Themen & aktuelle Forschung
In unserer Forschung konzentrieren wir uns auf Fragen, die die soziale und ökologische Verantwortung von Organisationen und ihren Stakeholdern betreffen. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie der Disruption von Geschäftsmodellen, Digitalisierung, Globalisierung und einem zunehmenden Bewusstsein für Nachhaltigkeitsbelange beschäftigen wir uns besonders mit Mitarbeitenden und Konsumentinnen und Konsumenten sowie deren Verhalten. Unsere Arbeit ist durch eine empirische Orientierung geprägt. Wir nutzen qualitativ- und quantitativ-empirische Methoden, um sowohl Primär- als auch Sekundärdaten über Firmen, Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende zu analysieren.
Unsere Forschung wurde in renommierten internationalen Zeitschriften veröffentlicht. Dazu gehören das Journal of Business Ethics, das Journal of Marketing, das Journal of the Academy of Marketing Science und das Journal of Consumer Psychology.
Übersicht unserer Forschungsthemen
Digitale Soziale Innovationen
Digitale Soziale Innovationen (DSI) haben es zum Ziel, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Ein Beispiel hierfür stellt Obdachlosigkeit dar. Mit Hilfe eines gestaltungsorientierten Forschungsansatzes wird in einem mehrjährigen Forschungsprojekt erforscht, wie Technologien Menschen helfen können, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. In diesem Forschungsprojekt liegt zeitgleich das Augenmerk darauf, wie Werte der Stakeholder sich in die DSI bzw. Technologie einschreiben lassen.
Einsatz digitaler Technologien zur Förderung umweltfreundlichen Verhaltens
Digitale Technologien werden zunehmend eingesetzt, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Während die Wirksamkeit solcher digitaler Verhaltensinterventionen gut dokumentiert ist, zeigt sich gleichermaßen, dass ihre Wirkung sehr variabel ist und einer komplexen zeitlichen Dynamik zu unterliegen scheint. In unserer Forschung setzen wir sensorbasierte Datenerhebungsmethoden und fortschrittliche statistische Modellierungstechniken ein, um zu untersuchen, wie sich digitale Verhaltensänderungen im Laufe der Zeit auf umweltfreundliches Verhalten auswirken. Dabei untersuchen wir, wie sich die als reaktion auf Interventionen entstehende Verhaltensmuster in Abhängigkeit von verschiedenen Kontexten und einer Vielzahl interindividueller Merkmale verändern, um ein besseres Verständnis für die Wirksamkeit von digitalen Verhaltensinterventionen zu verbessern und verwertbare Erkenntnisse für die Gestaltung von Interventionen zu liefern, die umweltfreundliches Verhalten über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten.
Experimentierräume für Nachhaltigkeitsinnovation in Unternehmen
In diesem qualitativen Forschungsprojekt untersuchen wir, wie Nachhaltigkeitsinnovationen in etablierten Unternehmen vorangetrieben werden können. Hierbei fokussieren wir uns insbesondere auf die Rolle von geschaffenen Experimentierräumen (bspw. Social Intrapreneurship Programme oder Nachhaltigkeitsinkubatoren in Unternehmen) und erforschen die Dynamik von Veränderungsprozessen, die Nachhaltigkeit weiter in den Mittelpunkt der Organisation rücken.
Geschäftsmodellentwicklung in nachhaltigen Start-Ups
Nachhaltige Start-ups, die versuchen, komplexe Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Verlust der Biodiversität durch neue Geschäftsmodelle zu bewältigen, stehen vor der schwierigen Aufgabe, soziale, ökologische und finanzielle Ziele in Einklang zu bringen. Um besser zu verstehen, wie Gründer:innen solche Spannungen ausbalancieren und tragfähige nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, verfolgt unsere Längsschnitt-Fallstudie die Entwicklung von Geschäftsmodellen in sechs verschiedenen nachhaltigen Start-ups. Wir stellen fest, dass je nach der kognitiven Konfiguration des Gründerteams, nachhaltige Start-ups Geschäftsmodelle auf zwei alternativen Pfaden entwickeln. Diese Pfade spiegeln unterschiedliche Ansätze bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen wider, und zwar in Bezug auf das, was getan wird, wie es getan wird und wann es getan wird, und erklären, warum einige Unternehmen über die Proof-of-Concept-Phase hinaus überleben und andere nicht. Insgesamt stellen wir fest, dass Teams mit einer paradoxen Denkweise, die gleichzeitig soziale, ökologische und ökonomische Ziele integrieren, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, die Proof-of-Concept-Phase erfolgreich zu überstehen. Darüber hinaus fördert das Vorhandensein idealistischer und pragmatischer Perspektiven innerhalb des Teams die kognitive Vielfalt, die für die effektive Bewältigung komplexer Herausforderungen entscheidend ist.
Unsere Studie wurde im Strategic Entrepreneurship Journal veröffentlicht und ist hier zu finden.
