soziale Innovation (ROSI)
ROSI Alumni: Vom Forschungsbüro in die Berufspraxis„Das ROSI war für mich ein wegweisender Ort zum Ausprobieren, um Präferenzen und Kompetenzen zu entdecken und auszubauen. Vor allem aber auch ein Ort, um inhaltliche und methodische Skills zu entwickeln, die eben nicht im Studium vermittelt werden."
20. Juni 2024

Foto: ROSI
Florian Grimme erzählt im Interview von seinem Werdegang von der ersten ROSI Zusammenarbeit bis in seine heutige Berufspraxis nach dem Studium und davon, was er dafür aus seiner Mitarbeit in ROSI Kooperationsprojekten sowie der ROSI Geschäftsstelle ziehen konnte.
Lieber Florian, wie bist du eigentlich zum ROSI gekommen? Warum hast du dich dafür entschieden, beim ROSI zu arbeiten?
FG: Ich habe meinen Bachelor in Politikwissenschaft gemacht, daher hat die Tätigkeit im ROSI für mich sowohl inhaltlich als auch thematisch gepasst; vor allem da mein Studium recht theoretisch war und ich so die Inhalte parallel durch meinen Nebenjob praktisch verfestigen konnte.
Zu meiner Stelle im ROSI bin ich dadurch gekommen, dass in meiner Vorlesung „Grundlagen der Politikwissenschaft“ ein:e Tutor:in gesucht wurde. Die Tätigkeit hat mir so gut gefallen, dass ich anschließend ein weiteres Tutorium gegeben habe in der vom ROSI koordinierten Lehrveranstaltung „Grundkurs Methoden der empirischen Sozialforschung“ bei Kea Glaß, die auch lange Zeit Leitung der ROSI Geschäftsstelle war.
In der Zeit habe ich erschrocken festgestellt, dass bald mein Pflichtpraktikum ansteht! Da kam dann ganz überraschend die Frage auf, vor der man dann eben steht: Wo kriege ich jetzt meinen Praktikumsplatz her? Darauf war dann das ROSI für mich die Antwort! So kam ich also über meine Tätigkeiten als Tutor bzw. die dort geknüpften Kontakte und gesammelten Erfahrungen ans ROSI und konnte mein Pflichtpraktikum dort in der Geschäftsstelle absolvieren. Da ich dadurch schon so weit in die ROSI Arbeit eingetaucht war, war es für mich recht klar, dass ich dort weiter tätig sein möchte und so wurde ich als Studentische Hilfskraft übernommen.
Wie ging es dann für dich nach deinem Abschluss und nach deiner Arbeit im ROSI weiter? Welche Auswirkung hatte deine Arbeit im ROSI auf dein Leben nach der Universität?
FG: Nach dem ROSI ist für mich ja gleichbedeutend mit nach dem Studium, also ich habe tatsächlich mein gesamtes restliches Studium im ROSI als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft dort gearbeitet (3-4 Jahre).
Nach dem Studium ging es dann eben los mit der großen Jobsuche. Gerade im Fachbereich der Politikwissenschaft oder Sozialwissenschaft muss man sich nach dem Studium den großen Fragen stellen: Wie geht es weiter? Wo finde ich Anschluss? So habe ich also erstmal einige Monate damit verbracht, mich auf verschiedene Stellen zu bewerben.
Meine Masterarbeit hatte ich tatsächlich auch im Rahmen eines ROSI Kooperationsprojektes mit dem Kooperationspartner „Haus des Engagements“ geschrieben. Kontakte, die ich in dieser Zusammenarbeit knüpfen konnte, haben mir dabei geholfen, auf Stellenausschreibungen aufmerksam zu werden, so kam es dann also, dass eine Person aus dieser Zeit mich auf eine Ausschreibung im Körber Haus hingewiesen hat, auf die ich mich dann beworben habe. Das Bewerbungsgespräch lief dann auch recht positiv; ausschlaggebend dafür waren Erfahrungen und Skills, die ich mir in meiner langjährigen Tätigkeit im ROSI und auch während des Kooperationsprojektes im Rahmen meiner Masterarbeit aneignen konnte. Sowohl damit allgemein neben dem Studium einen Job ausgeübt zu haben, der Inhalte und Praxis vereint, aber eben auch mit konkreten Erfahrungen, z.B. im Projekt- und Office Management, konnte ich so im Bewerbungsgespräch punkten, dass ich die Stelle letztlich bekommen habe.
