Hajo Seppelt spricht mit JKW-Studierenden über Ethik im Sportjournalismus
20. Januar 2020

Foto: Paul Meerkamp
Prominenter Besuch im Seminar "Medienethik": Der investigative Sportjournalist Hajo Seppelt berichtet über seine Arbeit in der ARD-Dopingredaktion.
„Gegenwind ist typisch im Zusammenhang mit dem, was wir machen.“ So charakterisiert der preisgekrönte Journalist Hajo Seppelt die Arbeit in der Dopingredaktion der ARD. Man erwarte nach vielen Recherchen rechtliche Schritte. Einen eindrücklichen Einblick in die Arbeit als investigativer Sportjournalist gab Seppelt den Studierenden der Journalistik und Kommunikationswissenschaft als Gast im Seminar „Medienethik“ von Professor Volker Lilienthal.
Einige Tage zuvor war Seppelts Dokumentation „Geheimsache Doping - der Herr der Heber“ in der ARD ausgestrahlt worden, in der sein Team einen Doping-Skandal im GewichtheberInnen-Weltverband aufdeckte. Während der Produktion eines solchen Films stehe man immer wieder vor ethischen Fragen, so Seppelt. In einem mit versteckter Kamera gefilmten Interview etwa hatte eine Star-Gewichtheberin Doping zugegeben – hätte man ihr Gesicht unkenntlich machen sollen? Die Redaktion habe sich dagegen entschieden: „Wir hätten sonst sportliches Unrecht gedeckt.“ Jetzt könnte die Sportlerin ihre olympische Bronze-Medaille verlieren.
Vom Papier ins Fernsehen
Die zentrale Herausforderung sei es in seinem Metier oft, eine investigative Geschichte die „hauptsächlich aus Papier besteht“ ins Fernsehen zu bringen. Schließlich müssten die Enthüllungen der Dopingredaktion auch für die Zuschauenden anschaulich sein. Teilen des Sportjournalismus wirft Seppelt allerdings vor, zu wenig kritische Distanz zum Gegenstand ihrer Berichterstattung zu haben. Mit den Masterstudierenden diskutierte er engagiert darüber, ob Ex-SportlerInnen oder leidenschaftliche Sportfans die idealen SportjournalistInnen sind oder eben nicht.
Doch auch unter KollegInnen der tagesaktuellen Sportberichterstattung trifft die Arbeit seiner Dopingredaktion mitunter auf Vorbehalte. „Das, was wir machen, ist nicht jedermanns Sache, vor zehn Jahren galten wir bei manchen sogar als Spielverderber“, sagt Seppelt. Heute sei das aber nicht mehr so, das Team sei inzwischen in Deutschland und international in der Regel respektiert, bei manchen gar gefürchtet. Und auch wenn die investigative Arbeit nur einen kleinen Teil der Sportberichterstattung insgesamt ausmache, sei die Wirkung groß: „Auch wenig Sendezeit kann viel bewirken.“
Today, attending a guest lecture with @hajoseppelt on sports journalism and ethics, chaired by @LilienthalV at University of Hamburg. Thanks for invitation!
— Thomas Horky (@thomashorky) January 16, 2020