Forschung
Die Professur für Globalisierung und Governance der Klimapolitik befasst sich schwerpunktmäßig mit politischen Praxen, Diskursen, Transformationen und Konflikten klimapolitischen Regierens.
Prägend für unsere theoretische Verortung sind kritische Governanceforschung, Debatten um Klima- und Energiegerechtigkeit (energy justice, climate justice), Transformationsforschung, Post- und dekoloniale Studien, Internationale Politische Ökonomie und Entwicklungsanthropologie.
Im BMBF-Projekt H2POLITICS befassen wir uns mit den sozial-ökologischen und entwicklungspolitischen Auswirkungen der Nationalen Wasserstoffstrategie für Länder des Globalen Südens. Aufgrund der Importorientierung der deutschen Wasserstoffstrategie rücken wind- und sonnenreiche Länder im Globalen Süden in den Fokus für die Herstellung von grünem Wasserstoff für den Export nach Deutschland, um hier zur Energiewende beizutragen. Während Debatten sich bislang vor allem um die techno-ökonomischen Potenziale und Grenzen von globalen Wasserstofflieferketten drehen, legen wir den Blick auf die sozial-ökologischen, entwicklungspolitischen und (neo)kolonialen Auswirkungen von Wasserstoffprojekten und Wasserstoffpartnerschaften u.a. in Südafrika und Nambia und kollaborieren mit Aktivist*innen vor Ort.
Im Rahmen der BMBF-Forschungsgruppe GLOCALPOWER (Universität Hamburg und Universität Kassel) untersuchte unser Team Governance und politische Ökonomie afrikanischer Energiewendeprozesse mit Fallstudien in Ghana, Sambia und Südafrika. Uns beschäftigten Gestaltungsmöglichkeiten und Konflikte einer gerechten Energiewende, so etwa am Beispiel südafrikanischer Energiepolitiken, aber auch „carbon lock-ins“ und Interventionen in die energiepolitische Souveränität, wie sie etwa im Rahmen globaler Energieverträge mit Ländern des globalen Südens geschehen. Auch die Finanzialisierung von energie- und klimapolitischen Transformationsprozessen – verkörpert bspw. durch Green Bonds, Green Funds oder Derisking – bildete ein wichtiges Forschungsfeld, das wir mit polit-ökonomischen, postkolonialen und gouvernementalitätstheoretischen Zugängen bearbeiten.
Postkoloniale Umweltgovernance, Energiekolonialismus und grüner Extraktivismus interessieren uns mit Blick auf Regierungspraxen bzw. Protest und Widerstand. Hier manifestieren sich Machtbeziehungen, die häufig in lokale Ownership und Souveränität, in Wissensproduktion und -transfer und in Transformationsstrategien intervenieren, neue Subjekte hervorbringen, aber auch neokoloniale Qualitäten entfalten.
Einen abstrakteren paradigmatischen Rahmen bilden Forschungsarbeiten zum Anthropozän und seinen Herausforderungen für Theorien Internationaler Beziehungen. Das Lehrbuch „International Relations in the Anthropocene“ (hg. zusammen mit Delf Rothe und David Chandler) versammelt ganz unterschiedliche machtkritische Perspektiven auf dieses menschengemachte Erdzeitalter und entwirft bspw. entlang der Critical Security Studies, demokratietheoretischer Konfigurationen oder post-humanistischer Ansätze Wege durchs Anthropozän.
Unsere empirische Arbeit verknüpft eine Vielzahl methodologischer Zugänge, u.a. mixed-method designs, qualitative Interviews, Policy-Mapping, politische Ethnographie und z.T. partizipative Aktionsforschung.
Einige unserer Teammitglieder verstehen sich als Academic Activists und sind seit vielen Jahren in transnationalen Bewegungen für Klima- und Energiegerechtigkeit aktiv.