quantitative Methoden
der Sozialforschung
Foto: UHH/Denstorf
8. April 2021
von Stefanie Kley
Die große Rezession ab 2008 hat die Bevölkerung der europäischen Länder unterschiedlich stark getroffen. In diesem Artikel wird untersucht, wie stark die Menschen von materieller Deprivation (relativer Armut) gestresst waren. Angesichts der Entwicklung gemeinsamer Konsumstandards in der Europäischen Union kann man annehmen, dass ein bestimmtes Niveau an Deprivation in allen Ländern ein ähnliches Ausmaß an Stress erzeugt.
Anhand von EU-SILC-Daten für den Zeitraum 2007 bis 2015 wird gezeigt, dass sich die Länder diesbezüglich nicht angleichen. Während das Stressniveau in relativ armen Ländern durchschnittlich höher ist, weil das Deprivationsniveau höher ist, zeigt sich in relativ wohlhabenden Ländern ein stärkerer Zusammenhang zwischen der individuellen Deprivationserfahrung und wirtschaftlichem Stress.
Die Ergebnisse stützen die Idee von der Beständigkeit nationaler Referenzgruppen, anhand derer die Menschen ihre eigene wirtschaftliche Situation beurteilen. In Ländern, in denen viele Menschen von Armut betroffen sind, verursacht es weniger Stress, selbst relativ arm zu sein, als in reichen Ländern. Einen Vergleich der eigenen Lage mit der Situation der Menschen in europäischen Nachbarstaaten stellen die Menschen selten an.
Den Artikel finden Sie hier (open access):
https://doi.org/10.1177/00016993211001121