Wirtschaftliche Betroffenheit durch die COVID-19 Pandemie: Objektive Veränderungen und subjektive Bewertung im Vergleich zu Referenzgruppen (COVREF)
COVID-19 Pandemie: Objektive Veränderungen und subjektive Bewertung im Vergleich zu Referenzgruppen (COVREF)
Das DFG-geförderte Projekt betrachtet die individuelle Betroffenheit durch die COVID-19 Pandemie in Deutschland aus objektiver und subjektiver Perspektive. Neben objektiven Veränderungen im Bereich der Erwerbstätigkeit und des Einkommens untersuchen wir insbesondere die subjektive Bewertung unter Berücksichtigung der eigenen Position im Vergleich zu Referenzgruppen. Wir gehen der Frage nach, ob das objektiv erfahrene oder eher das wahrgenommene Ausmaß an wirtschaftlicher Betroffenheit bzw. das Zusammenwirken von beidem, die Sicht auf die Auswirkungen der Pandemie prägen. Konkret zielt das Vorhaben auf zwei Fragen: 1. Welchen Einfluss haben objektiv erfassbare Faktoren wie Erkrankungen, Arbeitsplatz- und Einkommensverluste im Zuge der COVID-19 Pandemie auf die subjektive Bewertung der wirtschaftlichen Betroffenheit und die Wahrnehmung der eigenen Einkommensposition? 2. Welche Rolle spielen Vergleiche mit Referenzgruppen bzw. -punkten für die Wahrnehmung und Bewertung der wirtschaftlichen Betroffenheit?
Dauer: 2022-2024
Projektleitung: Henning Lohmann
Drittmittelgeber: DFG
Publikationen
Lohmann, H., Wang, H. & Eggers, N. Socio-Economic Status, Comparisons of Subjective Affectedness and Life Satisfaction During the COVID-19 Pandemic in Germany. Soc Indic Res (2025). https://doi.org/10.1007/s11205-025-03623-9
Wang, H., Navigating Subjective Socioeconomic Insecurity in Times of Crisis An Interplay of Social Status, Crisis Experiences and Perceptions. SozW Soziale Welt (2024), 379 - 407. doi.org/10.5771/0038-6073-2024-4-379
Im Kontext des Projektes erschienen:
Lohmann, H., Wang, H. How did welfare attitudes change during the COVID-19 pandemic in Germany? An empirical analysis using panel data. Zeitschrift für Sozialreform, vol. 68, no. 1, (2022), 118-149. https://doi.org/10.1515/zsr-2022-0006
Dissertationen und Abschlussarbeiten
Wang, H. Understanding Socioeconomic Perceptions and Expectations for European Social Policy (2024). https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11308[HL1] (im Rahmen des Projektes abgeschlossen). https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/11308
Im Rahmen dieser Dissertation wurde die Perspektive der Europäer:innen hinsichtlich ihrer Erwartungen an die europäische Sozialpolitik untersucht. Dabei wurde der Fokus auf die Einstellungen zur Einkommensungleichheit innerhalb der EU sowie auf die Einstellungen zu potenziellen sozialpolitischen Maßnahmen auf EU-Ebene gelegt. In der früheren Forschung wurde anhand des Ansatzes des wirtschaftlichen Eigeninteresses untersucht, inwiefern die Einstellungen zur europäischen (sozialen) Integration mit dem individuellen objektiven sozioökonomischen Status und den kontextuellen Faktoren zusammenhängen. Die vorliegende Dissertation baute auf der genannten Forschung auf, betonte jedoch den subjektiven Kern des wirtschaftlichen Eigeninteresses. Der Ausgangspunkt ist, dass nicht die objektiven individuellen und nationalen sozioökonomischen Situationen, sondern die individuellen Wahrnehmungen dieser Situationen die Einstellungen direkt beeinflussen. Es ist wichtig, die Rolle der sozioökonomischen Wahrnehmungen zu berücksichtigen, da Individuen oft Wahrnehmungen aufweisen, die erheblich von dem objektiven Kontext abweichen. Im Rahmen dieser Dissertation wurden vier empirische Studien durchgeführt, um zu untersuchen, wie die Europäer:innen ihre Wahrnehmungen der nationalen und persönlichen sozioökonomischen Situationen gestalten und inwieweit diese Wahrnehmungen ihre Einstellungen zur Ungleichheit und Sozialpolitik auf EU-Ebene beeinflussen. Des Weiteren wurde die Entstehung von Wahrnehmungen individueller Zukunftsperspektiven im Kontext subjektiver sozioökonomischer Unsicherheit in Krisenzeiten untersucht. Die empirischen Analysen basierten auf einer Reihe von Primär- und Sekundärdaten, darunter länderübergreifende, experimentelle und längsschnittliche Umfragedaten sowie kontextbezogene Daten. Eine Vielzahl von Methoden wurde verwendet, einschließlich Mehrebenen-, experimenteller und Panelanalysen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine signifikante Diskrepanz zwischen den objektiven sozioökonomischen Situationen und der individuellen Wahrnehmungen dieser Situationen besteht. Dazu zählen die Wahrnehmungen der persönlichen relativen Einkommensposition sowie des nationalen Kontextes bezüglich der Arbeitslosigkeit und des Lebensstandards der Arbeitslosen im Land. Es wird festgestellt, dass beide Arten von Wahrnehmungen über die Länder hinweg einen Einfluss auf die Einstellungen haben. Je negativer die Wahrnehmung, desto stärker die Abneigung gegen Einkommensungleichheit in der EU sowie die Unterstützung für Sozialpolitik auf EU-Ebene. Diese Ergebnisse liefern starke Belege für den subjektiven Kern des wirtschaftlichen Eigeninteresses, der für ein umfassendes Verständnis der Erwartungen der Europäer:innen an die europäische Sozialpolitik von entscheidender Bedeutung ist. Des Weiteren demonstriert diese Dissertation, dass Individuen mit einem niedrigen sozialen Status, insbesondere diejenigen, die sich selbst am unteren Ende der Gesellschaft sehen, dazu neigen, sich in Krisenzeiten eine zunehmende Unsicherheit hinsichtlich ihrer zukünftigen sozioökonomischen Situation zu verspüren. Dies sollte in zukünftigen Debatten über die Ausgestaltung der europäischen Sozialpolitik berücksichtigt werden, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten und anhaltenden Krisen, mit denen die EU konfrontiert ist.
Eggers, Nico (2023): Wie wirkt sich wiederholte Befragung auf das Antwortverhalten von Befragten aus? Eine empirische Untersuchung mit Paneldaten, Abschlussarbeit im BA Sozialökonomie, WiSo Fakultät, Universität Hamburg.
Forschungsdaten
Beblo, M., Jäger, J., Lohmann, H., Sattler-Bublitz, E., & Wang, H. (2024). SOECBIAS-COVREF Data Set (Version 2.0.0) [Data set]. GESIS, Köln. https://doi.org/10.7802/2772
Workshop „Unsicherheit und Ungleichheit: Sozioökonomische Konsequenzen der COVID-19 Pandemie“ am 01. Dezember 2023
Am 01. Dezember 2023 hat der Workshop „Unsicherheit und Ungleichheit: Sozioökonomische Konsequenzen der COVID-19 Pandemie“ stattgefunden.
Das Programm zum Workshop finden Sie hier: [PDF]
- Projektleitung: Henning Lohmann