Society Research
Neues CGG Projekt: Armut über Generationen
14 June 2017

Photo: pixelio
Neues CGG Projekt: Armut über Generationen
Warum sind die Kinder von armen Menschen im Erwachsenenalter oft ebenfalls arm? Warum sind davon häufig Menschen mit Migrationshintergrund betroffen? Warum gelingt es manchen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?
Dass sich Armut ‚vererben‘ kann, ist bekannt. Durch welche Mechanismen und unter welchen Bedingungen dies geschieht und vor allem, wann es nicht geschieht, ist bisher aber weitgehend unklar. Um die Weitergabe von Armut verhindern zu können, ist gerade die Ermittlung dieser Faktoren wichtig. Dieser Aufgabe stellt sich das DFG-Projekt „Armut über Generationen“, das Anfang des Jahres am CGG gestartet ist.
Repräsentative Daten und individuelle Erfahrungen
Unter Leitung von Prof. Dr. Petra Böhnke, Professorin für Soziologie, insbesondere für Sozialen Wandel, an der Universität Hamburg, werden in den nächsten drei Jahren qualitative und quantitative empirische Analysen durchgeführt. Sie werden die Bereiche Familie, soziale Netzwerke und sozialräumliche Kontexte von Personen, die von Armut betroffen sind, untersuchen und über deren Zusammenhänge und Rolle für die Lebenschancen der betroffenen Kinder im Erwachsenenalter Auskunft geben. Da trotz verbesserter Lebenslagen immer noch Personen mit Migrationsgeschichte besonders häufig arm sind, werden die Hintergründe für die Weitergabe von Armut bei Personen mit und ohne Migrationsgeschichte vergleichend betrachtet.
Dazu werden im empirisch quantitativ ausgerichteten Teilprojekt von Dr. Marion Fischer-Neumann Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) ausgewertet. Beides sind repräsentative Datenerhebungen, die seit 1983 (SOEP) bzw. 2008 (pairfam) wiederholt Befragungen in deutschen Haushalten vornehmen und dadurch langfristige Trends u. a. zur Einkommenssituation und zu Lebenslagen von Familien nachvollziehbar machen. In einem zweiten Teilprojekt führt Dipl.-Päd. Janina Zölch eine qualitative Untersuchung durch: Sie erhebt lebensgeschichtliche Interviews mit von Armut betroffenen Familien mit und ohne Migrationshintergrund und möchte deren individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen herausfiltern. Bei beiden Teilprojekten geht es um das Aufwachsen in Armut und die Rolle der Familie sowie um Unterstützung aus sozialen Netzwerken. Auch die Wohnsituation und Angebote innerhalb des Stadtteils und durch Institutionen (Schule, Jobcenter, Tafeln etc.) sind von Interesse.
Inhaltlicher und methodologischer Anspruch
Das Besondere an dem Projekt „Armut über Generationen“ ist die Verknüpfung zweier methodischer Ansätze. Während Marion Fischer-Neumann in dem quantitativen Teilprojekt bereits erhobene bevölkerungsrepräsentative Daten hypothesengeleitet untersucht, lässt sich Janina Zölch im qualitativen Teil vom Material und den individuellen Lebensgeschichten leiten. Die Verknüpfung beider Ansätze verspricht nicht nur eine Steigerung des inhaltlichen Ertrags des Projekts, sondern will auch einen Beitrag zur Theoriegenerierung und Methodenentwicklung leisten. Die vergleichende Untersuchung von betroffenen Familien mit und ohne Migrationshintergrund soll dabei auf armuts- oder resilienzrelevante institutionelle, kulturelle und soziale Unterschiede aufmerksam machen.
Wenn Sie das Projekt unterstützen möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie die hier zu findende Information an Personen, die für die Untersuchung in Frage kommen, oder an Institutionen, die bei der Suche nach Interviewpartnern behilflich sein können, weitergeben würden. Vielen Dank!