 63% gaben an, bereits in dem Stadtteil zu wohnen, in dem sie am liebsten wohnen möchten. Bei der Nennung von Wunschstadtteilen zeigen sich aber trotzdem deutliche Unterschiede. Gemessen an der Bevölkerungszahl wurden die Stadtteile am nördlichen Elbufer und im Zentrum am häufigsten als Wunschstadtteile genannt. Selten wurden dagegen Stadtteile im nordwestlichen Stadtgebiet und östlich des Zentrums genannt.
Vor allem in beliebten Wohngegenden gestaltet sich die Wohnungssuche als schwierig
Der Aussage, dass es schwierig wäre, bei einem Umzug in der eigenen Wohngegend eine passende Wohnung zu finden, stimmen 46 % der Befragten voll und ganz sowie 20 % eher zu. Besonders hoch ist dieser Anteil im Zentrum, aber auch südlich der Elbe. Wie die Tabelle oben zeigt, ist es aber nur in geringerem Maße die Beliebtheit der Stadtteile, die dazu führt, Schwierigkeiten bei einer möglichen Wohnungssuche zu erwarten. Größer sind die Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern. Und sehr deutlich unterscheidet sich die Einschätzung der Schwierigkeit nach dem Einkommen. Bei einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.250 Euro stimmen der Aussage 82 % zu, während dies in der höchsten Einkommensgruppe nur für 24% der Befragten zutrifft.
Die meisten Hamburgerinnen und Hamburger sind sich ihrer langfristigen Wohnsituation sicher
Gegenüber der häufig erwarteten Schwierigkeit, bei einem möglichen Umzug keine passende Wohnung zu finden, ist bei Mietern die Befürchtung einer Wohnungskündigung bzw. bei Eigentümern die Befürchtung, sich die Wohnung nicht mehr leisten zu können, nicht sehr weit verbreitet. 6 % der Mieter stimmen der Aussage, dass sie eine Kündigung befürchten, eher oder voll und ganz zu. 3 % der Eigentümer stimmen eher oder voll und ganz zu, dass sie befürchten, sich irgendwann ihre Wohnung nicht mehr leisten zu können.
Mehrheit der Befragten nimmt eine Zunahme der Obdachlosigkeit in Hamburg wahr
Neben der eigenen Wohnsituation wurde auch nach der Wahrnehmung von Obdachlosigkeit gefragt. Ein Großteil der Hamburger und Hamburgerinnen nimmt eine Zunahme der Obdachlosigkeit wahr. Nur 3 % meinen, die Obdachlosigkeit habe abgenommen. 23 % sagen, dass das Ausmaß der Obdachlosigkeit gleichgeblieben sei. Weitere Analysen zeigen, dass die Wahrnehmung einer Zunahme der Obdachlosigkeit über unterschiedliche Bevölkerungsgruppe hinweg breit geteilt wird. Es gibt aber auch Gruppen, bei denen die Wahrnehmung eines starken Anstiegs besonders ausgeprägt ist. Dies sind beispielsweise ältere Personen und Personen, die in ihrem eigenen Wohnviertel häufig Obdachlosen begegnen.
Studieninformationen
Grundgesamtheit: | Hamburger Bevölkerung ab 16 Jahren |
Stichprobe: | Repräsentative Zufallsauswahl von Festnetznummern nach dem Gabler-Häder-Design |
Erhebungsverfahren: | Computergestützte Telefoninterviews (CATI) |
Fallzahl: | 1069 Befragte |
Ausschöpfungsrate (AAPOR): |
29,8 % |
Erhebungszeitraum: | 09. Januar bis 02. März 2019 |
Vertrauensintervalle: |
Die Anteilswerte liegen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 %: |
Erhebungsinstitut: | Forschungslabor der Fakultät für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg |