Einführung in die Genderforschung
Foto: Sarah Brockmann
Im Alltagsdenken ist die Einteilung von Menschen in Frauen und Männer eine ‚natürliche‘ Tatsache. Demgegenüber wird in geschlechtertheoretischen Perspektiven Geschlecht als genuin soziales Phänomen gefasst: Geschlecht wird als soziokulturell und interaktiv hergestelltes Phänomen und als gesellschaftliches Ordnungsprinzip verstanden. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht die kontrovers diskutierte Frage, wie Geschlecht in unserer Gesellschaft (nicht) hergestellt, zugeschrieben und institutionell abgesichert wird. Der soziologische Blick auf die Praxis der Geschlechterunterscheidung ermöglicht ein umfassendes Verstehen und Erklären von Persistenzen und Wandel von Geschlechterungleichheiten.
Die Veranstaltung gibt einen Überblick über Themen der soziologischen Geschlechterforschung. Dazu werden in einem ersten Teil verschiedene theoretische Ansätze entlang ‚klassischer‘ Texte vorgestellt und innerhalb der Veranstaltung vertiefend diskutiert. Im zweiten Teil werden mit den erlernten theoretischen Perspektiven zentrale Themenfelder der Geschlechterforschung bearbeitet. Dazu werden soziale Phänomene und Probleme mit Blick auf Geschlechterdifferenzierungen und Geschlechterungleichheit anhand empirischer Untersuchungen diskutiert, u.a. in den Feldern Arbeit, Bildung, Arbeitsmarkt, Organisation, Globalisierung sowie Elternschaft und Familie. In kleinen studentischen Forschungsprojekten werden problemorientiert Geschlechterungleichheiten analysiert, kritisch reflektiert und Gestaltungsmöglichkeiten diskutiert.
'Flipped Gender' integriert digitale Wissensvermittlung und forschendes Lernen in der jährlichen Pflichtveranstaltung ‚Einführung in die Genderforschung‘ im interdisziplinären BA Sozialökonomie. Studierende erarbeiten sich das Grundlagenwissen selbstständig mittels digitaler Lerneinheiten aus Texten und kontextualisierenden Lehrvideos. Entstehende Freiräume in der Präsenzphase werden zur Wissensvertiefung in einem flipped-classroom und zur Wissensanwendung durch forschendes Lernen genutzt. Digitale und Präsenzphasen sind mit Leitfragen vor sowie in der Präsenzphase mit Mehrfachauswahl- und offenen Fragen verzahnt. Das erworbene Wissen erproben die Studierenden in ‚Expertengruppen‘ in kleinen Projekten zu Geschlechterungleichheiten im Bereich Arbeit, Organisation und Familie. Ziel ist eine nachhaltige Wissensaneignung, reflektierte Anwendung von Theorien und Methoden der Geschlechterforschung und die erkenntnisbringende Integration von fachlichen und lebensweltlichen Perspektiven.
Für die Vorlesung "Einführung in die Genderforschung" im Sommersemesters 2021 wurde Prof. Dr. Almut Peukert der Hamburger Lehrpreis für herausragende Lehre, innovative Lehrmethoden und Vermittlungskonzepte 2021 verliehen (siehe hierzu unter Aktuelles [Link]). Das E-Learning-Büro der WiSo-Fakultät hat anlässlich dieser Auszeichnung das Lehrkonzept der Vorlesung in einem ausführlichen Blogbeitrag [Link] vorgestellt. Ein Interview zum Lehrpreis, zu den Gender Studies in Hamburg sowie zu weiteren Projekten von Almut Peukert findet sich auf der Webseite des Zentrum Gender & Diversity [Link].