DFG Projekt (Nr. 268475812)
„Zeitstetige Formulierung von Dynamischen, Stochastischen Gleichgewichtsmodellen - Theorie und Anwendungsbeispiele“
Phase 1:
Ziele des Projekts sind die Entwicklung eines Neu-Keynesianischen-Referenzmodells in zeitstetiger Formulierung sowie die Bereitstellung numerischer Lösungsverfahren, um die Effekte geldpolitischer Interventionen und/oder fiskalpolitischer Maßnahmen sowie deren Wirkung auf Finanzmärkte und die Realwirtschaft zu evaluieren. Die am häufigsten benutzten theoretischen Instrumente in der Makroökonomischen Analyse und bei der Gestaltung von Fiskalpolitik und Geldpolitik basieren auf dem Neu-Keynesianischen (NK) Paradigma. Das NK-Modell gilt als das akzeptierte Referenzmodell. Die verschiedenen Ansätze in diesem Modellrahmen werden benutzt, um die Effekte geldpolitischer Interventionen und/oder fiskalpolitischer Maßnahmen und deren Wirkung auf Finanzmärkte und die Realwirtschaft zu evaluieren. Bemerkenswert ist dabei, dass nahezu die gesamte Literatur auf einer Formulierung des Referenzmodells in diskreter Zeit basiert. Es fehlt ein analoges NK-Referenzmodell in zeitstetiger Formulierung. Dabei sprechen keine objektiven Gründe für die Annahme einer festgelegten Periodenlänge. Motiviert durch Vorteile bei Lösungsmethoden (analytisch und numerisch) sowie bei empirischen Analysen (Einbinden verschiedener Beobachtungsfrequenzen) im Vergleich zu den existierenden Ansätzen, soll ein NK-Referenzmodell in zeitstetiger Formulierung entwickelt und numerische Lösungsverfahren bereitgestellt werden. Das neue NK-Referenzmodell soll dabei die empirisch relevanten Fragen beantworten können, gleichzeitig jedoch eine einfache Implementierbarkeit aufweisen. Die im Rahmen des Projekts zu beantwortenden Fragen sind: Welche Effekte haben verstärkte Unsicherheit auf ökonomisches Verhalten? Wie sieht eine wirksame Geld und Fiskalpolitik aus, wenn der nominale Zinssatz so niedrig ist, dass das Hauptinstrument der Geldpolitik aufgrund einer Null-Zins-Restriktion nicht mehr zur Verfügung steht? Welche Effekte haben periodisch auftretende Finanzkrisen auf ökonomisches Verhalten und damit auf die Gestaltung von Geld- und Fiskalpolitik? Mit diesem Projekt knüpfen wir an die bestehende Literatur an. Insbesondere soll ein NK-Referenzmodell in zeitstetiger Formulierung basierend auf dem Calvo-Preissetzungsverhalten der Unternehmen entwickelt und Lösungsmethoden bereitgestellt werden. Die Vorteile und Bedeutung der alternativen, zeitstetigen Formulierung sollen durch verschiedene Anwendungsbeispiele in drei Projektmodulen hervorgehoben werden.
Phase 2:
Der Neu-Keynesianische (NK) Modellrahmen nimmt bei der Analyse von Konjunkturzyklen und der Geld- und Fiskalpolitik eine Schlüsselrolle ein. Die Schwächen einfacher NK-Modelle mit Blick auf die Finanzkrise 2007/2008, der andauernden Niedrigzinsphase und unkonventioneller Geldpolitik, haben die Relevanz einer kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden Theorien aufgezeigt. Neben den Vorteilen gegenüber alternativen, traditionellen Ansätzen (z.B. Alt-Keynesianische oder monetaristische Theorien) macht auch das einfache NK-Modell falsche Vorhersagen mit teils paradoxen Resultaten und Politikempfehlungen. In diesem Projekt setzen wir an diesen Kritikpunkten an und wollen Lösungsvorschläge entwickeln. Das während der ersten Förderphase entwickelte NK-Referenzmodell zeigt, dass unkonventionelle Geldpolitik (langfristige Ziele) sowie eine globale Lösungsmethode die empirischen Daten, einschließlich der Null-Zinspolitik mit einer aktiven Taylor-Regel, konsistent im NK-Modell erklärt werden können. Eine gemeinsame Betrachtung von Fiskal- und Geldpolitik, insbesondere die Einbindung der fiskalischen Theorie des Preisniveaus (FTPL), ermöglicht einen alternativen Erklärungsansatz im NK-Modell. Die Berücksichtigung von Finanzmarktfriktionen, ohne die unkonventionelle Geldpolitik durch massive Ankäufe von Wertpapieren – in der Fachliteratur auch “Quantitative Easing” genannt – irrelevant ist, bietet gleichzeitig die Möglichkeit eines umfassenden Verständnisses der Ereignisse seit der Finanzkrise mit dem Ziel, gemeinsame Strategien von Zentralbanken und Fiskalpolitik zu entwickeln, um künftige Finanz- und Verschuldungskrisen zu bewältigen bzw. diese zu vermeiden.