Lehre
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write."
(H. G. Wells)
Moderne Gesellschaften sind mehr denn je vom intelligenten Umgang mit Daten unterschiedlichster Form geprägt. Was wir über die Gesellschaft wissen basiert zum großen Teil auf der intelligenten Interpretation von Daten. Der Großteil von Entscheidungen, seien sie privater, wirtschaftlicher oder politischer Art, wird heute nicht mehr ohne einen Mindestbezug auf Daten getroffen. Dabei ist weder ohne weiteres klar, was Daten sind, noch immer eindeutig, wie sie zustande kommen, geschweige denn offensichtlich, wie sie auszuwerten und zu interpretieren sind. Für Sozialwissenschaftler gehört die aufgeklärte Nutzung, die umsichtige Produktion und die reflektierte Interpretation von Daten unabhängig von ihrem konkreten Aufgabenfeld zum Arbeitsalltag. Das gilt natürlich auch für Studierende der Sozialwissenschaften.
Die Methodenausbildung hat daher zunächst den Anspruch, auf eine "methodische Alphabetisierung" der Studierenden hinzuwirken, also eine methodische und statistische „literacy“ der Absolventen zu erzeugen. Um dieses Ziel zu erreichen, enthält die Methodenausbildung folgende Kernkomponenten:
- die Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie sowie des Forschungsablaufes und dessen einzelner Schritte;
- die Vermittlung von Grundkenntnissen ausgewählter Erhebungsmethoden;
- die Vermittlung von Grundkenntnissen quantitativer und qualitativer Analyseverfahren;
- die Möglichkeit des Erwerbs eigener, wenn auch notwendigerweise eingeschränkter, praktischer Erfahrungen mit empirischer Sozialforschung.
Möglichkeiten und Probleme empirischer Forschung werden im Bereich der Erhebungsmethoden zunächst durch eine ausführliche Diskussion offener und standardisierter Befragungsmethoden erarbeitet. Die umfassende Auseinandersetzung mit Befragungstechniken verstehen wir dabei auch als unmittelbar berufsqualifizierende Ausbildungselemente, weil gerade die Befragung heute in allen Bereichen der Gesellschaft ein zentrales Mittel zur Erzeugung von Daten darstellt.
Genau so wichtig wie die Auseinandersetzung mit Methoden der Datenerhebung ist aber auch die Einführung in Methoden der Datenanalyse und –interpretation. Nicht nur die universitäre empirische Forschung, sondern auch Expertisen oder Gutachten, auf die man in universitätsfernen Berufsfeldern stößt, machen ganz überwiegend Gebrauch zumindest von einfachen statistischen Prozeduren. Deren textliche Auswertung kann man nicht verstehen, und schon gar nicht kompetent interpretieren und beurteilen, wenn man nicht einige grundlegende Konzepte der deskriptiven und schließenden Statistik beherrscht. Gleichermaßen wichtig ist aber auch die Auseinandersetzung mit interpretierenden Verfahren der Auseinandersetzung mit Daten, seien diese nun durch Textanalyse, Tiefeninterviews oder teilnehmende Beobachtung zustande gekommen.
Die in den Methodenkursen im engeren Sinne erfolgende Grundlagenausbildung wird ergänzt durch inhaltlich orientierte Seminare, die die eigenständige Auseinandersetzung mit empirischem Material zum Kernbestandteil des Kursprogrammes machen, also über die rein lesende Auseinandersetzung mit den Ergebnissen empirischer Forschung hinaus gehen.
Um ein umfassendes Angebot in der Methodenausbildung gewährleisten zu können, erfolgt die Methodenausbildung in den Studiengängen der Politikwissenschaft gemeinsam mit den Studiengängen der Soziologie in der sogenannten integrierten Methodenausbildung (IMA). Auf diese Weise wird gewährleistet, dass alle Studierenden in ausreichendem Umfang sowie ausreichender Breite und Tiefe die Möglichkeit erhalten, sich mit den Methoden der empirischen Sozialforschung auseinanderzusetzen.