Und so wird der Weg aus dem ROSI weitergeführt: heute bin ich verantwortlich für rund 70 Engagierte, die in 19 verschiedenen Engagementbereichen in der Körber-Stiftung aktiv sind. Da ist mein Tätigkeitsfeld sehr vielfältig, aber in jedem Fall kann ich auf meinen ROSI Erfahrungen aufbauen – insbesondere die Skills im Rahmen der Projektplanung und auch die methodischen Erfahrungen helfen mir im Alltag weiter. Man könnte sagen, dass mein heutiger Beruf inhaltlich und methodisch an meiner Tätigkeit im ROSI anknüpft.
Warum würdest Du anderen Studierenden raten, mit dem ROSI zusammen zu arbeiten? Welches Potenzial siehst du in der ROSI-Arbeit bzw. in transferorientierten Projekten?
FG: Der größte Benefit einer Tätigkeit im oder Kooperation mit dem ROSI liegt darin, dass die Arbeit praxisnah ist und gleichzeitig die Inhalte aus den Studienfächern (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) vertieft.
Genau dieser praktische Aspekt ist sehr wertvoll, auch um sich mit der Zeit ein breites Netzwerk aufzubauen, von dem man später profitieren kann. Im ersten Moment weiß man vielleicht noch gar nicht, wofür man diese Praxiserfahrung, diese Netzwerke und andere Ressourcen braucht, aber spätestens im Beruf nach dem Studium merkt man das dann, wie wertvoll das eigentlich ist und an welchen Stellen einem die einzelnen Dinge wieder begegnen.
Z.B. hatte ich in meiner Bachelorzeit im ROSI eine Zusammenarbeit mit einer Person, die mir neulich erst im Beruf wieder begegnet ist – jetzt können wir an unserem Kontakt anknüpfen und in einem völlig anderen Kontext eine neue Zusammenarbeit starten! Es ergeben sich also oft mal Anknüpfungsmöglichkeiten, die man im Vorhinein nicht erahnt, insbesondere im Engagementbereich gibt es einige bekannte Akteure, die man dann mindestens vom Namen her schon kennt.
Der andere Aspekt ist eben der inhaltliche Bezug der Tätigkeit: irgendwas Praktisches machen ist zwar gut, aber die Arbeit im ROSI ist da sehr bezogen auf das, was man als Studierende:r der Sozialwissenschaften auch später mal machen kann und dadurch nochmal anders wertvoll für die Orientierung und den weiteren Weg. Für mich war meine Zeit mit dem ROSI auch eine in der ich für mich erforschen konnte, was mir Spaß macht bzw. was nicht und in welche Richtungen ich mich dementsprechend weiterentwickeln möchte. Das ROSI war also ein wegweisender Ort zum Ausprobieren, um Präferenzen und Kompetenzen zu entdecken und auszubauen. Vor allem aber auch ein Ort, um inhaltliche und methodische Skills zu entwickeln, die eben nicht im Studium vermittelt werden, einen aber tatsächlich für den (späteren) Praxisalltag weiterbringen. Dazu gehören Bereiche wie Buchhaltung, Projektmanagement, Konfrontation mit fachfremden Themen, aber auch Einblicke hinter die Kulissen der Uni Hamburg – durch die erfahrbar wird, wie Strukturen und Prozesse in Einrichtungen aussehen können.