Impact Reporting in Social Enterprises
Im Angesicht globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, sozialer Ungleichheit und Ressourcenknappheit spielen Social Enterprises (SEs) eine entscheidende Rolledurch ihre sozialen und ökologischen Wirkungen. Impact Measurement and Valuation (IMV), die Messung und Bewertung solcher Wirkungen, ermöglicht es SEs, sich strategisch wirkungsorientiert auszurichten, externe Effekte zu internalisieren und Verantwortung gegenüber Stakeholdern zu übernehmen. Dieses Forschungsprojekt untersucht, wie SEs ihre Wirkung messen und kommunizieren. Zwar ist Impact-Kommunikation häufig, die tatsächliche Messung jedoch oft output-fokussiert, beschränkt sich also auf zählbare Angabe wie die Anzahl angebotener Schulungen. Outcome-Indikatoren sind weniger stark entwickelt, zeigen jedoch Potenzial für Standardisierung. Zudem wird analysiert, wie SEs ihre Indikatoren an den Sustainable Development Goals (SDGs) ausrichten und welche Themen in der Outcome-Messung hier dominieren. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Herausforderungen und Strategien von SEs bei der Wirkungsmessung besser zu verstehen. Sie liefern wertvolle Einblicke für Praxis und Politik, um die Transparenz, Standardisierung und Wirksamkeit von Impact-Reporting in diesem Sektor zu stärken und weiterzuentwickeln.
Implementierung von Robust Action Strategies in der Praxis
Individuen und Organisationen sind zunehmend mit globalen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehören die Klimakrise, die COVID-Pandemie und zwischenstaatliche Kriege. Im Kontext des Krieges gegen die Ukraine wird in diesem Forschungsprojekt untersucht, wie robuste Handlungsstrategien (robust action strategies) in die Praxis umgesetzt werden können. Das übergeordnete Ziel ist es, zu verstehen, wie Organisationen zur Bewältigung von grand challenges beitragen können, indem sie Strukturen, Praktiken und Strategien entwickeln, flexibles und resilientes Organisieren angesichts in Krisenzeiten ermöglichen.
Legitimitäts- und Authentizitätswahrnehmung von Organizational Purpose und Purpose-Driven Organisationen
Purpose ist in der Wirtschaft aktuell ein modisches Schlagwort und beschreibt die zentrale Zielsetzung eines Unternehmens, die über reine Gewinnorientierung hinausgeht und auf einen positiven gesellschaftlichen Beitrag abzielt. In einer Zeit, in der Unternehmen zunehmend unter Druck stehen, Verantwortung für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu übernehmen, ist es entscheidend zu verstehen, wie verschiedene Stakeholdergruppen – darunter Kund:innen, Mitarbeitende, oder die breite Öffentlichkeit – die Legitimität und Authentizität des erklärten Purpose wahrnehmen. Im Rahmen verschiedener quantitativer und qualitativer Studien untersuchen wir die Dynamik dieser Wahrnehmungen und Evaluationsprozesse. Auf diese Weise wollen wir zu einer differenzierteren und kritischeren Sichtweise des Purpose-Konzepts beitragen, indem wir die Bedingungen ermitteln, unter welchen das Kommunizieren eines höheren Zwecks die Legitimität und Authentizität verbessert oder untergräbt.
Nachhaltigkeitsberichterstattung, Wesentlichkeitsanalyse und Stakeholder Engagement
Innerhalb der nächsten Jahre werden bis zu 50.000 Unternehmen in der Europäischen Union durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen berichtspflichtig. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei die sog. Wesentlichkeitsanalyse, ein Prozess, durch den Unternehmen in Zusammenarbeit mit ihren Stakeholdern diejenigen Nachhaltigkeitsthemen bestimmen, die für das Nachhaltigkeitsmanagement und die -berichterstattung besonders relevant sind. In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir, wie deutsche Unternehmen die Anforderungen an die Berichterstattung und Wesentlichkeitsanalyse umsetzen und inwiefern Änderungen in der Regulatorik unternehmensinterne Prozesse sowie die Zusammenarbeit mit Stakeholdern ändern.
Reale Utopien – Prefigurative organizing in and against capitalism
In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir, wie real utopias durch sogenanntes prefigurative organizing verwirklicht werden können. Hierbei fokussieren wir uns insbesondere auf die Probleme und Schwierigkeiten, die sich für präfigurative Organisationen ergeben, wenn sie innerhalb traditioneller, kapitalistischer Makrostrukturen agieren und gleichzeitig alternative Organisationsprinzipien verfolgen, wie beispielsweise Konsensdemokratie innerhalb der Organisation, Selbstorganisation der Mitarbeiter:innen und Verzicht auf Hierarchien. Unser Ziel ist es, zu verstehen, wie solche alternativen Organisationen die mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit verbundenen Komplexitäten bewältigen können, insbesondere im Kontext von Krisen.
Zwischen Utopie und Dystopie - Gemeinsame nachhaltige Zukunft mit KI gestalten
In einer Zeit, in der globale Herausforderungen wie der Klimawandel, geopolitische Spannungen und die Destabilisierung der Demokratie eskalieren, fordern Grassroot Bewegungen, NGOs und Sozialunternehmen zunehmend dringende Maßnahmen gegen ökologische und soziale Ungerechtigkeit. Gleichzeitig fordern diese eskalierenden Herausforderungen einen emotionalen Tribut in Form von Rückzug aufgrund von Hilflosigkeit. Die Hilflosigkeit kann dabei wiederum die Zusammenarbeit beeinträchtigen. Dieses Projekt baut auf der Literatur zur kritischen Pädagogik und Prospective Theorizing auf. Somit legen wir in diesem Projekt einen Schwerpunkt auf positive Visionen einer nachhaltigen Zukunft, um sowohl die globalen Herausforderungen zu addressieren als auch Menschen proaktiv darin zu bestärken einen Beitrag zu den bestehenden Herausforderungen zu leisten. Insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Visualisierung von positiven Zukunftsszenarien wird näher betrachtet.