soziale Innovation (ROSI)
Transferforschung: Soziale Innovation für nachhaltige Entwicklung"Meine Vision ist, dass jede:r Studierende einmal im Studienverlauf in einem Kooperationsprojekt erfährt, welchen gesellschaftlichen Beitrag man mit dem eigenen Fachwissen und erlernten Kompetenzen leisten kann."
28. März 2024

Foto: ROSI
Laura Adam erzählt im Interview über ihr Verständnis von Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung, erklärt warum das ROSI eine Nachhaltigkeitsakteurin ist und wie das alles mit den SDGs zusammenhängt. Wieso sie sich mehr Praxisbezug in der Lehre wünscht und wie das gelingen kann, lesen sie hier.
Liebe Laura, zusätzlich zu deiner Rolle als ROSI-Geschäftsleitung seit 2021, bist Du nun seit einem Jahr auch Referentin für Transfer der WISO-Fakultät. Wie hat sich Dein Tätigkeitsfeld seitdem verändert?
LA: Die Transferaktivitäten an der WISO-Fakultät sind enorm vielfältig. Seit ich Referentin für Transfer bin, konnte ich einige sehr interessante Forschungs- und Lehrprojekte kennenlernen und mich mit anderen transferaktiven Fakultätsmitgliedern austauschen. Diese Vielfalt sichtbar zu machen und zugleich Synergien zu schaffen, sehe ich als meine zentrale Aufgabe als Referentin. Zugleich habe ich natürlich auch immer den „ROSI-Blick“ und schaue, wie wir als zentrale Transferstelle der Fakultät Lehrende und Forschende in ihren Tätigkeiten unterstützen können.
Welches spezifische Transferverständnis verfolgst du mit deiner Arbeit im ROSI?
LA: Wenn wir im ROSI von Transfer sprechen, dann meinen wir zunächst natürlich den Transfer von Wissen und weniger zum Beispiel den Transfer von Technologien. Wissen, das wir benötigen, um den vielen Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen – sei es in Bezug auf Klima, Demokratie oder Demographie – gemeinschaftlich bewältigen zu können. Insbesondere das gemeinschaftliche Erarbeiten von Erkenntnissen ist für uns im ROSI zentral, sodass in erster Linie die Bedarfe unserer gesellschaftlichen Kooperationspartner für unsere Lehr- und Forschungsprojekte im Fokus stehen. Transfer bedeutet für uns demnach ein beidseitiger Erkenntnisprozess, der aber nur gelingen kann, wenn wir die notwendige Übersetzungsarbeit leisten, damit wir alle im Prozess beteiligten Akteur:innen mit an Bord holen.
Warum ist Transfer gerade heute so wichtig?
LA: Ich glaube, wir sehen an den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre, sei es die Corona-Pandemie oder die Klimakrise, dass es nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen mangelnd. Woran meiner Ansicht nach aber eine erfolgreiche Bewältigung der Krisen scheitert, ist eine Übertragung dieses Wissen in die Praxis. Dazu braucht es eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesen komplexen Themen, einen lebhaften Austausch und gemeinsame Visionen. Wissenschaftler:innen können nicht länger aus ihrem „Elfenbeinturm“ heraus die Welt erklären, wenn wir unsere gesellschaftliche Verantwortung als Hochschulen ernst nehmen wollen. Deshalb ist unsere Mission im ROSI, gemeinsam soziale Innovationen voranzutreiben, die eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung ermöglichen. Von diesen Transferaktivitäten profitieren dabei nicht nur unsere Partner außerhalb der Hochschule, sondern auch Forschung und Lehre erhält durch den Praxisbezug einen enormen Mehrwert. Forschende erhalten durch die Transferkooperationen Zugang zu relevanten Forschungsfeldern und Studierende erweitern in den transdisziplinären Projekten ihre Kompetenzen, bilden Kontakte und Netzwerke und erfahren insbesondere den Mehrwert der eigenen Forschungsleistung.
Inwiefern ist das ROSI eine Nachhaltigkeitsakteurin?
LA: Das ROSI leistet auf unterschiedlichen Ebenen einen Beitrag, bestimmte Nachhaltigkeitsziele, wie sie in den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN definiert sind, zu erreichen. Zum einen unterstützen wir durch die Kooperationsprojekte unsere (zivil-)gesellschaftlichen Partner, die anhand der forschungsbasierten Erkenntnisse ihre eigene Arbeit zielorientiert analysieren und hinsichtlich ihres gewünschten Wirkens weiterentwickeln können. Je nach dem Tätigkeitsfeld des Kooperationspartners werden ganz unterschiedliche Nachhaltigkeitsfelder forciert: Sei es unsere Forschungskooperation mit den Hamburger Sporthallen und der Frage nach barrierearmen Zugängen zu den Sportstätten (SDG 3 Gute Gesundheit und Wohlbefinden), mit dem Projekt Plietsche Kinderküche des Vereins SchlauFox zur Frage, wie gesunde und nachhaltige Ernährung an Schulen vermittelt werden kann (SDG 4 Hochwertige Bildung) oder das gemeinsame Forschungsprojekt mit der Hamburger Sozialbehörde und der Frage, wie „gute Arbeit“ unter Hamburger Arbeitnehmer:innen bewertet wird und welche Rahmenbedingungen es dazu in der Zukunft mehr benötigt (SDG 8 Menschenwürdig Arbeit und Wirtschaftswachstum). So tragen wir unmittelbar zur Stärkung (zivil)gesellschaftlicher Institutionen bei, fördern ihre Resilienz und erhöhen dadurch ihren gesellschaftlichen Impact, wie es auch im SDG 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen) definiert wird. Durch unsere vielfältigen und nun schon über Jahre bestehenden Kooperationen in unter anderem Gesellschaft, Politik, Kultur und Bildung leisten wir somit lokal einen Beitrag zu einer sozial nachhaltigen Gesellschaft wie es mit dem SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) angestrebt wird.
Was ist deine Vision fürs ROSI in den nächsten Jahren?
LA: Zunächst hoffe ich natürlich, dass wir die Arbeit im ROSI auch in den nächsten Jahren so erfolgreich fortsetzen können, wie wir es die letzten Jahre getan haben. Dass die Bedarfe in der Gesellschaft da sind, erleben wir tagtäglich in unserer Arbeit und in dem Austausch mit unseren Kooperationspartnern. Daher hoffe ich, dass wir noch mehr Lehrende und Forschende in der Fakultät für unsere Arbeit gewinnen können und einen interdisziplinären Pool an Wissenschaftler:innen mit innovativen Forschungs- und Lehrmethoden weiter aufbauen können. Auch eine breitere strukturelle Verankerung transferorientierter Lehrformate in den Curricula ist ein Ziel. Meine Vision ist, dass jede:r Studierende an der WISO-Fakultät mindestens einmal im Studienverlauf an einem Kooperationsprojekt teilnehmen konnte und so erfährt, welchen gesellschaftlichen Beitrag man mit dem eigenen Fachwissen und erlernten Kompetenzen leisten kann.