Forschungsschwerpunkte
Im digitalen Zeitalter wandelt sich politische Kommunikation tagtäglich: Wir interessieren uns insbesondere für drei Veränderungsprozesse politischer Öffentlichkeit - Transnationalisierung, Individualisierung und Entertainisierung – und welche Auswirkungen sie auf die Inhalte, Rezeption und Wirkung politischer Kommunikation haben.
- Transnationalisierung politischer Kommunikation
Aufgrund globaler Problemlagen (Klimawandel, Wirtschaftskrise, Flüchtlingsströme etc.) und der Verlagerung politischer Kompetenzen auf die transnationale Ebene verändert sich politische Kommunikation grundlegend: Auch wenn politische Probleme weiterhin überwiegend in Medien nationaler Reichweite und damit vor einem nationalen Publikum erörtert werden, geschieht dies zunehmend unter Bezugnahme auf Akteure aus anderen Ländern, auf inter-/transnationale Institutionen sowie auf länderübergreifende Problem- und Solidargemeinschaften. Unser Ziel ist es, diese Veränderungen in den Inhalten politischer Kommunikation zu dokumentieren, zu erklären und zu überprüfen, inwieweit sich darüber auch die Wahrnehmung politischer Problemlagen in der Bevölkerung verschiebt. (Siehe auch das Projekt: Transnationale politische Öffentlichkeit? Eine empirische Untersuchung von Printmedienberichterstattung und Internetkommunikation am Beispiel der Klimapolitik)
- Individualisierung politischer Kommunikation
Die kontinuierliche Zersplitterung des Medienangebots, insbesondere im Internet, führt zwar nicht zwangsläufig zu einer weitreichenden Fragmentierung des Publikums oder der rezipierten Inhalte. Trotzdem gilt es zu überprüfen, wie sich die Rezeption politischer Inhalte durch die Individualisierung des Medienangebots verändert, und inwieweit sich Anzeichen für eine Polarisierung der rezipierten Inhalte und Einstellungen oder aber für eine Abkoppelung der Bürgerinnen und Bürger von der politischen Öffentlichkeit finden lassen.(Projekte zu Fragmentierung und Polarisierung durch Online-Nachrichten im Wahlkampf / New information intermediaries as gatekeeper / Bürgerliche Normen und Informationsrepertoires in der Schweiz)
- Entertainisierung politischer Kommunikation
Unterhaltung und Politik sind keinesfalls zwei voneinander getrennte Phänomene: Politische Akteure ebenso wie Journalistinnen und Journalisten setzen auf Unterhaltung, um mehr Menschen zu erreichen. Mediale Unterhaltungsangebote klammern politische Themen und Akteure keineswegs aus. Und für die Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien sind Politik und Unterhaltung sowieso längst in einem Newsstream verschmolzen. Aber wie wirkt sich das auf die Rezeption und Wirkung der politischen Inhalte aus?
( Projekte hierzu: Der Beitrag politischer Satire zur politischen Öffentlichkeit am Beispiel der Heute Show / Rezeption und Wirkung politischer Informationen als Teil des Social Media Newsstream / Erfolgreiche Kommunikationsstile von politischen Akteuren im Schweizer Wahlkampf in sozialen Netzwerkplattformen)
- Methoden der Textanalyse
In der fragmentierten Nachrichtenumgebung von heute kann sich die Kommunikationswissenschaft nicht mehr auf die Analyse einiger zentraler “Schlüsselmedien” beschränken, sondern muss in der Lage sein, die Inhalte politischer Kommunikation in einer stetig wachsenden Zahl von Nachrichtenorganen, Onlinequellen und sozialen Medien-Plattformen zu erfassen. Um das zu ermöglichen, wird eine Infrastruktur zur Analyse vielfältiger politischer Kommunikationsinhalte auf verschiedensten Plattformen entwickelt. (Projekt: Semi-automatische Inhaltsanalyse zentraler kommunikationswissenschaftlicher Konzepte innerhalb der Wahlberichterstattung)